Zero Unit
Wahrheit gesagt, Wades Aussage bestätigte ihr das nur noch weiter. »Es freut mich, dass es ihr gut geht. Ihr Name ist Gina, hast du gesagt?«
»Gina Cappozi. Nur geht es ihr leider überhaupt nicht gut. Al-Sayika sinnt immer noch auf Rache, weil sie deren Pläne vereitelt hat. Vielleicht wollen sie auch nur zu Ende bringen, was sie begonnen haben. Aus welchem Grund auch immer, jedenfalls wurde Gina heute Morgen erneut entführt.
Sarah war entsetzt. Kein Wunder, dass Wade sich über Vorschriften hinwegsetzte, um dem nachzugehen.
»Ach, Wade. Das tut mir so leid.«
»Ja.« Er blickte auf seinen halb leeren Teller und atmete tief durch. Das alles schien ihn sehr stark mitzunehmen. Sarah konnte es ihm nachfühlen. »Es ist eine komplizierte Geschichte«, fuhr er fort. »Denn während der Entführung wurden drei der vier Angreifer getötet. Und jetzt kommt’s: Einer der toten Männer war der Cousin deiner Toten aus der Seitenstraße.«
Das hatte sie bereits von Quinn erfahren. »Asha Mahmood.«
Er nickte. »Es gibt Beweise, die darauf hindeuten, dass dieser Cousin, Ouda Mahmood, mit Al-Sayika in Verbindung steht. Ich würde gerne herausfinden, ob Asha da auch mit drinhängt.«
Sarah erwiderte seinen Blick und versuchte, das alles zu verdauen. Verdammt. Das hier war größer, als sie sich je hätte vorstellen können. »Herrje, Wade. Warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Das Metro Police Department würde in diesem Fall natürlich sofort kooperieren.«
Er seufzte, schloss kurz die Augen und lächelte sie dann schwach an. »Jetzt kommt der Teil, in dem ich mich deiner Gnade ausliefere. Ich hätte gerne Zugang zu deinen Ermittlungsergebnissen. Aber du musst wissen, dass ich dem Fall nicht offiziell zugeteilt bin.«
Er legte tatsächlich ein richtiges Geständnis ab, stellte sie verblüfft fest. »Und das FBI möchte eigentlich, dass du dich aus der Sache raushältst«, vervollständigte sie den Satz für ihn. Einerseits war sie erleichtert, gleichzeitig aber auch ein wenig gekränkt. »Weil du persönlich betroffen bist.«
Er nickte. »Ich habe bereits eine Verwarnung erhalten, weil ich mich ursprünglich des Falles angenommen hatte, ohne meine private Verbindung zu Gina preiszugeben. Wenn sie also herausfinden, was ich jetzt gerade tue, dann bin ich entweder meinen Job los oder ich werde nach Alaska versetzt und muss dort in einem Iglu leben.«
Obwohl sie daraufhin beide lachten, konnte Sarah spüren, wie sehr ihn das alles schmerzte. Sie wusste, wie es sich anfühlte, wenn der Verstand von den Emotionen überrannt wurde.
So wie jetzt zum Beispiel.
Sie nahm einen Schluck Wein. Es war ein kräftiger Cabernet, genau ihr Geschmack. Sie hatte gerade genug davon getrunken, um ein wenig locker zu werden, aber das war auch keine Entschuldigung für das, was sie als Nächstes sagte. Sondern wohl eher ihren verletzten romantischen Gefühlen zuzuschreiben. »Also hast du dich entschieden, den zuständigen Detective zu verführen, um so an die Ermittlungsergebnisse ranzukommen«, sagte sie, mehr enttäuscht als wütend. »Du kannst von Glück reden, dass ich eine Frau bin«, fügte sie gedehnt hinzu.
Anstatt dass er jedoch schuldbewusst dreinsah, wurde sein Lächeln verwegen. »Ja, aber verdammt, nein. Dass ich dich verführen möchte, hat ganz andere Gründe. Deswegen erzähle ich dir das ja auch alles. Damit du nicht denkst, ich hätte unlautere Hintergedanken.«
Sarah musste gegen ihren Willen lächeln. Entweder war er ein erstaunlich guter Lügner – was nicht abwegig war, wenn man seinen Beruf bedachte –, oder er meinte das wirklich ernst. Wenngleich sie es besser hätte wissen müssen, regte sich erbärmlicherweise neue Hoffnung in ihrem Herzen. »Dir ist schon klar, dass uns das beide in enorme Schwierigkeiten bringen kann, nicht nur dich«, meinte sie. »Falls irgendjemand dahinterkommt.«
»Ich bin bereit, das Risiko einzugehen, wie du weißt. Was ist mit dir?«
Sie lachte. Gott, sie war einfach ein hoffnungsloser Fall. »Sind Sie immer so direkt, SAC Montana?«
»Nur wenn es etwas gibt, das ich wirklich will, Detective McPhee.« Das Feuer in seinen Augen schien sie zu versengen. Verrückterweise war sie versucht, das Männchen in ihrem Kopf, das hektisch Warnsignale gab, zu ignorieren und einfach »Ja« zu sagen.
Vorher galt es jedoch noch eine Sache zu klären. »Warum bedeutet dir das so viel?«, fragte sie. »Schließlich ist sie deine Ex . Und dir wurde ganz klar gesagt, dass du dich von dem
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