Zero Option: Thriller
ernsthaftes Problem, über das Sie sich im Klaren sein müssen. Bezüglich Lancet.«
»Sie spielen wahrscheinlich auf die Tatsache an, dass die Leute, die ich in Minsk getötet habe, israelische Mossad-Agenten waren.«
»Woher wissen Sie …?«
»Ich habe mich gefragt, wer ein Motiv, die Mittel und die Hinterhältigkeit besitzen könnte, eine Überwachungsoperation gegen Gabir Yamout zu unterhalten, und wem die Vereinigten Staaten streng geheime Technologie verkaufen würden. Darauf gibt es nur eine einzige Antwort.«
»Ich hoffe, Ihnen ist der Ernst dieser Situation bewusst.«
»Selbstverständlich«, erwiderte Victor. »Ihr Tonfall im bisherigen Verlauf des Gesprächs lässt da ja keinen Spielraum für Interpretationen.«
»Jetzt ist nicht die Zeit für Witze. Die Israelis haben wunderbare Schnappschüsse von Ihnen gemacht, als Sie sich in der Suite umgesehen haben. Ich muss sagen, das hat mich sehr verblüfft. Eigentlich habe ich Sie für vorsichtiger gehalten. Die Kameras haben Sie von vorn, von hinten und von allen Seiten erfasst. Ich habe die Standbilder gesehen. Gestochen scharf.«
Victor nickte lediglich. Er hatte damit gerechnet, dass die Videostreams noch zusätzlich irgendwo abgespeichert worden waren, aber in einem solchen Fall machte es keinen Spaß, recht zu behalten. Seine Feinde kannten jetzt also sein Gesicht, seine Stimme – wenn auch auf Russisch – und würden auch seine Größe und sein Gewicht ermitteln. Damit hatte der Mossad ein Profil mit allem, was nötig war. Die beste Form der Verteidigung war immer noch die Anonymität. War sie nicht mehr gegeben, dann war er verwundbar.
»Angesichts des sehr begrenzten Zeitrahmens war das absolut unvermeidlich.« Er unterbrach sich und fügte dann hinzu: »Dann hat der Mossad also die CIA um Unterstützung gebeten. Darum haben Sie die Standbilder gesehen.«
»Ich bedaure sehr, aber die Israelis bekommen in diesem Fall das ganze Paket mit Schleife. Im Prinzip stellen wir ihnen die gesamten Kapazitäten der US-Geheimdienste zur Verfügung.«
»Die müssen wirklich sehr hinter mir her sein.«
»Das sind sie in der Tat, mein Freund, das sind sie in der Tat. Der Mossad ist mit Sicherheit der rachsüchtigste Geheimdienst der Welt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Chef ihrer Operativabteilung sich persönlich in diesen Fall eingeschaltet hat. Er ist wahrscheinlich genauso alt wie das Volk Israel selbst und nimmt sich Angriffe auf seine Leute immer sehr zu Herzen. Als wären sie so was wie eine einzige, weitverzweigte Familie. Er wird übrigens auch von allen ›Vater‹ genannt, ob Sie’s glauben oder nicht.«
»Soll ich verschwinden?«
»Nein, nein, auf gar keinen Fall«, kam es wie aus der Pistole geschossen zurück. »Ich brauche Sie noch für einen Auftrag. Dazu komme ich gleich. Wir müssen sehr eng zusammenarbeiten, damit die Israelis Ihnen nicht auf die Pelle rücken, okay? Schließlich will ich genauso wenig wie Sie, dass die Sie finden. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Ihnen zu helfen, aber mehr, als Sie über den Stand der geheimdienstlichen Ermittlungen auf dem Laufenden zu halten, kann ich leider nicht machen. Ich darf auf keinen Fall auffallen. Darum muss ich mich so weit wie möglich von den konkreten Ermittlungen fernhalten. Wenn ich den Verdacht irgendwie auf mich lenke, dann machen wir es ihnen nur einfacher. Sie sind also die meiste Zeit auf sich allein gestellt.«
Damit hatte Victor gerechnet. Er war daran gewöhnt, alleine zu handeln, während gleichzeitig Feinde hinter ihm her waren. Zumindest hatte er dieses Mal den Vorteil, Bescheid zu wissen und seine Gegner zu kennen. Und wenn sein Auftraggeber Wort hielt und ihn regelmäßig informierte, dann würde es ihm ein bisschen leichterfallen, dem Fadenkreuz der Israelis auszuweichen.
»Sie haben bereits eine Kidon-Einheit losgeschickt«, sagte sein Gegenüber. »Ich glaube, im Augenblick suchen sie in Minsk nach irgendwelchen Hinweisen. Über die Kidon brauche ich Ihnen nichts mehr zu erzählen, oder?«
»Sondereinheiten des Mossad, spezialisiert auf Attentate und Entführungen. Operieren ausgesprochen unabhängig, führen Nachforschungs- und Überwachungstätigkeiten selbstständig aus. Eine komplette Einheit kann bis zu zwölf Männer und Frauen umfassen. Normalerweise vier, die die eigentliche Operation durchführen, während der Rest die Überwachung, Unterstützung, Spurenbeseitigung und Logistik übernimmt.«
»Und sie sind gut«, fügte der
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