Zero Unit
auf. Verfluchte Scheiße.
Die kleine Schlampe hatte ihn verraten.
Es war wie ein Stoß direkt ins Herz. Sie hatte gesagt, dass sie ihm glaubte . Hatte geschworen, ihm zu vertrauen. Er hatte ihr sein beschissenes Leben in die Hände gelegt, indem er sie allein in der Nähe eines Telefons zurückgelassen hatte. Aber gottverdammt noch mal, sobald er ihr den Rücken zugewandt hatte, war sie wieder zu ihren sogenannten Beschützern zurückgerannt. Diejenigen, wegen denen sie beinahe umgebracht worden wäre. Warum hörten die Frauen bloß niemals auf ihn?
Vor Wut kaum noch Herr seiner Sinne, stand Gregg an der Crystal-City-Haltestelle auf und marschierte aus dem Bus. Dann erst fiel ihm sein Beschatter wieder ein. Scheiße . Er musste sich am Riemen reißen. Nach einigen Häuserblocks verschwand er hinter einem Gebäude und hielt dem Soldaten, sobald er um die Ecke kam, die SIG an den Hals.
»Verschwinde«, knurrte er. »Oder ich puste dir das Gehirn weg.«
Sein Verfolger drehte sich um und machte, dass er wegkam.
Ein Problem weniger.
Aber was fing er mit dem anderen, viel drängenderen an?
Gregg nahm die U-Bahn und stieg in der Foggy Bottom -Gegend aus. Wozu weiter seine Spur verwischen? Er war ohnehin so was von aufgeflogen.
Er könnte natürlich auch einfach verschwinden. Irgendwo auf der Welt untertauchen und sich niemals wieder blicken lassen. Es gab eine Million Orte, wohin er sich absetzen konnte. Gregg wusste, wie es ging, und er hatte genügend Geld auf verschiedenen Nummernkonten in der ganzen Welt geparkt, dass er einen geruhsamen Lebensabend hätte verbringen können, ohne jemals wieder arbeiten zu müssen. Sogar mehr als nur geruhsam.
Was ihn davon abhielt, war folgender Gedanke: Was sollte er dann den Rest seines Lebens tun ?
Ohne seine Arbeit hatte er nichts mehr. Er wäre ein Nichts. Gregg van Halen war ein Schatten, ein Chamäleon, eine geisterhafte Gestalt, die sich unerkannt in den dunkelsten Ecken der Welt herumtrieb, um das dort schwelende Böse hervorzulocken, wo immer es sich auch verstecken mochte, und ihm ein Ende zu bereiten. Ohne diese Bestimmung, die ihn antrieb, würde er in einer einsamen Existenz versinken und seine Identität verlieren. Wenn ihn niemand mehr wahrnahm, dann war er auch nicht mehr da, so sah Gregg das.
Im vergangenen Jahr hatte er einige wenige Wochen lang geglaubt, es gäbe noch etwas anderes, für das es sich zu leben lohnte. Etwas, weswegen er sich bemühte, die stets sorgsam aufrechterhaltene Kontrolle, die seine dunkle Welt seit Ewigkeiten regiert hatte, ein wenig zu lockern. Ein Grund, Licht hereinzulassen und im Sonnenschein zu verharren, jedenfalls ein wenig. Einen Grund, wenigstens einmal auf sein Herz zu hören, und die so lange verleugneten Gefühle in ihm zuzulassen.
Gina .
In ihr hatte er alles gefunden, wovon er jemals geträumt hatte. Güte. Licht. Liebe. Und er wusste, dass er das alles nicht würde behalten können. Es nicht durfte. Wegen dem, was er war und was er tat. Aber wie sehr er sich nach ihr verzehrt hatte! Er war von ihrer inneren Stärke und unglaublichen Loyalität völlig bezaubert gewesen, von ihrer schwindelerregenden Leidenschaftlichkeit und der Art, in der sie sich seiner rauen Seite bedingungslos hingab.
Doch er hätte auf seine innere Stimme hören sollen. Und sich nicht von diesen unsteten, vergänglichen Empfindungen beeinflussen lassen. Oder den zärtlichen Gefühlen für sie. Hätte sich nicht erlauben dürfen, diesen unmöglichen Traum zu träumen.
Sie hatte gerade eben bewiesen, dass es das Richtige war, seinen Gefühlen nicht zu vertrauen . Ihr nicht zu vertrauen. Er musste wieder in die Schatten, in die er gehörte. Zu seiner wahren Bestimmung zurück.
Aber dafür musste er seinen Namen reinwaschen, um seinen Job zurückzubekommen.
Das wiederum bedeutete, er hatte keine Wahl, als zum Watergate zu fahren und die STORM -Agenten irgendwie davon zu überzeugen, dass er nicht der Verräter war, den sie suchten. Und dass sie ihm vertrauen mussten, denn er würde herausfinden, wer wirklich dahintersteckte.
Und er wollte Gina Cappozi in die Augen sehen und ihr sagen, dass er sie nach dem, was sie ihm angetan hatte, nicht länger beschützen würde. Dass es zwischen ihnen aus war.
Und dass er sich von ihr nicht zum Narren halten ließ.
17
Als Gregg bis in den Aufzug des Watergate Hotels gelangt war, ohne auf einen Sicherheitsbeamten oder Wachtposten zu treffen, schwante ihm bereits, was ihn erwartete.
Na wenn schon. Es
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