Zero Option: Thriller
beide«, ließ sich die Stimme schließlich vernehmen. »Okay?«
»Ich bin immer ruhig.«
»Tja, also ich nicht«, meinte sein Auftraggeber. »Aber ich bin groß und hässlich genug, um zuzugeben, wenn ich falschliege. Entschuldigt habe ich mich schon. Ich hätte Ihnen schon vor Bukarest sagen sollen, dass Kasakov irgendwann einmal zur Zielperson werden könnte.«
»Bis jetzt habe ich drei Aufträge für Sie erledigt: in Bukarest, in Berlin und in Minsk. Jedes Mal unter großem Zeitdruck oder mit unvollständigen Informationen. Jetzt ist mir der Mossad auf den Fersen, und Sie wollen, dass ich einen Mann umbringe, der weiß, wie ich aussehe. Und danach wollen Sie mir noch einmal einen Auftrag geben, entgegen unserer ursprünglichen Vereinbarung.«
»Soll das vielleicht heißen, dass Sie sich weigern wollen?«, hakte sein Einsatz-Koordinator nach. »Für einen Mann mit so vielen Feinden wäre das nicht gerade die klügste Entscheidung.«
»Ich weigere mich nicht, diesen Auftrag auszuführen. Aber ich sage, dass unsere Vereinbarung mit Kasakovs Tod zu Ende ist. Das ist der letzte Auftrag, den ich für Sie erledige.«
Schweigen. Victor starrte zum Fenster seines Hotelzimmers hinaus. Die aufgehende Sonne stand über den Berggipfeln.
Schließlich sagte sein Gegenüber: »Also gut, Sie haben gewonnen, Kasakov ist der Letzte. Danach sind Sie ein freier Mann. Von mir aus können Sie dann auf den Straßen von Bangkok Blumenkörbe verkaufen. Aber Sie arbeiten nicht mehr als Auftragskiller. Auf keinen Fall. Entweder Sie nehmen Aufträge von mir an, oder Sie setzen sich zur Ruhe, und zwar für immer. Sollte ich auch nur den leisesten Hinweis bekommen, dass Sie bei einem Mord Ihre Finger im Spiel haben, werde ich alle Hebel in Bewegung setzen, um Sie zur Strecke zu bringen. Haben wir uns verstanden?«
»Ich verstehe Sie. Und ich hoffe, Sie verstehen mich.«
»Also gut«, sagte sein Einsatz-Koordinator. »Können wir uns dann wieder der Kasakov-Sache zuwenden?«
»Das kommt darauf an«, erwiderte Victor. »Ich habe noch eine letzte Bedingung: Ich will die Sache genau so erledigen, wie ich es für sinnvoll halte.«
»Das überlasse ich ganz Ihnen. In einer Woche fährt er zur Erholung in seine Datscha am Schwarzen Meer. Seine Schutztruppe ist natürlich mit dabei, aber vielleicht ist er dort leichter zu erwischen als zu Hause in Moskau. Sie bekommen bald noch mehr Einzelheiten, aber für den Augenblick müsste es reichen. Er will zwei Wochen lang dort bleiben, Sie haben also genügend Vorbereitungszeit.«
»Gut«, erwiderte Victor und trank den letzten Schluck Limonade.
»Und dieses Mal«, versicherte ihm der Mann, »wird es garantiert keine Überraschungen geben.«
Kapitel 46
Flughafen Heathrow
London, Großbritannien
Es war ein langer Flug von Washington bis hierher gewesen. Die ersten vier Stunden hatte Clarke gearbeitet – Berichte gelesen, Dokumente unterzeichnet, eigene Berichte verfasst –, die restliche Zeit geschlafen. Er wurde von der sanften Stimme einer Stewardess geweckt, die ihm mitteilte, dass sie im Landeanflug auf Heathrow seien und er sich anschnallen müsse. Der Himmel draußen war blau und kaum bedeckt. Keine einzige Regenwolke in Sicht. So viel zum Thema Klischees.
Unmittelbar nach der Landung schaltete Clarke sein Telefon ein und checkte seine Nachrichten und E-Mails. Es waren rund ein Dutzend, aber ihn interessierte nur eine einzige. Ihr entnahm er, dass seine Atlantiküberquerung keine Zeitverschwendung war, und das war gut so. Clarke hatte nur wenig für die Engländer oder Briten, oder wie zum Teufel die korrekte Bezeichnung für dieses selbstgerechte Völkchen lauten mochte, übrig. Die Schotten waren gar nicht so übel, wenn man sie nur verstehen könnte, und einen Waliser hatte Clarke noch nicht kennengelernt, aber was den Rest des Vereinigten Königreichs anging, der konnte ihm gestohlen bleiben.
Offiziell diente sein kleiner Ausflug diversen Besuchen im Verteidigungsministerium, in der Zentrale des Secret Intelligence Service, also des Auslandsgeheimdienstes, besser bekannt als MI-6, sowie bei den Government Communications Headquarters, einem weiteren britischen Nachrichtendienst, der sich vor allem mit den technischen Aspekten der Informationsgewinnung befasste. Er war, auf seinen eigenen Vorschlag hin, als Repräsentant des Pentagons gekommen, aber falls sich irgendwann einmal jemand entschließen sollte, etwas genauer hinzusehen, dann kam der Betreffende womöglich dahinter,
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