Zero Gravity
Stammplatz hinter dem Schreibtischstuhl eingenommen hatte, deutete gerade mit einem Finger über die Schulter von Ms. Stellhorn und sah nun auf.
»Was ist los?«, rief Ayline Gantt; Tropfen rannen aus den nassen blauen Haaren in den Kragen ihres Kittels und unter die Kombi, von wo aus sie an ihrem Rücken hinabglitten. »Stellhorn?«
»Jemand macht sich gerade an Ihrer Forschungs-Datenbank zu schaffen, Ms. Gantt, und ich meine nicht mich.
Sehen Sie?«
Mit wenigen Schritten war Gantt um den Schreibtisch herumgeeilt und starrte nun ebenfalls auf das Display.
Obskure Zeichenketten rollten über den Bildschirm, ab und zu blitzten in der Tiefe der Darstellung rote Symbole auf.
»Aha«, sagte sie gedehnt. »Klären Sie mich auf. Was bedeutet das?«
»Da macht gerade jemand einen Datenabzug«, meinte Tran, die nun ebenfalls gebannt auf den Bildschirm sah.
»Ganz falsch, Süße.« Stellhorn grinste breit und tippte mit einem grün lackierten Nagel auf das Display, dann rückte sie ihre geschickt verpackte Oberweite so zurecht, dass Florescu hinter ihr einen hervorragenden Einblick haben musste. »Kein Datenabzug, kein Löschen… ganz im Gegenteil. Jemand schmuggelt einen Code hinein.«
»Was? Aber - was soll das?« Gantts schwarzes Gesicht nahm schlagartig einen gräulichen Farbton an. »Was tut er da? Schleust er ein Virus ein?« »Er ändert die Daten.«
Eine bedrohliche Furche bildete sich auf Gantts Stirn.
Er ändert die Daten? Aber wenn es sich um Sabotage handelt und nicht um Spionage … ich muss nachdenken, verdammt … denk nach, Ayline Gantt!
»Wir dürfen nicht zulassen, dass er unsere Forschungsdaten ruiniert! Nicht auszudenken, was geschehen könnte…«
Die alptraumartige Vorstellung millionenfach reklamierter defekter Prothesen kreuzte ihre Gedanken. Ihr schauderte.
»Das ist ein Fall für die Netzwerksicherheit«, befand Tran düster.
Stellhorn zuckte die Achseln, während ihr kritischer Blick auf das Display fixiert war. »Ich bin die Netzwerksicherheit, Süße. Und da die R&D-Kerne mit kaum etwas vernetzt sind, dürfte es kein großes Problem darstellen, diesen Kerl rauszuwerfen.«
Der Lieutenant riss seinen Blick von Stellhorns beeindruckendem Ausschnitt los. »Gibt es eine Datensicherung?«
»Keine Ahnung … dafür ist jedes Projekt selbst verantwortlich.« Stellhorns Finger glitten geschickt über die Tastatur. »Die wollen nicht, dass wir in ihren wertvollen Daten herumschnüffeln, nicht wahr, Ms. Gantt?« »August Struk und ich haben täglich den kompletten Datenbestand von [Talos] und den anderen weggesichert. Jeder für sich, jeder auf einen externen Datenträger.«
»Also sollte es zwei aktuelle Kopien Ihres [Talos] geben.« Vorsichtig berührte Florescu die Naht an seinem Schädel. »Wo befinden die sich, Ms. Gantt?«
»In meiner Wohnung und vermutlich bei August zu Hause. - Gute Güte, meine Projekte!« Sie griff sich panisch an den Kopf. »Wenn er von den Sicherungsdateien weiß, wird er auch diese sabotieren! Wir müssen sie verdammt nochmal in Sicherheit bringen, Lieutenant!«
»Gut. Dann machen wir das.« Florescu griff nach seinem Helm mit dem reflektierenden Streifen. »Sollten sie noch intakt sein, gibt es keinen Grund, unseren Saboteur aus seinem Sandkasten zu vertreiben. Solange er sich hiermit die Zeit vertreibt, hängt er irgendwo fest. Das wiederum sollte es uns einfacher machen, ihn zu schnappen. -
Können Sie in der Zwischenzeit herausfinden, wer auf die Daten zugreift, Ms. Stellhorn?«
Ciara Stellhorn bedachte den Sicherheitsoffizier mit einem Blick, der wohl Zweifel an seinem Geisteszustand zum Ausdruck bringen sollte. Ihre übermalten Augenbrauen wölbten sich so stark, dass sie beinahe den ultrablonden Haaransatz berührten.
»Kannst du gleichzeitig gehen und Kaugummi kauen, Schnucki? Ich muss es nicht herausfinden. Ich weiß es.« Sie grinste Ayline Gantt an. »Es ist Ms. Gantt.«
»Was? WAS?« Das zweite »Was« schrie Gantt so laut heraus, dass sich Stellhorn automatisch an die Ohren langte.
»Jemand benutzt Ihren Account, um an Ihren Daten herumzuspielen«, sagte die IT-Frau langsam, um sicherzugehen, dass Gantt es auch verstanden hatte. »Es ist nie gut, zu offen zu seinen Freunden zu sein, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Die Managerin keuchte, ihre Gedanken rasten.
Wer zum Teufel hätte an mein Kennwort gelangen können? Peter? Unmöglich. Da war sie sich ziemlich sicher. Sie hatte ihn weder in ihrem Büro noch zu Hause getroffen. Dr.
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