Zero Option: Thriller
Außentasche seiner Jacke gesteckt. Der Schalldämpfer lag in der linken. Er rechnete nicht damit, dass er sie benutzen musste, da Kasakov erst übermorgen erwartet wurde, aber man konnte nicht ausschließen, dass ein paar seiner Leute schon hier waren. Trotzdem würde Victor die Waffe nur einsetzen, wenn sein Leben unmittelbar bedroht war. Leichen am Ort eines geplanten Attentats hatten nicht selten eine abschreckende Wirkung auf die Zielperson.
Nach gut hundert Metern ließ Victor den Wald hinter sich und betrat den kultivierten Teil des Geländes. Ungefähr sechshundert Quadratmeter Rasen lagen zwischen ihm und dem Hinterausgang der Datscha. Das Gras war sehr grün und erst kürzlich gemäht worden. Am westlichen Rand der Rasenfläche stand ein kleiner Holzschuppen, am östlichen das Gästehaus, dazwischen ein paar vereinzelte Bäume. Ihre Blätter behinderten von Victors Aussichtspunkt aus die Sicht auf das Haupthaus.
Am hinteren Ende der Rasenfläche lag der Swimmingpool und dahinter die Datscha selbst, die zwar groß, aber nicht riesig war – laut Grundriss sechs Schlafzimmer und etwa dreihundertfünfzig Quadratmeter Wohnfläche im Erdgeschoss. Die Garage bot Platz für vier Limousinen. Im Haus brannten ein paar wenige Lichter. Victor kauerte sich an den Waldrand und nahm das Fernglas zu Hilfe. Nach einer Weile sah er eine Frau hinter einem Fenster im ersten Stock entlanggehen. Im Dossier stand, dass die Datscha vor Kasakovs Ankunft geputzt und vorbereitet werden sollte. Er blieb noch eine halbe Stunde lang auf seinem Beobachtungsposten, konnte aber sonst niemanden mehr entdecken.
Schließlich überprüfte er mithilfe des Fernglases, ob die Überwachungskameras sich an den Stellen befanden, an denen sie laut Plan sein sollten. Sie hingen genau dort, wo er vermutet hatte, an zwei verschiedenen Stellen unter dem Dachüberhang, sodass sie mit ihren überlappenden Sichtfeldern den hinteren Teil der Datscha, die Terrasse, den Swimmingpool und einen Teil des Rasens abdeckten. Es waren kleine, hochmoderne Geräte, die garantiert glasklare Bilder lieferten.
Jetzt fing es wieder an zu regnen. Victor schob sich weiter durch das Unterholz, in Richtung Westen, auf den Schuppen zu. Darin lag aller Wahrscheinlichkeit nach das Gärtnerwerkzeug und sonst nicht viel, aber es gab keinen Grund, das nachzuprüfen. Die Tür zeigte zum Rasen hin und war von der Datscha aus nicht zu sehen. Er schlug einen Bogen ostwärts durch den Wald und gelangte zum Gästehaus auf der anderen Seite der Rasenfläche. Die zweigeschossige, frei stehende Hütte lag dicht am Swimmingpool und hätte in einer hübschen Vorstadtgegend einer dreiköpfigen Familie bequem Platz geboten. Auch hier waren keine Kameras zu entdecken.
Victor näherte sich der Hütte von hinten her, verließ die schützende Deckung des Waldes an der Stelle, von wo er am wenigsten offenes Gelände zu überqueren hatte. Mit schnellen Schritten legte er die sieben Meter bis zur Hauswand zurück. Er lehnte sich dagegen. Lauschte.
Hier gab es zwar keine Kameras, aber das Gästehaus verfügte über eine eigene Alarmanlage. Er schaute durch ein paar Fenster. Nichts Besonderes. Dann umkreiste er die Datscha, immer im Schutz der umgebenden Bäume. Zwischen Grundstücksmauer und Hauswand lagen ungefähr hundertvierzig Meter. Der Baumbestand reichte bis etwa zehn Meter vor die Datscha, dann folgten rund zehn Meter offene Fläche bis zu den Blumenbeeten, die sich an der Hauswand entlangzogen. Auf der gegenüberliegenden Seite war es das Gleiche. Vor dem Haupteingang des Hauses befand sich noch eine große Auffahrt, dahinter Rasen und dahinter wieder Wald.
In der Auffahrt stand ein Kleinwagen, vermutlich das Auto der Putzfrau. Jetzt öffnete sich die Haustür, und die Frau, die er hinter dem Fenster gesehen hatte, kam heraus. Sie war jung, knapp über zwanzig, zierlich und trug einen dicken, gefütterten Mantel. Die Schultern hatte sie hochgezogen. Da ihr Mantel keine Kapuze hatte, hielt sie sich zum Schutz vor dem Regen eine zusammengefaltete Zeitung über den Kopf. Hastig ging sie zu ihrem Auto. Die Eingangstür der Datscha ließ sie offen stehen. Victor sah, wie sie eine Zigarette rauchte und etwas trank, vermutlich Kaffee aus einer mitgebrachten Thermoskanne.
Sie würdigte die Datscha keines Blickes, und Victor hätte ohne Probleme unbemerkt ins Innere schlüpfen können. Allerdings hätte er zuerst seine schlammigen Stiefel ausziehen müssen, und dafür war keine Zeit. Es gab
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