Zero Unit
ja, warum er es getan hatte, war ihm schon klar. Nur nicht, warum sie es getan hatte.
Er stellte die Sauerstoffflaschen aufrecht vor sich hin und starrte sie geistesabwesend an.
Sie hatte nicht gewollt, dass es geschah. Rein vom Verstand her. Das hatte sie unmissverständlich gesagt. Dennoch hatte er ihren Körper dazu überreden können, ihre Bedenken über Bord zu werfen. Sie jegliche eventuelle Verpflichtung gegenüber Wade Montana vergessen lassen, genau wie ihre Überzeugung, dass Alex sie, nachdem sie miteinander im Bett gewesen waren, noch mehr verletzen würde, als er es ohnehin schon getan hatte. Und wenn er zuließ, dass sich zwischen ihnen mehr als nur eine körperliche Beziehung entwickelte, dann würde auch genau das geschehen.
Deswegen musste er das verhindern. Durfte es nicht zulassen.
Also gut, schön. Eigentlich hatte er das bereits. Die Frau liebte ihn, und das wusste er, verdammt. Sie waren also über die rein körperliche Sache längst hinaus.
Er war ein gottverdammter Scheißkerl, so viel stand fest.
Aber bereute er die letzten Stunden? Kein bisschen. Wie unglaublich beschissen selbstsüchtig das doch war.
»Was machst du da?«, hörte er ihre leise Stimme hinter sich, und ihre Worte holten ihn aus seiner Litanei der Selbstzerfleischung. Er drehte sich so ruckartig um, dass er dabei eine der Sauerstoffflaschen umwarf. Sie rollte auf den Rand des Decks zu.
»Mist«, murmelte er und rannte hinterher, damit sie nicht gegen das niedrige Schanzkleid knallte und es beschädigte.
»Ausdrucksweise«, sagte Rebel und zuckte zusammen. »Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.«
Er schaute sie mit einem Blick an, der hoffentlich überzeugend ausdrückte: Also bitte, große, böse Agenten erschrecken nicht.
Tja, dann war er wohl die Ausnahme.
Er musterte ihr Outfit: knappe weiße Shorts und ein eng anliegender blauer Kapuzenpullover. Ein Träger des blauen, metallisch glänzenden Badeanzugs blitzte darunter hervor. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. »Verdammt, Weib, so kannst du dich jederzeit von hinten an mich heranschleichen.« Er lächelte sie an, aber sie erwiderte das Lächeln nur zögerlich.
»Ich dachte, du wolltest aufhören zu fluchen.«
»Wer, ich? Wie kommst du denn darauf?« Der Gedanke war geradezu lächerlich. Alex besaß dieses schmutzige Mundwerk schon, seit er als kleiner Junge bei seinem Vater, einem Seemann, auf dem Schoß gesessen hatte. Er hätte gar nicht gewusst, wie er sich anders mitteilen sollte.
»Du hattest gesagt, du würdest aufhören zu fluchen, wenn ich anfangen würde … ähm … « Sie biss sich auf die Lippe.
Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ach, verflucht . Das hatte er ganz vergessen. Sie hatte ihren Teil der Verabredung eingehalten. Und wie, Menschenskinder. »Ich konnte doch nicht davon ausgehen – zum Teufel, Baby, du hast doch nicht wirklich gedacht, das sei mein Ernst?«
»Doch.«
Verdammt, das war kein Witz. In Rebels Gesicht kämpften Sehnsucht und Zweifel miteinander.
Herrje, ging es jetzt wirklich nur noch ums Fluchen?
Offensichtlich bewegte sie noch etwas anderes. Und es war nicht schwer zu erraten, was das war. Sein unentschuldbares schwaches und unkluges Verhalten vorhin – als er kein Kondom benutzt hatte.
Mist. Auf dieses Thema konnte er im Moment gerne verzichten. Also breitete er die Arme aus, um sie abzulenken. »Komm schon her.«
Sie zögerte einen Herzschlag lang, ging dann leicht widerstrebend auf ihn zu, aber das reichte schon aus, damit er sich sofort wieder schuldig fühlte.
»Alex –«, fing sie an.
Verdammt . Was sollte er jetzt bloß tun? Lügen? Oder ihr die Wahrheit sagen und sie für immer verlieren? Er wusste, wie sehr sie sich Kinder wünschte.
Obwohl er versucht hatte, sich etwas anderes einzureden, verriet doch die Tatsache, dass sie sich auf ungeschützten Sex mit ihm eingelassen hatte, mehr über ihre Gefühle für ihn … und ihre gemeinsame Zukunft. Deswegen war diese Unterhaltung auch unvermeidlich. Zum Teufel, wahrscheinlich war es besser, sie brachten das gleich hinter sich, damit ein für alle Mal geklärt war, dass sie nur ein kurzfristiges Vergnügen verband. Ohne Zukunft.
»Ich bin unfruchtbar«, sagte er knapp. »Zeugungsunfähig. Kann niemals Kinder haben. Deswegen mussten wir nicht verhüten.«
Sie erstarrte in seinem Arm.
Was ihn betraf, so hatte er sich vor langer Zeit mit dieser Schwäche abgefunden. Als junger Mann war er gar törichterweise davon ausgegangen, dass
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