Zerrissen - Thriller
gehört .“
D as war die Stimme von Dirk, die Stimme, die sie immer aufmuntern konnte.
„Dirk, ich brauche deine Hilfe. Es geht um einen Raoul Richter.“
Sie erklärte ihm den Fall und er willigte sofort ein. Erleichtert legte sie das Handy beiseite und ihr Blick traf die Weinflasche, die auf dem Regal stand . Sie war ein Geschenk gewesen, ein Geschenk, das sie jetzt unbedingt brauchte.
*
Ich hielt eine kleine Trainingstas che in der Hand , als ich nach draußen geleitet wurde. Meine Bewährungshelferin und mein Anwalt brachten mich zu einer kleinen Wohnung nach Offenburg, die für mich angemietet wurde. Geld hatte ich genug, mein Konto und die Kreditkarten funktionierten noch. Ian hatte sich um alles gekümmert. Er hat te zwar jegli chen Kontakt zu mir abgebrochen und ich wusste nicht , wo er sich befand, aber organisiert hat te er a lles für mich. Trotzdem erschien mir alles so ausweglos. Er war pflichtbewusst wie immer, das wa r ja gerade das Problem gewesen! Ian war immer bedacht, hat te immer alles geplant , wa r nicht spontan. Erst als ich allein in meiner neu en Wohnung stand, wurde mir bewusst, wie einsam ich doch war. Ich betrachtete das Handy, das ich von meinem Anwalt bekommen hatte. Es waren ein paar Nummern gespeichert , aber es gab nur ei ne Nummer, die ich wählen wollte: die Nummer von Isabella. Vielleicht hatte sie bereits etwas herausgefunden.
Wenige St unden später sah ich sie wieder. S ie sah besser aus. Hatte sich die Haare machen lassen und wirkte nicht mehr so müde. Scheinbar hatte sie wieder ein wenig Lebensenergie bekommen. Wir setzten uns an den Tisch, an dem ich noch nie gesessen hatte. Ich konnte ihr nicht einmal eine Tasse Kaffee anbieten, da ich nicht wusste, ob ich welchen hatte.
„Hast du etwas herausgefunden? Über Niklas?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich bin immer noch dabei, mehr über Raoul herauszufinden. Das E inzige , was ich weiß, ist, dass er sich ein Dorf weiter ein Haus gekauft hat . Er verbringt immer noch viel Zeit in der Umgebung.“
„Was? Welches Haus hat er gekauft? Wieso sagst du mir das jetzt erst?“
„Ich wollte nicht, dass du ausflippst. Du hast deine Gefühle nicht unter Kontrolle. Du willst doch deinen Sohn wiederhaben , oder?“
Ich hörte ihr nicht mehr richti g zu. Er wohnte noch in der Nähe! Warum? Ich musst e dort hin!
„Charlotte, hör mir zu. Du musst dich noch gedulden. Deine Zeit wird kommen, aber lass mich erst mehr über ihn herausf inden. Mach nichts Unüberlegtes! “
Sie hatte Recht. Ich hatte damals den Fehler gemacht, dass ich nicht selbst die Po lizei gerufen hatt e. Es hat so ausgesehen, als wäre ich die Schuldige. Er konnte sich gut aus der Schlinge zieh en. Diesmal würde ich es nicht soweit kommen lassen.
„Wieso hilfst du mir eigentlich?“ fragt e ich Isabella. In der ganzen Zeit nach ihrem Besuch im Gefängnis ging mir diese Frage nicht mehr aus dem Kopf. Sie antwortete aber nicht darauf, sondern wich mir aus.
„Ich treffe mich heute Abend mit einem Freund, der recherchiert hat, vielleicht weiß ich dann mehr.“
„Und was soll ich machen?“
„Ich gebe dir die Adresse von dem Haus , das Raoul gekauft hat. D u musst mir aber versprechen, dass du nichts anstellst. Sieh dich dort ein wenig um, sei aber vorsichtig, klar?“
„Ok ay, ich werde mich zusammen nehmen.“
Mein Herz klo pfte, jetzt schlug meine Stunde!
Ich fuhr mit dem Wagen von Isabella raus aus Offenburg und je mehr ich mich unserem alten Zuhause näherte , umso unruhiger wurde ich. Der Weg schlängelte sich durch den Wald wie eine Straße in Richtung Hölle. Meine Hände waren schweißnass und ich bekam ein beklemmendes Gefühl in der Magengegend. Unser Haus lag di rekt in einer Kreuzung. Wenn man also darauf zu fuhr, sah man es bereits von weitem. Ian hatte es in den letzten Jahren nicht geschafft , einen Käufer zu finden. Es stellte sich als schwer heraus, hier in der Einöde überhaupt Interessenten zu finden. Das Haus sah aus, als wären wir nur verreist. Ich blieb aber nicht stehen, sondern fuhr weiter in den Schwarzwald hinein, weiter in die Einsamkeit. D orthin, wo sich Raoul ein Haus gekauft hatte. Warum wohl? Das Haus lag abgelegen von den anderen Häusern und befand sich auf einem Hügel. Man konnte es aber trotzdem nicht gleich sehen, da es hinter Bäumen versteckt lag . Ich stieg aus, es war kein Auto in Sicht und für mich war irgendwie klar, dass er nicht hier war. Ich näherte mich den Fenster n, doch
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