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Zero Unit

Zero Unit

Titel: Zero Unit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Dorothea; Bruhns Kallfass
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das alles mag schwer zu verstehen sein.«
    Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Sie wehrte sich dagegen, von dieser Mitteilung noch tiefer verletzt zu werden als durch alles, was dieser Mann in den letzten vierundzwanzig Stunden ohnehin schon bei ihr abgeladen hatte. Beziehungsweise in den letzten Jahren.
    »Glaub mir, damals schien es die ideale Lösung zu sein«, sagte er. »Für mich und für Helena. Wegen meiner gefährlichen Arbeit und meiner … körperlichen Probleme. Und für Helena mit ihren geradezu absurd konservativen Eltern, deren unnachgiebige gesellschaftliche Erwartungen sie erfüllen musste. Durch unsere Heirat hätte sie ihre Familie behalten können … und mich hätte es davon abgehalten, mir eine zu wünschen.«
    Rebel war sprachlos, ihr schwirrte der Kopf, als hätte er ihr einen Schlag verpasst.
    Sein Blick wurde sanft, sein Gesicht spiegelte Bedauern. Mit dem, was er dann sagte, stellte er ihre Welt endgültig komplett auf den Kopf. »Und es hätte mich aus deinem Bett herausgehalten.«
    Gina und Gregg nahmen sich ein Zimmer im Watergate Hotel.
    Es hatte eine herrliche Aussicht auf den Potomac und lag in der Nähe des Regierungsviertels. Obwohl man hier erst kürzlich alles renoviert hatte, fühlte Gina sich gleich zu Hause. Und sicher. Sie hatte schon ein paarmal in dem Hotel übernachtet, wenn sie zu einer Konferenz oder auf der Suche nach staatlichen Fördermitteln zum Gespräch nach Washington musste und ihr Exverlobter gerade nicht in der Stadt gewesen war. Bislang hatte sie das immer über ihre Spesen abgerechnet. Deswegen war sie auch ziemlich geschockt gewesen, als ihr Blick auf die Übernachtungspreise gefallen war.
    »Mach dir darum keine Sorgen«, hatte Gregg geantwortet, als sie vorgeschlagen hatte, sich eine günstigere Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. »Ich möchte gerne hier wohnen. Mir gefällt das Wortspiel … mit dem Namen«, fügte er hinzu, als sie ihn erstaunt anblickte. Gina hätte ihn nie als politisch eingeschätzt.
    Sie erinnerte sich an das, was sie über die Watergate-Affäre gelernt hatte: Wie Präsident Nixons Handlanger als Handwerker verkleidet in die Wahlkampfzentrale seines politischen Gegners eingebrochen waren. »Verstehe«, sagte sie mit einem Schmunzeln. »Aber auf welcher Seite stehst du? Auf der des Opfers oder der von Nixons Klempnern?«
    Er zwinkerte ihr nur zu, verlangte nach einer Suite im obersten Stockwerk und trug sie als Herr und Frau G. Gordon Paisley ein. Sie verdrehte die Augen. Sehr originell, das hatten die hier bestimmt noch nie gesehen.
    Die Aussicht vom zimmereigenen Balkon war einfach großartig und die Suite selbst opulent eingerichtet: Marmorfußboden, antike Möbel, ein herrlich weiches Himmelbett, Whirlpool. Es gab sogar einen kleinen Weinschrank, der selbstverständlich gut bestückt war.
    Gina wandte den Blick von den doppelt verglasten Balkontüren ab und ließ den Blick über das luxuriöse Mobiliar schweifen, bis er an der Minibar hängen blieb. Dort stand Gregg und prüfte vornübergebeugt die Bierauswahl. Wie immer war er ganz in Schwarz gekleidet. Enges schwarzes T-Shirt, tief sitzende Lederhose, schwarze Stiefel. Die mit kunstvoll ineinander verschlungenen Silberketten verzierte Motorradjacke hatte er bereits ausgezogen und auf dem Sofa abgelegt. So hatte sie freie Sicht auf den schwarzen Pistolengurt, der sich über sein breites Kreuz spannte, mit der SIG Sauer Platinum darin.
    Die SIG trug er immer am Körper, sie hatte ihn also schon unzählige Male damit gesehen. Wenn nicht im Holster, dann steckte sie griffbereit vorne in seinem Hosenbund. Aus irgendeinem Grund jagte es Gina heute jedoch einen Schauer über den Rücken … denn genau, wie sie zu ihrem Schutz eingesetzt werden konnte, konnte sich die mächtige Waffe gegen sie richten.
    Und wenn sie sich nun doch in ihm täuschte , fragte Gina sich plötzlich erneut. Wenn seine Reue nur vorgetäuscht war? Wenn nun ihre Gefühle für ihn nur dem Bedürfnis geschuldet waren, jemanden – irgendjemanden – zu haben, der sie beschützte? Und der überwältigend gute Sex sie zum zweiten Mal über sein wahres Wesen hinweggetäuscht hatte, ganz wie von ihm beabsichtigt? Wenn er unschuldig war, wieso hatte er sich dann unter dem Alias von Liddy, einem der berüchtigten Männer aus Nixons »Klempnertruppe«, in der Namensliste des Watergate Hotels eingetragen? Hatte er sich ihr Vertrauen erschlichen, indem er Lügen über seine Kindheit erzählt und sie in eine

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