ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
(Patin), Kokainkönigin von Miami, Schwarze Witwe. Einigen Männern, mit denen sie im Bett war, soll sie die Kehle durchgeschnitten haben. Sie heiratet vier Mal, jedes Mal einen Drogenhändler, was ihr hilft, in der Hierarchie der Macht aufzusteigen, und wenn der Ehemann ihr Hindernisse in den Weg legt, lässt sie ihn beseitigen. Beispielsweise Dario Sepulveda. Das Sorgerecht für ihren Sohn, den sie filmreif auf den Namen Michael Corleone getauft hatten, macht er ihr nach der Trennung streitig. Deshalb wird Sepulveda von Griseldas Killern umgebracht. Männer sind Mittel zum Zweck. Und obsolet gewordene Mittel muss man entsorgen.
Ihr Drogenimperium in Miami bringt Griselda jeden Monat acht Millionen Dollar ein. Sie spielt eine Schlüsselrolle im
sogenannten Kokainkrieg in Florida, der auch »Krieg der Kokain-Cowboys« genannt wird. Miami wird von Geld überschwemmt, die Schätzungen belaufen sich auf zehn Milliarden Dollar jährlich.
1979 zieht Griselda die Fäden beim Massaker von Dadeland, dem Einkaufszentrum von Dade County, bei dem in einem Spirituosenladen zwei Menschen umgebracht werden: German Panesso, ein kolumbianischer Drogenschmuggler, der mit Griseldas Organisation Geschäfte macht, und sein Leibwächter. In den siebziger Jahren war Mord Privatsache. Es gab Folterungen, Erdrosselungen, Verstümmelungen, Enthauptungen, aber das waren Abrechnungen. Das Massaker von Dadeland hingegen markiert den Beginn einer langen Serie blutiger Gewalt in Miami, Kriege, die am helllichten Tag und in aller Öffentlichkeit ausgetragen werden. Die sogenannten Kollater-alschäden fallen nicht ins Gewicht. Jetzt wird auf der Straße geschossen, in Einkaufszentren, Geschäften, Restaurants und vollen Kneipen. Und für die meisten damals im Süden Floridas begangenen Morde trägt Griselda die Verantwortung. Ihre Unbarmherzigkeit ist inzwischen legendär. Viele Geschichten ranken sich darum und werden von Mund zu Mund weitergereicht.
Griselda betritt ein Männerlokal. Tänzerinnen bewegen sich aufreizend auf der Bühne. Alle drehen sich nach ihr um. Eine Frau als Gast an so einem Ort? Das gab es noch nie. Noch dazu eine, die so aussieht: völlig verbraucht, verwahrlost, besessen. Sie setzt sich, bestellt etwas zu trinken, betrachtet die sich windenden Körper. Es sieht beinahe so aus, als wollte sie diese langen Beine berühren. Dann steht sie plötzlich auf und schießt um sich. Eine nach der anderen fallen die Mädchen um. »Huren!«, schreit sie, »Huren! Nur mit dem Arsch wackeln
könnt ihr für die Männer.« Für Griselda haben es diese Frauen nicht verdient zu leben, sie sind ihre Obsession. So wie es ihre Obsession ist, in den Lokalen auf Männerjagd zu gehen. Sie sucht sich einen aus, und wer sich nicht mit ihr einlässt, ist bald tot. Eines Tages zieht ein jüngerer Mann ein paar Tische weiter ihre Aufmerksamkeit auf sich. Griselda will ihn haben und fixiert ihn. Er weicht ihren Blicken aus, aber Griselda bleibt hartnäckig. Als der Mann zur Toilette geht, folgt sie ihm, betritt aber die Damentoilette. »Hilfe!«, ruft sie, »Hilfe!« Der junge Mann eilt herbei, vielleicht ist der sonderbaren Frau schlecht geworden. Griselda hat sich unten ausgezogen. »Leck mich«, befiehlt sie ihm. Der Mann weicht zurück, mit dem Rücken an der Tür, aber Griselda zieht die Pistole und wiederholt: »Leck mich.« Er tut es, mit der Pistole an der Schläfe.
Drogensüchtig, wie sie ist, zieht Griselda sich in ihr Schlafzimmer zurück, bewacht von ihrem Schäferhund Hitler. Drogen und Polizei sind nur zwei ihrer Feinde. Rivalisierende Organisationen versuchen mehrfach, sie umzubringen. Sie kommt jedes Mal davon. Einmal versucht sie sogar, die Killer zu täuschen, indem sie ihren eigenen Tod inszeniert. Sie schickt einen leeren Sarg aus den USA nach Kolumbien. Um den ständigen Angriffen zu entgehen, lässt sie sich 1984 mit ihrem jüngsten Sohn Michael Corleone in Irvine, Kalifornien, nieder. Im Februar 1985 wird sie von den Beamten der DEA unter dem Vorwurf des Drogenhandels verhaftet. Sie wird zu zehn Jahren Haft verurteilt, führt aber vom Gefängnis aus ihre Geschäfte weiter. Die »Patin« erkauft sich eine Gefangenschaft im Luxus. Aus der Zelle heraus schmiedet sie neue Pläne. Ihr Plan, John F. Kennedy jr. zu kidnappen, scheitert allerdings an der Telefonüberwachung. Sie lässt sich Männer, Schmuck und Parfüm ins Gefängnis bringen.
Die Staatsanwaltschaft des Miami-Dade County setzt einen von Griseldas Vertrauensmännern,
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