Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
dieser Karte war es genau umgekehrt. Im Vostokengebiet waren zwar ein paar große Städte und Kaufmannsrouten markiert, jedoch nicht sehr präzise. Dass Krem nicht eingezeichnet war, verwunderte Serena nicht sonderlich, da es nicht einmal in den Vostokenkarten auftauchte.
„Ich kann auf dieser Karte ungefähr zeigen, wo sich Krem befindet. Aber ich habe eine Karte bei mir, die detaillierter den Teil des Vostokenreiches zeigt“, sagte Serena ohne Bedenken freiheraus.
Mikhael versteifte sich. Es war keine gute Idee jemandem einen Lageplan von seinem Zuhause zu geben. Vor allem wenn man nicht wusste, ob derjenige einem gut oder schlecht gesinnt war. Er würde ein ernstes Wörtchen mit Serena reden müssen. Der König schien sein Unbehagen zu spüren und sagte lediglich: „Dieses Angebot würde ich sehr gerne ein andermal annehmen. Könntet Ihr mir die ungefähre Lage von Krem auf dieser Karte zeigen?“
Serena besah die Karte etwas und suchte nach Anhaltspunkten, an denen sie sich orientieren konnte. Sie schaute südöstlich an der Grenze des Senjyoulandes und rechnete anhand der Zeit die sie gebraucht hatten die etwaigen Strecke aus. Serena fand Punkte, an denen sich etwa die Städte Lörm und Morl befanden und den Dunkelwald, der sich südöstlich von Morl weitläufig erstreckte.
„Wenn man diesen Wald vom Nordwesten betritt und sich immer südöstlich hält, kommt man nach circa zehn Tagen Fußmarsch zu einem Dorf, das von diesem umzäunt wird. Das ist Krem“, sagte Serena nach einer Weile und deutete zu der Stelle, an der sie Krem vermutete. Der Magier machte sich Notizen und packte die Karte wieder in seinen Umhang, vorsichtig, als handele es sich um einen Schatz von unzählbarem Wert. Serena hätte sie gerne noch etwas länger studiert.
König Awamir drehte sich zu Prinz Malhim und sagte etwas in Senjyou zu ihm. Malhims Augen wurden groß. Er wiederholte die Namen „Alara“ und „Laron“, wobei sein Blick zu Serena wandelte und auf ihr ruhen blieb.
Mikhael hielt sich zurück. Er konnte die Situation noch nicht einschätzen und fühlte sich für den Moment in der Beobachterrolle wohler. Molly verhielt sich ebenfalls ruhig. Sie begnügte sich damit ihren Blick von einem Senjyou zum anderen wandern zu lassen und sog, von so viel Schönheit geblendet, jede Kleinigkeit in sich auf.
Aira schmiegte sich an Serena und blickte zu Boden. Bei so viel Schönheit im Raum fühlte sie sich fehl am Platz und wünschte sich eine dunkle Ecke, in der sie sich verkriechen konnte. Nervös spielten ihre Finger mit ihrem Amulett. Erst als sich der König neben ihr kniete, bemerkte Aira, dass alle Augen auf sie gerichtet waren. Er hatte sie wohl angesprochen und sie hatte es nicht mitbekommen. Ihre Wangen röteten sich.
„Dürfte ich mir das Amulett aus der Nähe betrachten Lady Aira?“, wiederholte er. Bei ihrem Namen stolperte seine Zunge etwas und er schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln. Sie nahm ihre Hand von dem Amulett und schaute den König verschüchtert an. Er nahm das Amulett in seine Hände und studierte es genau. Nach wenigen Minuten erhob er sich und setzte sich wieder auf seinen Platz.
Der Magier hatte seine Stirn gerunzelt und missbilligend zur Seite geschaut. Er wollte seinen König vor niemandem knien sehen, und schon gar nicht vor so einem Pack dahergelaufener Primaten.
„Wisst Ihr, was Ihr da bei euch tragt?“, fragte der König mit sanfter, kaum hörbarer Stimme nach einer langen Pause. Er wirkte nun älter und müde. Aira wand den Blick ab und schüttelte den Kopf.
„Wo habt Ihr es her? Wer hat es auch gegeben?“ Immer noch zu Boden blickend, hauchte Aira nach einer langen Pause: „Ich ... Ich weiß nicht ... Es war schon da ... Seit ich denken kann ...“
„Kennt Ihr seine Bedeutung? Wisst Ihr was darin eingraviert ist?“, bohrte der König schärfer nach.
„N... Nein“, antwortete Aira. Die Röte breitete sich von ihren Wangen bis zu ihre Ohrenspitzen aus und sie schrumpfte zusammen, wollte sich hinter dem Polster des Sofas verstecken. Der König seufzte, lehnte sich zurück und starrte zur Decke.
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Amulett je wieder sehen würde.“ Er schloss die Augen und begann mit fester Stimme zu reden: „Das Amulett, hergestellt aus feinstem Dunkelstein, wurde mit Holz des ewigen Baumes verarbeitet. Der fähigste Steinmetz unter den Airen und der begabteste Holzschnitzer der Senjyou fertigten die einzelnen Elemente und der größte Magier unter den
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