Zero Unit
Mal würde er nicht mehr da sein, um ihr den Hintern zu retten.
»Ich schlage vor, Sie hören gut zu. Es geht jetzt folgendermaßen weiter«, sagte Quinn. »Sie werden unsere Fragen beantworten, angefangen damit, wen Sie gerade getroffen haben und worüber Sie miteinander gesprochen haben. Dann werden wir Sie so lange hier festhalten, bis wir Ihre Angaben überprüft haben. Danach werden wir abstimmen. Wenn Sie bestehen, bleiben Sie am Leben.«
Gregg schnaufte verächtlich. Sie wussten beide, dass das eine leere Drohung war. Selbst wenn sie ihm nicht glaubten, stand es STORM nicht zu, ihn hinzurichten. Nicht, ehe ihn sowohl die CIA als auch das Ministerium für Innere Sicherheit vernommen hatten. Was ihm weitaus größere Sorgen bereitete, war, dass der Verräter in der Zwischenzeit noch mehr Beweise zu Greggs Ungunsten streuen konnte, damit er nicht mehr dazu kam, seine Unschuld zu beweisen, bevor er nach Sibirien oder Mogadischu verfrachtet wurde. Wenn Gregg das verhindern und seinen Job zurückbekommen wollte, dann musste er kooperieren. Und beten, dass STORM nicht infiltriert war.
»Gut«, willigte er ein. Außerdem hatte er zu diesem Zeitpunkt ohnehin nichts mehr zu verlieren. »Ich habe nur eine Bedingung.«
»Und die wäre?«, fragte Quinn.
»Gina Cappozi«, sagte Gregg. »Zwei Minuten mit ihr. Alleine.«
»Ich sage, wir machen den Scheißkerl kalt, solange der Zeitpunkt günstig ist.«
Rebel hatte Alex selten mit derartig mieser Laune erlebt. Er wollte nicht hier sein, das war mehr als deutlich. Sie war nur nicht sicher, ob es an ihr lag oder an seinem ehemaligen Zero-Unit-Kollegen Gregg van Halen. Alex hatte für den Mann ganz offensichtlich nichts übrig. Er war überzeugt, dass van Halen für Al-Sayika arbeitete und gestern bei dem Angriff auf Gina Dez Johnson umgebracht hatte – auch wenn die arme Dr. Cappozi sich noch so sehr bemüht hatte, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Dass van Halens eigene Angaben Ginas Aussage bestätigten, konnte ihn jedoch genauso wenig überzeugen wie die Ergebnisse der Spurenuntersuchung.
Alex wollte Blut sehen.
Projizierte er seine Emotionen auf jemand anderen?
Möglicherweise, dachte Rebel. Sein schrecklicher Vorschlag war nur seiner unbändigen Wut geschuldet. Und dass er wütend war, daraus konnte sie ihm keinen Vorwurf machen. Jedenfalls nicht in diesem Fall. Was hatte er durch diese Terroristen nicht alles erleiden müssen. Und wenn Rebel überzeugt gewesen wäre, dass van Halen mit ihnen unter einer Decke steckte, wäre sie ihm gegenüber ebenso feindselig gewesen wie Alex. Nur war sie das nicht.
»Ich dachte, du willst Gerechtigkeit«, erwiderte sie. »Und nicht Vergeltung.«
»In diesem Fall ist das ein und dasselbe«, hielt er unbeeindruckt dagegen. »Van Halen ist schuldig, verflucht noch eins. Jemand muss dafür bezahlen, was Gina und Dez angetan wurde.«
Und dir , fügte sie im Stillen hinzu. Und Kick und Tara. Und all den anderen, die unter diesen grausamen Terroristen hatten leiden müssen. »Aber wir müssen ganz sicher sein, dass es den Richtigen trifft«, wandte sie ein. »Und ich bin nicht überzeugt davon, dass Gregg der Verräter ist.«
»Ich auch nicht«, mischte Tara sich ein, die neben der geöffneten Balkontür stand und an einer Cola nippte. Hinter ihr versank die Sonne im Potomac und warf einen rötlichen Schimmer auf ihren weißen Rollkragenpullover, sodass es aussah, als trüge sie eine Art durchscheinenden Superheldenumhang. Sie wirkte immer noch dünn und zerbrechlich, weil sie nach dem Louisiana-Einsatz, bei dem sie beinahe umgekommen wäre, einen Monat im Krankenhaus verbracht hatte. Wenn irgendjemand auf Vergeltung hätte aus sein müssen, dann Tara. Ihre Zweifel an van Halens Schuld sprachen Rebels Meinung nach Bände.
»Niemand macht hier irgendjemanden kalt«, stellte Commander Quinn kategorisch klar.
»Dann händigen wir das Arschloch der Inneren Sicherheit aus. Sollen die sich um ihn kümmern«, schlug Alex nachdrücklich vor. »Wir haben ihn aufgespürt. Unsere Arbeit ist damit getan.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, erwiderte Quinn. »Zugegeben, an seiner Geschichte könnte was Wahres dran sein.«
»Himmelherrgott! Nicht du auch noch! Streng geheime Akten und Verschwörungstheorien, verfluchte Scheiße? Also bitte !«
»So abwegig ist das gar nicht«, sagte Tara ruhig. Ihre Mutter war an Krebs gestorben, weil die Umweltbehörde ein Chemikalienleck vertuscht hatte, damals, als die Regierung bei solchen
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