Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zero Option: Thriller

Zero Option: Thriller

Titel: Zero Option: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
Vom Netzwerk:
würde anwenden müssen, um Callo zum Reden zu bringen. Noch vor Sauls Eintreffen hatte Sykes die Vorschriften zum Thema zulässige Befragungstechniken gründlich studiert und wusste genau, was erlaubt war und was nicht. Eierkochen fiel ganz eindeutig in die letztere Kategorie, aber schließlich war das Ganze sowieso nur Kulisse.
    Sykes hatte für Callo ein perfektes Theater inszeniert. Sie befanden sich in einem verlassenen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der sich ganz wunderbar als Geheimgefängnis für die CIA eignete. Zwei Einheimische hatten in der kurzen Szene, die Callo »zufälligerweise« mit angesehen hatte, gegen Bezahlung den Gefangenen und den Fragensteller gemimt, ein paar Schweinekoteletts auf einem Campingkocher hatten die Rolle der verbrannten Hoden übernommen. Der Generator war echt, genau wie die explodierenden Orangen, aber Sykes wäre nicht so weit gegangen, den Schalter umzulegen. Er wollte lediglich, dass Callo das glaubte.
    Sykes’ Anordnungen waren eindeutig gewesen. Callo durfte nicht verletzt werden. Das hatte er zwar nicht verdient, aber es hatte auch sein Gutes. Sykes hatte schon die eine oder andere Erfahrung mit körperlicher Gewaltanwendung gemacht und wusste, dass er schlicht und ergreifend nicht die Nerven hatte, um eine ernsthafte Folter durchzuziehen. Allerdings war es absolut unerlässlich, Callo Todesangst einzujagen, und da war die eine oder andere Grobheit durchaus erlaubt, solange sie keine bleibenden Spuren hinterließ. Callo war ein hauptberuflicher Krimineller und Hehler, der seine Finger in zahlreichen krummen Geschäften hatte. Die Unannehmlichkeiten des heutigen Tages, ob er nun ernsthaft verletzt wurde oder nicht, waren angesichts seiner langen Sündenliste nichts weiter als ein Akt ausgleichender Gerechtigkeit.
    Und, wie Sykes sich zu seiner eigenen Überraschung eingestehen musste, es hatte ihm viel Spaß gemacht, Callo zappeln und betteln zu sehen.

Kapitel 11
    Berlin, Deutschland
    Der Erste aus Farkas’ Gefolge traf alleine ein. Victor entdeckte ihn sofort. Er kam mit einer gewissen Arroganz die Straße entlanggeschlendert, erwartete, dass die anderen ihm auswichen, starrte jeden, der es nicht tat, mit grimmigen Blicken an. Er war um die dreißig Jahre alt, besaß blasse Haut und dunkles Haar, das ihm über die Ohren reichte. Dazu trug er einen schlecht sitzenden Anzug und brüllte auf Ungarisch in sein Handy. Victor vermutete eine Freundin oder Ehefrau am anderen Ende der Leitung.
    Victors Ungarisch war im höchsten Fall passabel. Er hatte seine Sprachkenntnisse zwar ein bisschen aufpoliert, nachdem er den Auftrag bekommen hatte, aber die Lücken waren immer noch groß. Der Ungar hatte das Handy zwischen Kopf und Schulter geklemmt und suchte dabei nach dem Hausschlüssel. Victor saß auf dem Bürgersteig vor der Cocktailbar und nippte an seinem Orangensaft. Er konnte nicht erkennen, ob der Mann bewaffnet war. Er schrieb die Zahl Eins auf eine frische Seite in seinem Notizbuch und listete daneben die körperlichen Eigenschaften des Mannes sowie dessen taktisches Bewusstsein auf – Null .
    Es dauerte eine Stunde, bevor er sich die nächste Notiz machte. Der Mann verließ das Gebäude und kehrte dreißig Minuten später wieder zurück. Er hatte etliche Einkaufstüten sowie ein Tablett mit fünf Bechern Kaffee in der Hand. Er hatte also Vorräte besorgt, alles, was vor der Ankunft des Bosses noch nötig war. Victor fügte die Dauer des Einkaufs und die Kaffeemarke zu seinen Notizen hinzu, außerdem das Wort Unbewaffnet .
    Angesichts der Kaffeebecher war wohl jeden Moment mit Farkas’ Ankunft zu rechnen. Victor trank sein Glas leer, packte seine Sachen zusammen und schlenderte gemächlich die Straße entlang, ganz entspannt, ein Einheimischer, der keine Eile hatte, nach Hause zu kommen. Er holte sein Handy aus der Tasche, als würde er angerufen werden, und begann ein lockeres und halbwegs geistreiches Gespräch mit seinem fiktiven Gesprächspartner.
    Das Telefon gab ihm einen Anlass, auf dem Bürgersteig vor dem Appartementhaus herumzustehen. Er hielt sich wenige Meter von der Eingangstreppe entfernt, um bei Farkas’ Eintreffen möglichst in der Nähe zu sein, ohne sein Deodorant – beziehungsweise das Fehlen desselben – riechen zu müssen.
    Es dauerte nicht lange. Ein schwarzer Mercedes fuhr vor, und Farkas ließ sich von einem seiner Untergebenen die Tür aufhalten und stieg aus. Er wirkte fit und gesund, war ungefähr einen Meter achtzig groß und wohl um

Weitere Kostenlose Bücher