Zerrissen - Thriller
wieder dämmerte ich weg und wurde in meine Traumwelt geschleudert, die grausamer war, als die Realität.
Isabella versuchte vergeblich , Charlotte zu erreichen, d och es meldete sich immer nur die Mobilbox. Was war nur los mit ihr? Langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie wü rd e ih n doch wohl nicht gefunden und ihm etwas angetan haben? Ihr Werk vollendet haben? Isabella war au f dem Weg zurück nach Offenburg. S ie wollte die Neuigkeiten unbedingt Charlotte berichten, doch sie wollte auch erfahren, was in der Nacht, als Niklas verschwand , noch passiert war, denn irgendetwas passte einfach nicht ins Bild. Sie selbst hat te zugegeben, dass sie zur Tatzeit bei Raoul war und Wochen später beschuldigt sie ihn dann, Nikl as entführt zu haben. Das ergab doch keinen Sinn. Klar, da war da s Taschenmesser, aber sonst gab es keinen Beweis, der eine Verbindung zu Raoul herstellt e . Isabella wartete den ganzen nächsten Tag auf ein Zeichen von Charlotte, doch diese meldete sich nicht. Am d ritten Tag ging sie zur Polizei und woll t e sie als vermisst melden. In was hatte sie sich da nur hineinziehen lassen?
„Sie wollen was? Sie wollen Charlotte Stuart als vermisst melden? Sie ist auf Bewährung, wissen S ie , was das bedeutet?“
„Ja, das weiß ich, aber ich habe ein schlechtes Gefühl bei der Sache.“
„Was haben S ie eigentlich mit der zu schaffen?“
„Sie hat mir einen Brief aus dem Gefängnis geschrieben, daher bin ich zu ihr gefahren.“
Isabella erzählte ihre ganze Geschichte, doch anstatt zu helfen , hatten die Beamten eine ganz andere Erklärung für das Verschwinden von Charlotte Stuart.
„Die ist abgehauen , um sich an dem Typen zu rächen. Lassen S ie das mal unsere Sorge sein, wir kümmern uns darum.“
„Aber glauben S ie nicht, an ihrer Geschichte könnte etwas dran sein?“
„Nein, das glaube ich nicht. Sie hat ihm ein Alibi gegeben, sie war bei ihm und hat sich das Gehi rn raus vögeln lassen. Die Alte will nur einen Sündenbock für ihre eigenen Fehler.“
Die Diskussion dauerte noch einen ganzen Nachmittag. Die Bewährungshelfer und der Anwalt kamen hinzu und eine Fahndung ging raus. Mehr konnte Isabella nicht machen. Wirklich nicht?
*
A llen Warnungen zum Trotz setzte sich Isabella in den Zug und fuhr nach Hamburg. Die Fahrt dauerte lange und es regnete fast die ganze Zeit. Zweimal musste sie umsteigen und verfluchte bereits ihr Vorhaben. Warum hat sie sich dazu bereit erklärt , Charlotte zu helfen? Sie wusste es selbst nicht mehr oder doch nur zu genau? Charlotte war attraktiv, eine Frau, die mitten im Leben zu stehen schien. Sie war faszinierend. Selbst im Gefängnis hatte si e S tolz gezeigt. Isabella glaubte ihr, aber warum ei gentlich? I n Hamburg angekommen che ckte Isabella in ein Motel ein - günstig, aber gut. Sie beugte sich über Straßenkarten , um die Straße zu finden, in der Laila Weber wohnte. Die Straße lag direkt im Zentrum von Hamburg, würde also leicht zu finden sein. Sie wählte noch ein mal die Nummer von Charlotte, doch wieder war nur die Mailbox dran. Verdammt, irgendetwas s timmte nicht. Wo war sie?
*
Ich hörte das Rauschen eines Baches – Wasser, endlich! Ich streckte die Hand danach aus, konnte es spüren, wie kühl es sich auf meiner Haut anfühlte. Ich trank und trank und trank, doch mein Durst wurde nicht gestillt. Als ich die Augen öffnete, war ich wieder in meinem Verlies. Ich hatte immer noch Durst. Ich wusste nicht, wie lange ich schon hier war, doch es musste eine ganze Weile gewesen sein. Von meinem Platz aus konnte ich eine geschlossene Stahltür sehen. A ls ich mich etwas erholt hatte , robbte ich in dem Kellerloch hin und her und konnte feststellen, dass ich in einem ziemlich kleinen Raum wa r. Anders als der feuchte Boden waren die Wände verputzt . Ich befand mich also nicht in einem Erdloch, aber wo war ich dann? Wie ich hierher kam , wusste ich nicht. Raoul k onnte stundenlang gefahren sein oder mich direkt in sein Haus gebracht hab en. Ich wusste es nicht. Ich hatt e nicht einmal gesehen, wer mich bewusstlos geschlagen hat te . Aber ich nahm an , dass es Raoul war, wer sonst? Jetzt spürte ich ihn wieder, den Schmerz an der Schulter, der mich fast in den Wahnsinn trieb. Durch die Fesseln war es nicht leicht, eine bequeme Stellung zu finden. Ich versuchte, mich so zu lagern, dass die Schmerzen erträglich waren, und wechselte immer von einer Seite auf die andere oder setzte mich mit dem Rücken an die
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