Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
Die schwarzen Hosen lagen eng an und gingen fast nahtlos in die schwarzen Stiefel über. Der Übergang wurde nur durch einen Goldsilberstreifen der am Schienbein in einer Pfeilform nach unten zeigte sichtbar.
Flankiert von Malhim in seiner weiß-grünen Kleidung und vom dritten Senjyou in einem weiß-hellblauen Mantel, der bis zum Boden reichte, schien der König wie die Nacht alles Licht in sich aufzusaugen. Kontrastreich fiel sein langes schneeweißes Haar offen über die Schulter. Hinter die Ohren zurückgekämmt, ragen ihre lange Spitzen in einem leicht schrägen Winkel in die Luft. Augen, in dem gleichen Grüngold wie Malhims, musterten die vier Gäste auf dem Sofa, während die eisblauen Augen des anderen Neuankömmlings durch sie hindurchschaute als wären sie nicht da. Er wirkte neben der großen Gestalt jung, wenn man bei der zeitlosen Erscheinung von Alter überhaupt sprechen konnte. Sein Haar war blond, fast weiß. Der dunkle gekleidete hatte den Kopf zwar etwas gesenkt, strahlte jedoch eine innere Ruhe und Weisheit aus, wie es nur ein König konnte.
Die drei Senjyou nahmen gegenüber der Gruppe auf den Sesseln Platz. Rechts setzte sich Malhim, in der Mitte der König und zu seiner Linken, der andere junge Senjyou.
„Ich muss mich wohl zunächst für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die unsere Wachposten Euch bereitet haben. Ihr müsst entschuldigen, wir haben hier nur selten Besuch und würden es gerne dabei belassen. Aber ich sollte mich zunächst erste einmal vorstellen“, sagte der Senjyoukönig mit fast akzentfreiem Vostokisch, „ich bin Awamir, Herrscher der Senjyou. Zu meiner Rechten sitzt der Kronprinz, den ihr als Malhim bereits kennengelernt habt und zu meiner Linken, sein treuer Freund, Berater, Magier und Cousin Haril.
Darf ich mich noch einmal Euren Namens und den Namen Eurer Gefolgsleute versichern? Danach werde ich ohne Umschweifen zum Punkt kommen, wie es scheint, haben wir nicht mehr viel Zeit.“ Die letzten beiden Sätze waren Airisch und er bekam eine Antwort in der Vostokensprache von Serena: „Ich bin die Einzige in dieser Runde, die Airisch versteht. Ich bin Serena, das sind Mikhael, Molly und Aira.“
„Ich habe schon von diesem Phänomen vernommen. Ein Vostoke, der Airisch spricht und ein Airen der nur der Sprache der Vostoken Herr ist, aber das Amulett Zerelf trägt. Ich würde gerne mehr darüber erfahren. Warum sprecht Ihr Airisch und von wem habt Ihr es gelernt? Woher kommt Ihr?“
Mikhaels bemerkte verärgert und sorgenvoll, dass der Kronprinz Serena die ganze Zeit nicht aus den Augen ließ und sie unverwandt anstarrte. Das war noch schlimmer als er gedacht hatte. Von allem, das hätte passieren können ... Ein Prinz! Prinzen waren es gewohnt auf die eine oder andere Weise zu bekommen, was sie wollten. Besonders Kronprinzen. Mikhael biss die Zähne zusammen, seine Kiefern schmerzten vor Anspannung.
„Ich bin aus einem Dorf namens Krem und wurde von Zorghk unterrichtet.“ Erkenntnis funkelte in den Augen des Königs, als Serena den Namen ihres Lehrers aussprach.
„Wie alt seid Ihr und wie heißen Eure Eltern?“, fragte König Awamir ohne Umschweifen.
„Ich bin siebzehn und die Tochter von Sieran und Alara Flügelschlag.“
Die Augen des Senjyoukönigs weiteten sich vor Überraschung.
„Zorghk und Alara ... Sie sieht aus wie Laron. Die Haarfarbe, die Augen und die gleichen Gesichtszüge“, dachte König Awamir bei sich, „ ich muss sicher gehen.“ Laut sprach er die Frage aus, die er sich seit über siebzehn Jahren stellte: „Wo befinden sich Eure Eltern jetzt?“
„Meine Mutter lebt noch in Krem, mein Vater wurde von Soldaten abgeführt, als ich fünf war.“
„Und Zorghk? Wo ist er?“
„Ebenfalls in Krem.“
„Können Sie mir diesen Ort auf der Karte zeigen?“, fragte er und richtet einen Befehl in der Singsangsprache an den Senjyou zu seiner Linken. Haril griff in den langen Ärmel seines Mantels, zog eine Karte heraus und breitete sie auf dem Tisch aus, der zwischen Ihnen stand.
Serena studierte die Karte sorgfältig. So eine hatte sie noch nie gesehen. Im Zentrum lag ein großes bewaldete Gebiet, in dem einige Stellen markiert waren. In einer Schrift, die Serena nicht lesen konnte, waren vermutlich Städtenamen vermerkt. Geographische Karten des Vostokenreiches hatte Serena bereits gesehen. In ihren Zentren war das Vostokengebiet und dort wo das Reich der Senjyou begann, war außer einer grünen Fläche nie etwas eingezeichnet.
Bei
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