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Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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gut für ein ungestörtes Privatleben, gab jedoch Abzüge in puncto Sicherheit.
    Nicht umsonst wurde die Schwarzmeerküste mit ihrem subtropischen, feuchtwarmen Klima die russische Riviera genannt. Aber heute nicht, dachte Victor, während kalter Regen von seiner Nase tropfte. Die nächstgelegene Stadt war das fünf Kilometer südöstlich gelegene Sotschi, das vor allem durch Stalins hiesige Datscha Berühmtheit erlangt hatte. Victor war mit einem Frachtschiff von Istanbul hergekommen. Die Reise war ohne Zwischenfälle verlaufen, und Victor hatte endlose Stunden mit dem Studium sämtlicher Informationen über Kasakov, seine Datscha und die Stadt Sotschi verbracht. Als das Schiff den Hafen erreicht hatte, wusste er alles, was es über den Schauplatz seines Attentats, das Terrain, das Wetter, die einheimische Bevölkerung, Verkehrsverbindungen, Polizeitruppenstärken und seine ukrainische Zielperson zu wissen gab. Seit seiner Ankunft regnete es ununterbrochen.
    Er hatte sich in einem einfachen Hotel nahe beim Hafen ein Zimmer genommen. Es war klein, bot aber einen schönen Blick aufs Meer. Der Internationale Flughafen lag zwanzig Kilometer weiter südlich, ebenfalls an der Küste. Wie bei dem Bukarest-Auftrag hatte auch hier eine unauffällige Limousine auf dem Langzeitparkplatz des Flughafens auf ihn gewartet. Dieses Mal hatte er das Fahrzeug benutzt.
    Victors Auftraggeber hatte alles besorgt, was er verlangt hatte, und das Dossier war ausführlicher ausgefallen als alle anderen, aber irgendetwas fühlte sich seltsam an. Falls sein Gegenüber am anderen Ende der Welt ihre Geschäftsbeziehung endgültig beenden wollte, dann war jetzt die ideale Gelegenheit dafür. Und nicht nur das. Das ungute Gefühl, das ihn befallen hatte, als er die Identität seiner Zielperson erfahren hatte, war nach wie vor präsent, auch wenn er sich nach Kräften bemühte, es zu verdrängen. Er musste sich voll und ganz auf seinen Auftrag konzentrieren, einen Auftrag, der außergewöhnliche Herausforderungen und Gefahren barg, auch ohne die latente Bedrohung durch seinen Auftraggeber und die Mossad-Agenten, die gerade versuchten, ihm auf die Spur zu kommen. Er konnte es sich schlicht und einfach nicht leisten, von Gefühlen abgelenkt zu werden, die er eigentlich sowieso nicht haben durfte.
    Behutsam stellte Victor seine Wasserflasche aus Metall am höchsten Punkt des Felsvorsprungs auf den Boden, gut erkennbar, sodass sie nicht von irgendwelchen Pflanzen verdeckt wurde. Dann ging er den Hügel hinab. Er bewegte sich langsam, vorsichtig, blickte permanent von links nach rechts und wieder zurück. Alle hundert Meter blieb er stehen und lauschte, bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Er trug eine grüne Gore-tex-Jacke, eine Goretex-Hose und Wanderstiefel. Es war düster im Wald. Dichter, schwerer Nebel hing in der Luft. Weiter als zwanzig Meter konnte man durch die Bäume und das dichte Unterholz hindurch nicht sehen. Er näherte sich dem Grundstück von Osten.
    Regentropfen klatschten auf Blätter. Er sog die kühle Luft ein. Sie roch nach feuchter Erde und verfaulenden Pflanzen. Zwischen den Bäumen tauchte jetzt eine Steinmauer auf. Sie war drei Meter hoch und lief einigermaßen quadratisch rund um das gesamte Grundstück. Die Seitenlänge betrug etwa dreihundert Meter.
    Victor nahm ein paar Schritte Anlauf und rannte auf die Mauer zu. Etwa einen Meter zwanzig davor sprang er ab, traf mit dem rechten Ballen auf die Mauer und nutzte den Schwung, um sich möglichst senkrecht nach oben zu katapultieren. Einen Sekundenbruchteil später stieß er sich mit dem linken Ballen noch ein Stückchen weiter nach oben und bekam den oberen Mauerrand zu fassen. Er zog sich hinauf. Geduckt stieg er über die Spitzen, drehte sich um und ließ sich auf der anderen Seite langsam wieder hinunter. Dann landete er auf dem Boden.
    Die Datscha lag genau in der Mitte des Grundstücks, etwas mehr als hundertfünfzig Meter entfernt. Der Wald war auch auf dieser Seite der Mauer vollkommen naturbelassen. Es hatte aufgehört zu regnen, und Stille war eingekehrt. Victor hörte nichts weiter als das Rascheln der Blätter in der sanften Brise. Er schob sich durch das Unterholz vorwärts, ließ sich Zeit, um möglichst wenig Geräusche zu verursachen, blieb regelmäßig stehen, lauschte ununterbrochen. Der matschige Untergrund schmatzte unter seinen Füßen. Blätter glitzerten.
    Da er sich auf einem Erkundungsgang befand, hatte er lediglich eine MK23 in die rechte

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