Zero Unit
nicht eingebildet. Auf keinen Fall. Dieses Mal nicht. Er war dort gewesen. Sie hatte seinen Duft wahrgenommen – dieses überwältigende, erregende Gemisch aus Salbei, Pistolenreiniger und unverfälschtem, starkem Mann. Und dann hatte er sie berührt. Für einen kurzen Moment hatte sie seine harte Erregung an ihrem Rücken gespürt. Wie eine Herausforderung … Eine Warnung … Ein Versprechen .
Gina steckte das Handy wieder in die Tasche. Sie schaute sich um. In dem STORM -Geländewagen, der vor ihrer Tür parkte, saß heute nicht wie sonst Alex Zane, sondern ein ihr unbekannter Agent. Der Neue tat so, als würde er telefonieren und gestikulierte dabei wild herum, wie ein typischer aufgebrachter New Yorker am Steuer. Das Beschattungsteam war nicht zu sehen, aber das hatte sie auch nicht erwartet. Solange Gina sich nicht in einer Menschenmenge befand, bekam sie selten einen von ihren Aufpassern zu Gesicht, wenngleich sie sich ihrer Gegenwart stets bewusst war.
An diesem Morgen gab Gina vor, frische Schnittblumen kaufen zu wollen. Vielleicht würde sie van Halen heute endlich aus dem Schatten locken. Damit dieses unerträgliche Katz-und-Maus-Spiel endlich ein Ende hätte, so oder so.
Während des kurzen Spaziergangs zum Blumengeschäft um die Ecke fing sich die Morgensonne in den blank geputzten Fenstern des Buchladens vor ihr. Dicke Schäfchenwolken trieben über den Himmel. Aus den geöffneten Türen eines Cafés strömte köstlicher Kaffeegeruch heran, und als sie vorbeiging, duftete es nach Gebäck. Ein Pärchen saß an einem der Tische davor und lächelte sich Händchen haltend über die karierte Tischdecke hinweg an. Nichts war hier ungewöhnlich.
Alles war so, wie es sein sollte. Ruhig. Unauffällig. Sicher.
Trotzdem strömte Adrenalin durch Ginas Adern.
Er war ganz in der Nähe .
Ihre Finger tasteten nach dem Messer in ihrer Tasche. Der glatte feste Griff gab ihr Sicherheit. War es endlich so weit? Sie atmete einmal tief durch, ehe sie die Tür zum Blumenladen öffnete. Wie immer wurde sie von einem hellen Klingeln empfangen. Gina trat ein. Ein paar Minuten sollten ausreichen, damit van Halen seinen Hinterhalt vorbereiten konnte, oder was immer er ausgeheckt haben mochte. Sie war auf ihn vorbereitet.
Als sie zehn Minuten später wieder aus dem Laden kam, trug sie einen kleinen Strauß aus gelben Röschen und blauen Vergissmeinnicht in der rechten Hand – symbolisch, wenn auch nicht gerade subtil – und dahinter hielt sie das schwarze KABAR -Messer versteckt.
Plötzlich gab es einen Tumult in dem kleinen Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die Frau, die dort am Tisch gesessen hatte, sprang kreischend auf. Ihr Gegenüber brüllte ebenfalls laut und eilte ihr schützend zur Seite. Ein weiterer Mann lag blutüberströmt auf dem Gehsteig, um ihn herum hatte sich bereits eine tiefrote Lache gebildet. Als Gina bemerkte, dass es sich um einen der STORM -Agenten handelte, schnappte sie erschrocken nach Luft.
Um Gottes willen. Warum hatte Gregg den Mann umgebracht ? Sie war es doch, auf die er es abgesehen hatte!
Hinter sich hörte Gina ein leises Klicken. Sie wirbelte herum. Ihr Puls schoss in die Höhe. Eine Waffe zielte direkt auf ihre Stirn.
Aber damit hatte Gina gerechnet. Also rannte sie nicht davon. Stattdessen hob sie ihr Messer, um sich auf ihren Angreifer zu stürzen, wie sie es viele Male geübt hatte. Doch heute zögerte sie einen Herzschlag lang.
O mein Gott . Sie konnte es nicht tun.
Schon wurde ihr das Messer aus der Hand gerissen. Zielgenau und tief senkte es sich in das verlogene Herz ihres Verräters, ehe noch ein Schrei aus ihrer Kehle gedrungen war. Dem Himmel sei Dank für den anderen STORM -Agenten!
Trotzdem hätte sie sich beinahe übergeben, als sie das schmatzende Geräusch der Klinge hörte, die ins Fleisch fuhr; das Röcheln, als die Luft gurgelnd aus der Lunge des Mannes wich und Gina von oben bis unten mit Blut vollgespritzt wurde. Während ihr Angreifer mit entsetztem Gesichtsausdruck auf die Knie sank, blieb ihr jedoch das Würgen im Hals stecken. Zweifellos bot sie selbst einen vergleichbaren Anblick.
Dieser Mann war nicht Gregg!
In Panik fuhr sie herum.
Irgendjemand griff nach ihr. O Gott! Ihr Messer steckte immer noch in dem anderen Kerl. Gina war überhaupt nicht in den Sinn gekommen, es herauszuziehen. Ruckartig wich sie vor dem zweiten Angreifer zurück. Nur um von dem nächsten Paar Hände gepackt zu werden. Obwohl sie sich mit aller Kraft wehrte,
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