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ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

Titel: ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Saviano
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Militärbataillon zieht er dreißig Tage lang durch den Wald. Die Männer ernähren sich nur von Konserven, um den Gegner nicht durch Feuer auf sich aufmerksam zu machen. In jenem Abschnitt der Kordilleren, der Cordoba vom nördlichen Teil Antioquias trennt, stehen sie irgendwann vor einem Berg. Die steilen Felswände sind furchteinflößend, und viele Soldaten machen kehrt. Von Mancuso angefeuert, erreichen jedoch noch so viele den Gipfel, dass sie einen Überraschungsangriff auf die FARC-Hochburg in dieser Region wagen können. Es kommt zu einem Feuergefecht, dem Salvatore und seine Männer lebend entkommen.
    Auf Mancusos Territorium ist eine Privatarmee entstanden, die sich nach dem Dekret über die Befugnisse der Convivir-Grup-pen in Autodefensas Campesinas de Cordoba y Uraba umbenennt, um den Bauern und Viehzüchtern ganz legal bewaffneten Schutz zu gewähren. Sie untersteht den Brüdern Castano, die der Guerilla gegenüber einen unversöhnlichen Hass hegen. Sie
    stammen aus einem reichen Elternhaus, und das hat ihr Leben für immer geprägt. Ihr Vater ist Don Jesus, ein Viehzüchter und angesehener Politiker, der vom Herrschaftsrecht der Landbesitzer so überzeugt war, dass er zu den ersten Entführungsopfern der FARC-Guerilla gehörte. Jahrhunderte scheinen vergangen seit jenem Tag vor dreizehn Jahren und dem bangen Warten, bis sie schließlich erfuhren, dass ihr Vater trotz der Zahlung von Lösegeld nie mehr nach Hause zurückkehren würde. Es ist das schwarze Loch ihrer Existenz. Seither befinden sie sich im Kriegszustand, und sie machen aus Prinzip keine Gefangenen. Sie rekrutierten hundert Männer, die zu allem bereit waren und dort, wo Don Jesus als Geisel gehalten worden war, alle, die ihnen über den Weg liefen, ermordeten, pfählten und zerstückelten, damit die Unterstützer der Ruchlosen ihre Lektion lernten. Die Brüder Castano unterhielten gute Beziehungen mit Pablo Escobar, und Carlos, der Jüngste, schloss sich der Gruppe Muerte a Secuestradores an, wo er alle Methoden des schmutzigen Kriegs erlernte.
    Doch dann überwarfen sich die Brüder mit Don Pablo, der in seiner megalomanen Paranoia die Ermordung einiger ihrer Freunde angeordnet hatte. Sie wussten, dass er auch ihnen nach dem Leben trachtete, nahmen die Einladung der Brüder Rodriguez Orjuela aus Cali an und gründeten Los Pepes. Damit begann die Treibjagd auf Pablo Escobar, ihren ehemaligen Verbündeten, unter dessen Gefolgsleuten und Verwandten sie ein Blutbad anrichteten. Jetzt stehen sie fast wieder am Anfang: eine Antiguerillaorganisation, größer und reicher als alle anderen.
    In den vergangenen zehn Jahren war der Reichtum der Brüder Castano weiter gewachsen, denn die Kokainbarone bezahlten sie gut. Die Kokainbarone entlohnen ihre vigilantes
    oft auch durch Geschäftsbeteiligungen. Ein permanenter Krieg ist eine kostspielige Angelegenheit, weshalb sie die FARC, alle anderen kommunistischen Hurensöhne und ihre Unterstützer längst vernichtet hätten, würden die Guerilleros ihren antikapitalistischen Aufstand nicht gleichfalls mit Kokaingeldern finanzieren. Und die Aufständischen sind inzwischen unverschämter und stärker geworden. Im Krieg gilt das Prinzip der Waffengleichheit. Und wer mit Drogen handelt, hat das Sagen.
    Als die Brüder Castano Mancuso anbieten, die Kräfte zu bündeln, lässt er sich Zeit für eine Antwort. Er würde lieber so weitermachen wie bisher, vielleicht auch deshalb, weil er ihre Verflechtung mit dem Drogenhandel kennt. Doch eines Tages, unterwegs mit seiner Frau und den beiden Kindern - der jüngere ist noch nicht einmal zwei Jahre alt -, trifft er zwischen Monteria und seinem Gutshof auf eine Straßensperre: ein Hinterhalt der FARC, ein Entführungsversuch. Er verbirgt seine Beunruhigung, um die Kinder nicht noch mehr zu erschrecken, doch ein paar Tage später gesteht er Martha, dass er nicht mehr imstande ist, allein weiterzumachen, und schließt seine Gruppe mit der Organisation der Castanos zusammen. Nach dem ersten Haftbefehl wegen Mordes verlässt er seine Finca Campamento für immer. Seit diesem Tag im Jahr 1996 ist er nicht mehr Salvatore Mancuso, sondern nur noch El Mono, der Affe, oder El Cacique. Weitere Kampfnamen sind Santander Lozada und Triple Zero. Er ist jetzt nicht mehr Reisbauer und Pferdezüchter, sondern ein illegaler Warlord.
    Zu dem Zeitpunkt, als der Affe dreißigjährig die Weichen seines Lebens zum dritten Mal neu stellt, ist die schöne Natalia gerade zwanzig. Wenn sie mit

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