Zero Unit
hielt der Angreifer in ihrem Rücken sie fest an den Armen gepackt und zerrte sie näher an sich heran. Wo blieb der andere STORM -Agent? In der nächsten Sekunde hatte der zweite Mann bereits einen langen gekrümmten Dolch unter seiner Windjacke hervorgeholt und hob ihn mit einem höhnischen Lächeln.
Sie schrie auf.
Doch genau in dem Moment, als er zustoßen wollte, hielt er mitten in der Bewegung inne, riss die Augen auf, und der erhobene Arm blieb wie bei einer Zeichentrickfigur in der Luft stehen. Auch er sackte auf dem Bürgersteig zusammen, aus seinem Hals ragte ein Messer. Ein dunkler Schatten huschte an ihr vorbei, und plötzlich löste sich der eiserne Griff um ihre Arme. Nur um augenblicklich von kräftigen Fingern ersetzt zu werden, die sie fest umklammerten.
»Komm«, befahl eine tiefe Stimme in ihrem Rücken.
Ein Befehl, den ihr Körper so gut kannte . Mit tiefer, besitzergreifender Stimme ausgesprochen, die sie immer noch schlagartig erregte, obwohl sie gleichzeitig vor Angst erstarrte.
Gregg !
Trotz ihrer Panik wollte sie es immer noch nicht wahrhaben und setzte sich gegen ihren Erzfeind zur Wehr. »Nein!« Das war alles falsch! So hatte sie das nicht geübt!
»Gina. Hör auf.«
»Scheißkerl! Lass mich los!«
Er erwiderte nichts. Kein Wort. Hielt sie einfach nur fest und plötzlich stach sie etwas in den Arm. O Gott. Sie war so gut wie tot . Als sie niedersank, fing er sie auf.
Das Letzte, was sie sah, war sein ernstes, gut aussehendes, verhasstes Gesicht.
»Jemand muss uns ein Taxi anhalten!«, rief van Halen den Schaulustigen zu, die sich inzwischen um sie herum versammelt hatten. Er wollte möglichst schnell von hier wegkommen. Den schlaffen Körper seiner Geliebten nahm er auf den Arm. »Die Frau ist verletzt! Ich muss sie in ein Krankenhaus bringen!«
Die New Yorker galten gemeinhin als unhöflich und gleichgültig, tatsächlich waren sie wirklich auf Zack, wenn es einen Notfall gab; der elfte September hatte wahrscheinlich auch dazu beigetragen. Oder vielleicht hatte diese schreckliche Tragödie sie alle menschlicher werden lassen, weil sie sich ihrer eigenen Sterblichkeit bewusst geworden waren. Jedenfalls blieb Gregg kaum Zeit, Gina aufzuheben, da hielt auch schon ein Taxi am Straßenrand und jemand öffnete ihm die Tür. Rasch hob er den blaugelben, gebundenen Blumenstrauß vom Boden auf, der neben einem der Angreifer lag. Das war der zweite von drei Männern gewesen, die er umgebracht hatte.
Das mit ihrer Leibwache hatte sich auch erledigt. Die Leiche des einen STORM -Agenten lag auf der anderen Straßenseite am Boden. Wo zum Teufel steckte der zweite Mann?
»Sagen Sie der Polizei, dass ich die Frau ins Bellevue gebracht habe«, rief Gregg, während er ins Taxi stieg, und schloss die Tür. »Wenn Sie mich in weniger als fünf Minuten dorthin bringen, gibt es einen Zwanziger extra«, versprach er dem Fahrer.
Selbstverständlich hatte er nicht vor, Gina in die Notaufnahme zu bringen. Aber er hatte einen Mietwagen in der Garage neben dem Krankenhaus abgestellt, weil er mit einem Szenario wie diesem gerechnet hatte. Seit Gina aus Haven Oaks entlassen worden war, hatte er sich an ihre Fersen geheftet und jeden Moment mit einem wie auch immer gearteten Angriff gerechnet – denn die ganze Zeit über war ihr noch jemand gefolgt. Nicht die STORM -Agenten. Sondern jemand, der ihren Tod wollte, so viel stand verdammt noch mal fest. Und der Angriff eben hatte das ebenfalls bewiesen.
STORM würde natürlich bald erfahren, dass Gregg Gina in seine Gewalt gebracht hatte. Sich vor all diesen Zeugen nicht zu erkennen zu geben, hätte die Menschen nur misstrauisch gemacht, vielleicht hätte sich ihm auch jemand in den Weg gestellt. Somit waren STORM , die Innere und jeder seiner Verfolger weiterhin überzeugt, dass er mit Terroristen unter einer Decke steckte. Auf ihrer Liste der als Verräter aus regierungsnahen Kreisen Verdächtigten, die für Al-Sayika arbeiteten, stand er sowieso schon ganz oben. Jetzt gingen sie bestimmt davon aus, dass er dabei war, seinen großen Angriffsplan auszuführen, und Ginas Entführung irgendwie damit zusammenhing.
Auch egal. Darum würde er sich später kümmern.
Im Moment war er einfach nur dankbar, dass er noch rechtzeitig gekommen war, um sie zu retten. Gina würde es überstehen. Die Dosis Ketamin, die er ihr verabreicht hatte, war hoch genug, um sie ruhigzustellen, aber ungefährlich.
Als sie vor dem Krankenhaus ankamen, gab er dem Taxifahrer den
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