Zero Unit
vorstellen, in seinem blauen Anzug mit der rot gestreiften Krawatte. Oder war er eher der Men in Black -Typ mit verspiegelter Sonnenbrille?
»Dürfte ich im Gegenzug erfahren, wieso Sie das wissen möchten?«, gab sie ebenso freundlich zurück.
Es folgte eine kurze Pause. Na, jetzt war sie aber gespannt . Wenn sich das FBI für einen Fall oder eines der Opfer interessierte, bedeutete das nie etwas Gutes, mochte der Mann am Telefon auch noch so nett klingen.
»Ich befürchte, mehr kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete er.
Sie war schockiert, wirklich schockiert . »Ach. Nun. Was für ein Zufall«, erwiderte sie überfreundlich. »Ich Ihnen ebenfalls nicht.«
»Detective McPhee«, sagte er betont geduldig. »Ich wäre Ihnen wirklich sehr verbunden, wenn Sie sich in dieser Angelegenheit kooperativ zeigen könnten.«
»Und um welche Angelegenheit handelt es sich da genau, SAC Montana?«
Er seufzte. Dann hörte sie zu ihrer großen Überraschung ein glucksendes Lachen. »Okay. Sie haben gewonnen. Und ich hätte da einen Vorschlag. Warum besprechen wir das nicht einfach bei einem gemeinsamen Mittagessen? Auf meine Rechnung.«
Holla .
»Ganz zwanglos«, fügte er hinzu. »Nur ein kollegialer Austausch von Informationen.«
Na klar. Dennoch. Obwohl sie es besser wissen sollte, war sie versucht, sein Angebot anzunehmen. Worin war das Opfer verwickelt gewesen? Wenn sie das herausfand, könnte es bei der Aufklärung des Mordes helfen.
Sie schaute in ihren Kalender. Noch vier Stunden, bis sie in die Gerichtsmedizin musste. »Einverstanden. Wie klingt eine Viertelstunde? Wo möchten Sie –« Das Haustelefon summte. »Ja?«
»Kann’s losgehen?«, fragte eine Stimme.
»Ja.« Sie langte nach ihrem Notizblock. Da Jonesy heute gemeinsam mit einem anderen Detective vor Gericht aussagen musste und zwei weitere Beamte an einem anderen Fall arbeiteten, schob sie erneut Bereitschaftsdienst.
»Leichenfund in den Kenilworth Aquatic Gardens an der Anacostia Avenue«, rasselte der Einsatzkoordinator alle relevanten Informationen hinunter.
Tja. So viel zu ihrer Mittagspause.
»Alles klar.« Sie stellte wieder auf das Gespräch mit dem FBI -Agenten um. »Entschuldigen Sie, aber die Pflicht ruft«, sagte sie zu Montana. »Es gibt einen Mord.«
»Wo?«, fragte Montana sofort. »Ich komme zum Tatort und treffe Sie da.«
Okay. »Hören Sie, ich weiß wirklich nicht –«
»Ich bringe etwas zu essen mit.«
Sarahs Polizistinneninstinkt schlug Alarm. Ganz eindeutig der Men in Black -Typ. Wenn sie also nicht in ein Alien verwandelt werden wollte, sollte sie besser auf der Hut sein. Sonst drängte sich das FBI am Ende in ihren Fall.
»Wie wär’s, wenn ich Sie anrufe, sobald ich wieder zurück bin?«, schlug sie vor. »Danke für das Gespräch, SAC Montana.« Damit legte sie auf. Ohne nach seiner Nummer gefragt zu haben. Im Notfall konnte er sich ja wieder melden. So hatte sie Gelegenheit, sich besser vorzubereiten. Jetzt würde Sarah sich jedenfalls erst einmal um den neuen Fall kümmern, und wenn sie Glück hatte, heute gar nicht wieder an ihren Schreibtisch zurückkehren.
Kenilworth Aquatic Gardens also? Der wenig bekannte Nationalpark am Anacostia River war ganz den Wasserpflanzen gewidmet. Ein ungewöhnlicher Ort für einen Mord.
Sie schnappte sich ihre Sachen und fuhr fünfzehn Minuten später dort vor, zeitgleich mit dem Assistenten der Gerichtsmedizin. Der junge Mann stieg aus seinem BMW , lächelte ihr entgegen und winkte. »Detective McPhee. Ganz schön was los heute, stimmt’s?«
Sie erwiderte sein Lächeln. »Danke, dass sie die Fingerabdrücke gestern so schnell fertiggestellt haben, Dr. Stroud.«
»Kein Problem. Und da wir später noch gemeinsam Leichen aufschneiden werden, nennen Sie mich doch bitte Johnny.«
Sie unterdrückte ein Würgen. Nicht nur wegen der Leichen, sondern auch wegen seiner plumpen Anmache. »Einverstanden. Ich heiße Sarah.«
Sie liefen durch das hässliche Tor, das in den Park führte, und folgten dem Wanderweg hin zu dem Teich, in dem man das Opfer gefunden hatte. Ein penetranter Geruch nach stehendem Gewässer und feuchter Erde erfüllte die Frühlingsluft, in der gerade erst wieder erwachte Insekten summten.
Da der Tatort noch nicht von der Spurensuche freigegeben worden war, blieb Sarah am äußeren Rand des künstlich angelegten Teichlabyrinths stehen. Dr. Stroud – Johnny – verabschiedete sich mit einem Winken und wagte sich über einen schmalen Deich weiter vor. »Geben Sie
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