Zero Unit
Marilyn-Monroe-Auftritt hinzulegen. Natürlich war Alex fünf Stufen unter ihr und schaute direkt nach oben. Aber sein Selbsterhaltungstrieb war immerhin noch stark genug ausgeprägt, dass er wenigstens so tat, als hätte er nichts bemerkt.
Sie war nie zuvor in einem Privatjet geflogen und blieb deswegen einen Moment lang überwältigt in der Tür stehen. Der STORM Hawker bot Platz für acht Personen und war der Inbegriff von maskulinem Luxus. Alles war in den Firmenfarben Schwarz und Silber gehalten, was sich vor dem stahlgrauen Flugzeugrumpf sehr vornehm ausnahm. Auf den verstellbaren weichen Ledersitzen mit Fußstütze lagen jede Menge Wildlederkissen und wärmende Pelzdecken. Ein leichter Sandelholzduft schwebte über allem. Sehnsüchtig ließ Rebel ihren Blick über das riesige Sofa gleiten, an dem sie gerade vorbeigingen und das sich zu einem Bett ausklappen ließ. Für ein Nickerchen blieb allerdings keine Zeit. Es war ein kurzer Flug – nur etwa eine halbe Stunde.
Sie und Alex waren die einzigen Passagiere. Na wunderbar.
Nach dem Abheben schenkte die hübsche Stewardess ihnen Champagner ein und servierte eine köstliche Auswahl Käse und Cracker auf dem niedrigen Walnusstisch zwischen ihren Sitzen.
Leider war Rebel nicht in Stimmung für all das.
Sie wollte einfach nur die Augen schließen, sich bis zur Bewusstlosigkeit betrinken und den Mann vergessen, der ihr gegenübersaß.
Also tat sie genau das.
Alex hatte jedoch offensichtlich andere Pläne. Tja. Die wohl einzige Gelegenheit in der gesamten Menschheitsgeschichte, bei der ein Mann tatsächlich das Gespräch suchte – und natürlich musste das ausgerechnet dieser Mann sein. Und das auch erst jetzt, nachdem das Kind bereits in den Brunnen gefallen war.
Rebel wollte absolut nichts über das Telefonat mit seiner Exverlobten wissen. Oder was er sonst zu sagen hatte. Nicht nach heute Morgen.
Doch sobald die Flugbegleiterin wieder vorne im Cockpit verschwunden war, nahm er den Faden des Gesprächs von vorhin erneut auf. »Helena wollte wissen, wie wir miteinander auskommen«, verkündete er.
Sicher wollte sie das. Also, wie hatte die andere überhaupt erst herausgefunden, dass sie zusammen waren? Und warum beschäftigte sie das. Es sei denn …
Rebels Fingernagel ritzte eine kunstvolle Verzierung in ihr Champagnerglas. »Was hast du ihr gesagt?«
Anscheinend war ihm ihr zynischer Unterton nicht entgangen. »Jedenfalls nicht, dass wir es miteinander treiben«, sagte er bissig, »falls du dir deswegen Sorgen machst.«
Dieses Mal fiel es ihr wirklich schwer, nicht doch zuzutreten.
» Ausdruck , Zane«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, nahm einen weiteren Schluck Champagner und sagte: »Nun, das ist gut, denn das tun wir nicht .«
»Was tun wir nicht?«, fragte er und heuchelte Verständnislosigkeit.
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. Er zuckte nicht mal mit der Wimper. Wahrscheinlich hatte er es gar nicht bemerkt. Er war viel zu beschäftigt damit, den Gouda zu taxieren, den sie beide nicht angerührt hatten.
»Sie wollte sich außerdem dafür entschuldigen, dass sie mich am Altar hat stehen lassen«, fuhr er fort.
»Besser spät als nie«, sagte Rebel affektiert.
Er seufzte. »Helena ist kein schlechter Mensch. Sie … steht nur unter ziemlichem Druck.«
Wie großzügig von ihm, ihr zu vergeben. »Ich bin mir sicher, ihr werdet miteinander glücklich.«
»Engel, wir sind nicht –«
»Und hör endlich mit diesem Engel-Mist auf, Zane. Du hast bekommen, was du wolltest. Und jetzt tu mir den Gefallen und hör mit dieser ›Du hast mir während der Gefangenschaft das Leben gerettet‹-Nackttraumnummer auf. Ich kann nicht fassen, dass ich darauf reingefallen bin.«
»Aber es ist wahr«, sagte er verletzt. Wie konnte sie annehmen, er würde bei etwas derartig schmerzlich Bedeutsamen lügen? Oder diese schrecklichen Erinnerungen dazu benutzen, um … was? Sie zu verführen? »Und du hast offensichtlich keine verdammte Vorstellung davon, was ich will, Rebel. Das ist auf jeden Fall wahr, verdammt.«
»Ach?« Sie wandte sich ab. »Und was könnte das wohl sein?«, fuhr sie ihn an. »Weil ich nämlich denke, du hast sehr deutlich gezeigt, was du willst. Mich jedenfalls nicht. Außer zum –« Sie hätte das Champagnerglas beinahe zerquetscht.
Er schloss überrascht den Mund und sammelte sich. »Hör mal, ich weiß, du bist wütend auf mich –«
»Was du nicht sagst«, murmelte sie, nahm noch einen großen
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