Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Day

Zero Day

Titel: Zero Day Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
existierten. Bald würde man es zum Verkauf anbieten. Jemand erwarb es, das Mobiliar wurde verscherbelt, und die Familie Reynolds lebte nur noch im Gedächtnis ihre Freunde, Bekannten und Verwandten weiter.
    Und in meiner Erinnerung.
    Puller fuhr zu seiner Wohnung und packte einen Kleidersack mit sauberer Garderobe voll. Inzwischen war es spät geworden. Er verbrachte ein paar Minuten mit Unab und dachte über die Ereignisse des Abends nach. Den Rückflug nach Charleston buchte er auf den kommenden Morgen um. Den letzten heutigen Direktflug hatte er verpasst.
    Carson hatte mit ihren Mutmaßungen richtiger gelegen, als sie es sich vorstellte, gleichzeitig aber auch falscher, als sie dachte. Etwas Großes stand bevor. Nur war sie der Meinung gewesen, sie und Reynolds seien die einzigen Staatsdiener, die darüber Bescheid wussten. Darin hatte sie sich getäuscht. Sie befürchtete, einen schweren Fehler begangen zu haben, weil sie die zuständigen Stellen nicht informiert hatte. In Wirklichkeit wussten die zuständigen Stellen schon seit Reynolds’ Tod von dem Geschehen. Die Tatsache, dass die Familie Reynolds ausgelöscht worden war, flößte Puller wenig Vertrauen ein, was die Fähigkeit des Ministeriums für Innere Sicherheit betraf, ihm Rückendeckung zu geben. Ließ man den aufgefangenen Funkspruch außer Acht, hatte das MIS keinerlei Durchblick.
    Während er Unab die Ohren kraulte, richteten sich seine Gedanken auf Sam Cole. Wie viel durfte er ihr mitteilen? Rein dienstlich betrachtet, fiel die Antwort klar aus: Wenig, besser gar nichts. Inoffiziell verhielt es sich erheblich komplizierter. Es behagte ihm nicht, anderen Menschen drohende Gefahren zu verschweigen. Ihm blieb noch ein kurzer Flug und eine längere Autofahrt, um sich zu einer Entscheidung durchzuringen.
    Puller sah nach der genauen Uhrzeit. Er hatte ein Telefonat angemeldet. Ohne Voranmeldung könnte er das Gespräch nicht führen.
    Er machte den Anruf. Zuerst musste er mit mehreren Leuten reden und ihnen die Angaben machen, die sie verlangten. Endlich hörte er die vertraute Stimme seines Bruders.
    »Es hat mich überrascht«, sagte Robert Puller, »als ich erfahren habe, dass du heute Abend anrufen möchtest.«
    »Ich wollte mich mal wieder melden.«
    »An der Ostküste ist es schon spät.«
    »Ja, stimmt.«
    »Das Telefonat wird mitgehört«, sagte Robert. »Jemand hört uns zu.« Er wechselte die Tonlage seiner Stimme zu tiefem Bariton. »Können Sie uns deutlich genug verstehen, amtlicher Mithörer? Falls nicht, sprechen wir gern lauter, während wir den Weltuntergang aushecken.«
    »Lass den Quatsch, Bobby, sonst wird vielleicht die Verbindung getrennt.«
    »Vielleicht, aber das werden sie schon nicht tun. Was haben wir sonst noch anzupacken?«
    »Ich war bei ihm.« Für die Gebrüder Puller durfte diese Formulierung kaum als raffinierter Code gelten. Es gab nur einen Ihn in ihrem Leben.
    »Aha. Wie geht es ihm?« Sofort war Roberts Stimme ernst geworden.
    »Leider nicht besonders. Sein Verstand schweift ab.«
    »Zu den Sternen?«
    »Ganz genau.«
    »Und sonst?«
    »Ist er gesund. Kann noch hundert werden.«
    »Was noch?«
    »Er hat einen gewaltigen Zorn.«
    »Auf wen?«
    »Es ist wieder mal eine Schuldzuweisung. Wegen der Sterne. Er hadert wegen der Laufbahn.«
    Es scherte Puller nicht, sollte der Mithörer sich denken können, dass sie über ihren Vater sprachen. Wenn man die Unterhaltung nicht als kriminell oder in irgendeiner Hinsicht unangemessen bewertete, blieb das Telefonat vertraulich. Militärische Karrieren konnten einen Knick bekommen oder zunichtegemacht werden, falls jemand das Telefonat eines Gefängnisinsassen in außerdienstlichem Rahmen missbrauchte, erst recht, wenn es sich bei einem der Gesprächsteilnehmer um einen hochdekorierten Kriegsveteranen handelte.
    »Lass mich raten«, sagte Robert.
    »Richtig geraten«, antwortete Puller.
    »Das glaubt er wirklich? Aber es passt doch zeitlich gar nicht zusammen.«
    »In seiner Vorstellungswelt schon.« Puller hörte, dass sein Bruder einen gedehnten Seufzer ausstieß. »Ich habe überlegt«, fügte er hinzu, »ob ich es dir überhaupt erzählen soll.«
    »Weshalb hättest du es verschweigen sollen?«
    »Weil es so ein Hammer ist. Vielleicht wäre es besser gewesen, dir nichts zu erzählen.«
    »Nein, nein, es war richtig, kleiner Bruder. Ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen.« Robert schwieg einen Moment. »Arbeitest du an was Interessantem?«
    »Ja und nein. Ja, ich bin an

Weitere Kostenlose Bücher