Zerfleischt - Der ultimative Thriller
Vinylweinblatt und Pflaumenstängel nach. Steve trank und rauchte seine Zigaretten und jedes Mal, wenn er die Asche in den Aschenbecher schnippte, war sie schon zur Stelle, leerte ihn aus und reinigte ihn. Schließlich, als sie es erneut tun wollte, packte er ihren Arm, als wollte er ihn brechen.
»Hör mir zu, Kathy«, sagte er, während auf seiner Oberlippe Schweißperlen glänzten. »Wenn du dich nicht hinsetzt und dich verflucht noch mal entspannst, fessle ich dich an einen verdammten Stuhl! Du regst mich auf, hörst du? Hör auf damit!«
»Ich … kann nicht aufhören«, gestand sie. »Ich fühle mich so überdreht. Als wenn ich eines dieser Spielzeuge mit einem Schlüssel zum Aufziehen wäre, weißt du? Einfach völlig überdreht.«
Steve zog an seiner Zigarette. »Alles klar. Ich ziehe jetzt den Schlüssel ab und schmeiße ihn weg. Also hör damit auf, okay? Ich halte das nicht aus. Wenn du nicht aufhörst und Gott helfe mir, aber ich werde … ich werde … hör einfach auf! Bitte, hör einfach auf!«
»Ich schau mal nach Mom.«
»Piss sie voll. Gottverdammter Parasit, saugt uns das Leben aus, so eine ist sie!«
»Steve … Steve, sie ist deine Mutter.«
Aber ihm schien das egal zu sein.
Was ihm nicht egal war, waren CNN und die schlechten Nachrichten überall: Morde und Schlägereien, Brände und Gewalt durch Mobs. Schreckliche Ereignisse. Aber er konnte nicht aufhören, sie alle anzuschauen; er war versteinert.
Ihm gingen Dinge durch den Kopf, das wusste Kathleen, genauso wie sie ihr durch den Kopf geisterten. Er konnte sich verstellen, wie sie sich verstellte, aber sie waren da. Gedanken, die nicht dahin gehörten und keinen Grund zum Existieren hatten. Bösartige Schatten, die sich ausbreiteten und entwickelten, sich in Menschen verwandelten, die sie nicht waren, und verlangten, dass sie alles andere waren, außer was sie waren.
Nach dieser kurzen Unterbrechung versuchte Kathleen draußen zu arbeiten, aber, ach du lieber Gott, war die Sonne heiß. Sie brannte die Haut von ihren Muskeln herunter und bleichte ihre Augen weiß und ließ das Blut in ihren Venen verdunsten. Und sie schwitzte, Herrgott, wie sie schwitzte, aber keinen gesunden Schweiß durch harte Arbeit, sondern ein sauer riechendes Gift, das trübe und beißend wie der Abfluss eines Abwasserkanals war. Diese Sonne … diese stechende Sonne.
Sie betete um Dunkelheit.
Als ihr schließlich der Kopf wehtat und ihre Zähne klapperten, ging sie hinein und spritzte sich Wasser ins Gesicht, aber der Gestank haftete trotzdem an ihr. Sie duschte, versuchte den Geruch mit Duschgel und Camay und Steves Irish Spring abzuwaschen, aber je mehr sie schrubbte, um den Geruch zu beseitigen, desto stärker sonderte er sich von ihr in heißen, ranzigen Ausdünstungen ab.
Herrgott, was für ein Geruch war das?
Sie stand unter der kühlen Brause und würgte aufgrund des Gestanks, der sie an Krankenhausabfälle und an den Saft, der aus infizierten Eiterbeulen tropft, erinnerte. Ihre Haut war rot aufgescheuert, rau und schmerzend, und sie dachte weiterhin, dass sich die Ursache in ihr drinnen befand, was auch immer es war, dass sie sich aufschneiden müsste, es wie einen Tumor herausschneiden musste, bevor es sich ausbreitete.
Und da stand sie mit einer Rasierklinge unter der Dusche, schlitzte mit der Klinge an ihren Armen hinunter und über ihre Handgelenke und das Blut floss und sein Geruch … Gott, der schmutzige und faulige Geruch von dem, was in ihr drinnen steckte.
Sie warf die Klinge mit einem Schrei von sich und stieg aus der Dusche, wobei sie sich selbst im Spiegel sah, nackt und nass und blutverschmiert. Aber ihr Verstand war zu diesem Zeitpunkt über die Schockphase hinaus. Sie musste zur Arbeit zurück. Sie musste nach draußen gehen und frische Luft schnappen, bevor ihr Kopf platzte.
Also tat sie das.
Und auf dem Weg zur Treppe hielt sie an der Zimmertür von Mutter Soames an, stand da und hörte die alte Frau atmen und dachte, wie es wohl wäre, das Atmen zu stoppen. Denn sie hasste dieses Geräusch. In manchen Nächten lag sie wach und hörte ihm zu, diesem röchelnden und keuchenden Atmen. Es ging durch die Wände hindurch und in ihren Kopf hinein und sie wartete, wartete darauf, dass das Atmen mitten in der Nacht aufhörte, wie es bei alten Leuten ja oft der Fall war. Ja, sie wartete, verkrampfte, wollte, dass es aufhörte. Sie hasste sich dafür selbst, aber tief drinnen wollte sie, dass das alte Miststück in ihrem Schlaf starb.
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