Zero Option: Thriller
genauso echt war, wie Giordano versprochen hatte, mit dem einen kleinen Unterschied, dass jetzt nicht mehr das Foto des ursprünglichen Besitzers, sondern Victors Passbild darin klebte.
»Tolento Lombardi«, las Victor laut vor.
»Er ist Bauarbeiter«, erläuterte Giordano. »Ein Bauarbeiter, der sich von den falschen Leuten Geld geliehen hat. Er hat ihnen seinen Reisepass überlassen, um einen Teil seiner Schulden abzutragen, und sie waren wiederum so freundlich, ihn an mich weiterzuverkaufen. Signor Lombardi ist ein absolut sauberer Mitbürger. Nicht einmal einen Strafzettel hat er bekommen, und er war noch kein einziges Mal außer Landes. Ich würde ja sagen, er ist langweilig, aber für deine Zwecke genau der Richtige. Damit hast du überhaupt keine Probleme.«
Victor nickte und strich mit dem Finger über sein Passfoto. »Der ist sogar noch besser als der Letzte, den du für mich gemacht hast. Wie schaffst du es, das Foto so auszutauschen, dass man absolut nichts merkt?«
Giordano grinste. »Nun, das ist mein Geheimnis, nicht wahr? Sonst könnte es ja jeder. Aber da ich dich mag, Vernon, kann ich dir zumindest verraten, dass ich meine Technik verfeinert habe. Ich freue mich, dass es dir aufgefallen ist. Es wird ständig schwieriger, Pässe zu ändern. Manchmal kommt es mir fast so vor, als würden sie Leuten wie mir absichtlich Steine in den Weg werfen. Faschisten. Aber ich habe eine Methode entwickelt, wie ich mit Lösungsmitteldämpfen hauchdünne Laminatschichten abtragen kann, eine nach der anderen. Absolut genial.«
»Die Bescheidenheit in Person.«
Giordano neigte ein wenig den Kopf. »Sobald man das Laminat abgelöst hat, ist es ein Kinderspiel. Foto austauschen und neu laminieren. Ergebnis: keine erkennbaren Manipulationen. Hört sich einfach an, nicht wahr? Und doch ist keiner so gut wie ich.«
Victor steckte den Reisepass ein und gab Giordano das vereinbarte Honorar. »Darum bist du auch so günstig.«
Giordano lachte. »Und ich bin jeden Cent wert, genau wie du, daran zweifle ich nicht. Aber bitte, wenn du diesen Pass benutzt, dann versprich mir, dass du deinem neuen Ich auch Ehre machst. Denk immer daran, Vernon, dass die Leute dich für einen Italiener halten werden. Also enttäusche uns nicht.«
Victor hätte gelächelt, aber er wusste, dass Giordano es ernst meinte.
Eine vierköpfige Familie kam auf sie zu, darum schlenderten die beiden Männer zu den tropischen Gewächshäusern mit ihrer wertvollen Sammlung von Orchideen und Bromelien. Die Luft war heiß und extrem feucht.
Victor sagte: »Bist du mit der Kamera schon weitergekommen?«
»Ich habe getan, was ich konnte. Ich hätte gerne noch mehr herausgefunden, aber meine Möglichkeiten sind diesbezüglich begrenzt. Diese Art von Technologie wird, wie gesagt, sehr genau überwacht. Das bedeutet, dass man nur sehr schwer an sie herankommen kann, aber auch, dass es immer eine Spur gibt. In diesem Fall ist sie zwar nur hauchdünn, aber vielleicht hilft es dir trotzdem weiter. Ich habe die Seriennummer vom Hersteller in den USA bis nach Großbritannien verfolgt. Dort endet die Spur. Offiziell zumindest.«
»Wer hat die Kamera gekauft?«
»Eine Firma namens Lancet Incorporated, zusammen mit neunundzwanzig anderen desselben Typs, vor ungefähr acht Monaten. Als einer der ersten Kunden überhaupt.«
»Wer steckt dahinter?«
Schweißtropfen glänzten auf Giordanos Gesicht. »Ich habe mir schon gedacht, dass du das fragen würdest, also habe ich ein paar Geschäftsfreunde gebeten, sich umzuhören. Die Firma ist in der Schweiz registriert, besitzt Grundstücke in etlichen Ländern und Aktienanteile an diversen anderen Unternehmen. Soviel ich weiß, gibt es keine Angestellten. Und die Firma wird offensichtlich nicht besonders gut geführt, da sie in den letzten Jahren regelmäßig Verluste eingefahren hat.«
»Also eine Scheinfirma.«
Giordano zuckte die Achseln. »Ich gebe nur weiter, was man mir gesagt hat. Was du daraus machst, bleibt dir überlassen.«
Victor nickte und übergab dem Italiener einen gefütterten Umschlag. Giordano blätterte die Scheine durch.
»Die Großzügigkeit in Person«, sagte er dann.
Sie verließen das Gewächshaus und den Botanischen Garten.
Auf der Straße sagte Victor: »Vielen Dank für deine Mühe und deine Hilfe, Alberto.« Er reichte ihm die Hand. »Ich weiß das sehr zu schätzen.«
Giordano ergriff seine Hand. »War mir ein Vergnügen, wie immer. Warte nicht so lange bis zum nächsten
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