Zerfleischt - Der ultimative Thriller
Versteht ihr? Versteht ihr? VERFLUCHT NOCH MAL, VERSTEHT IHR, JUNGS?«
Beide Jungs waren nackt, ihre Gesichter mit Schmutz und Schweiß verkrustet. Aber ihre Augen funkelten groß und irgendwie ursprünglich. Mr. Chalmers hatte ihnen wehgetan und sie schienen es zu mögen. Der Schmerz hatte etwas in ihnen freigesetzt und es war etwas, von dem sie mehr wollten.
In der Ferne hörten sie plötzlich ein chorähnliches Heulen. Es erhob sich grell und kreischend und verstummte dann. Es war schwer zu sagen, ob es von Tieren oder Menschen stammte. Als er das Geräusch vernahm, nickte Mr. Chalmers, als verstünde er das Bedürfnis zu heulen nur zu gut.
»Bringt mich nicht noch einmal dazu euch zu disziplinieren«, sagte Mr. Chalmers. »Jetzt geht los und bringt mir eine Frau! Kommt nicht mit leeren Händen zurück. Bringt mir irgendeine Stute, irgendeine schöne, junge Stute und kommt nicht ohne zurück. Los!«
Mike und Matt liefen davon, und sie waren weniger menschlich als noch vor einer Stunde. Sie rannten durch Gärten und Wege hinunter, krabbelten durch unbebaute Parzellen, wo das Gras gelb und verdorrt und staubig war. Das war der heiße grüne Spätsommer und sie rochen es, schmeckten es, kannten es, wie sie es niemals zuvor gekannt hatten. Sie rieben ihre verschwitzten, nackten Körper mit Dreck, knisternden, braunen Blättern, mit Spreu und Lehm ein, bis sie nach Sommer, nach gehaltvoller Erde und einfachen wilden Geschöpfen rochen.
Sie sollten irgendeine Tussi, irgendeine schöne, junge Tussi für Mr. Chalmers besorgen, eine Muschi, und sie verstanden das Verlangen und Bedürfnis nach einer guten Muschi, aber zur Hölle mit Mr. Chalmers, sie waren jung und frei und verloren sich im berauschenden Aroma des absoluten Atavismus.
So viele Häuser.
So viele Orte zum Überfallen.
Und hinter so vielen dieser Türen hatten die Eigentümer das neue vorzeitliche Blut von Greenlawn, das jetzt das Blut der Welt war, bereits gekostet. Sie waren davon berauscht, so wie Mike und Matt davon berauscht waren. Viele suchten schon ihre Waffen zusammen und horteten ihre Nahrungsmittel, trieben ihre Frauen und Kinder zusammen, lebten ihre süßen, geheimen, animalischen Freuden aus und warteten nur auf die Nacht, wenn sie frei herumlaufen, töten und vergewaltigen und plündern und das heiße Blut ihrer Beute auf ihren sabbernden Zungen fühlen würden.
Vielen erging es so.
Und die, die nicht so fühlten, wurden schnell zur Minderheit. Aber selbst in dieser trüben, geschockten, verwirrten Minderheit gab es Anzeichen von Ur-Trieben, das Bedürfnis auf allen vieren zu rennen und ihre Sinne mit der primitiven Freude der simplen Regression anzufüllen.
An der ersten Stelle, an der Mike und Matt anhielten, stand ein gepflegtes, weißes, einstöckiges Haus mit rosa Fensterläden. Der Garten befand sich in makellosem Zustand. Die Blumenbeete quollen über vor lauter Farben. Die Jungs rollten sich wie Hunde im Gras, stürzten sich auf die Blumen und zertraten die ganzen strahlenden Blüten. Sie schnappten sich Sträuße mit Zinnien und Ringelblumen, Gartenerbse und Löwenmaul und rieben die zerdrückten Blumen und duftenden Blütenblätter an ihre Körper. Im hinteren Garten war ein Goldfischteich angelegt. Dort fingen sie jeden Fisch und zerschmetterten die Tiere mit Steinen. Dann gingen sie in das Haus.
Sie wussten, wessen Haus es war.
Es gehörte Mrs. Cannon, einer pensionierten Schullehrerin. Falls man ihren Rasen mal unbefugt betrat, rief sie die Polizei. Falls man seinen Ball mal aus Versehen in ihren Garten schoss, beschlagnahmte sie ihn und gab ihn nie mehr zurück. So eine Sorte Mensch war sie. Eine Frau, die ihr Leben damit verbrachte, Kinder zu unterrichten, aber sie und ihre Jugend insgeheim verachtete. Die Eltern in der Siedlung hielten sie für ein elendes, altes Biest und für die Kinder gab es keinen Zweifel, dass sie eine Hexe war, die auf einem Besenstiel herumflog.
Als Mike und Matt durch die Tür kamen, wünschte sich Mrs. Cannon, die seit 17 Jahren Witwe war, innig, dass ihr Ehemann noch am Leben sei. Denn sie wusste, obwohl sie es in ihrem Leben mit einigen richtig schlimmen Jungs zu tun gehabt hatte, dass sie nun letztendlich die allerschlimmsten getroffen hatte.
Mike und Matt Hack.
Nackt und dreckig, mit Laub und Zweigen in den Haaren, ihre Körper zerkratzt und verwundet und mit Blumenfetzen beklebt, gehörten sie zu den schrecklichsten Dingen, die sie jemals gesehen hatte.
»Hallo, Mrs. Cannon«,
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