Zerrissen - Thriller
alle Vorhänge waren zugezogen. Es sah fast so aus, als würde das Haus schlafen, weil die Bewohner nicht hier waren. Ich schlich um das Haus her um, achtete nicht auf Geräusche und fühlte mich komplett sicher. Ich suchte nach einer Möglichkeit , in das Haus zu gelangen. Doch dazu kam e s nicht. Plötzlich hörte ich ein Knacken, dann Schritte. Ich wollte mich umdrehen, doch dann spürte ich einen dumpfen Schlag a m Hinterkopf. Ich ging zu Boden und alles wurde schwarz.
*
Isabella fuhr mit dem Zug nach Frankfurt , um sich mit ihrem Kumpel aus alten Zeiten zu treffen. Er bestand auf ein em persönliche n Treffen und Frankfurt war nicht so weit wie Berlin. Sie genehmigte sich erst einmal was zu trinken, damit si e etwas ruhiger wurde. Als sie Dirk um die Ecke kommen sah, wirkte er wie immer, als wären die letzten acht Jahren einfach nie passiert. Er umarmte sie zärtlich , eine vertraute Geste, die ihr die Tränen in die Augen trieb.
„Hallo Isabe lla, lange nicht gesehen! “
Er lachte, bohrte aber nicht länger nach, so war er nicht.
„Hallo Dirk. Vielen Dank, dass du mir hilfst. Hast du was herausgefunden?“
„Du wirst es nicht glauben, aber ja, das habe ich.“
Sie starrte ihn fragend an.
„Dieser Typ – Raoul Richter, der existiert nur auf dem Papier, den gibt es eigentlich überhaupt nicht.“
„Was? Das kann nicht sein, das wäre der Polizei doch aufgefallen.“
„Nicht unbedingt. Er hat einen Ausweis, einen Führerschein, sämtliche Zeugnisse. Warum hätte die Polizei daran zweifeln sollen. Er hat sich ein wasserdichtes , neues Leben erschaffen.“
„Wer ist er dann?“
„So weit bin ich noch nicht. Fest steht, dass er, bevor er nach Offenburg kam, in Hamburg mit einer Frau zusammengelebt hat . Einer Frau, deren Sohn ebenfalls verschwunden ist.“
Isabella blieb beinahe das Herz steh en, das konnte kein Zufall sein! „Das kann doch nicht sein, wieso ist das keinem aufgefallen?“
Ein Er mittlungsfehler! K einer hatte sich näher mit Raoul Richter befasst, da er durch die Mutter ein wasserdichtes Alibi hatte.
„Wie passt das alles zusammen, Dirk?“
Isabella dachte nach, konnte sic h aber bei dem Lärm in der Bar nicht konzentrieren.
„Isabella, lass die Finger von dieser Frau. Da stimmt etwas nicht, du bringst dich wieder in Schwierigkeiten! “
Sie nickte, denn sie wusste, dass Dirk Recht hatte. Sie sollte die Sache der Polizei überlassen. Die Beiden wechselten noch ein paar Worte, bevor ihr Dirk die ganzen Unterlagen übergab und sich dann verabschiedete.
„Pass auf dich auf“, warnte er sie.
Im Hotel sah sie sich alle Unterlagen genau durch. Fotos von Raoul Richter mit einer jungen Frau und einem Jungen, etwas älter vielleicht als Niklas . Sie strahlten in die Kamera wie eine glückliche Familie. Sie hatte die Adresse der Frau, wusste aber nicht, was sie dort überhaupt wollte. Fotos, die einen Mann zeig t en, der charmant in die Kamera lächelt e , der lie bevoll die Hand um die Schulter der Mutter legt e, der mit dem Jungen spielte und ihn dabei in die Luft w arf. War er wirklich ein Entführer, ein Mörder? Er hat te ein Alibi. Isabella musste darüber unbedingt nochmal mit Charlotte reden. Es muss te irgendwo eine Lücke geben.
*
Es war alles dunkel um mich herum. Meine Hände waren gefesselt und ich war komplett nackt. Ich fing an zu zittern. Was war geschehen? Wo war ich? Der Boden war feucht und es stank. Meine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, ich konnte mich kaum bewegen. Ich musste in einem Keller sein. Ich versuchte die Wände auszumachen, doch ich konnte mich noch nicht orientieren. Meine Beine wa ren ebenfalls gefesselt . Mein Kopf tat weh und mir war übel. Nach ein paar Minuten verließ mich meine Kraft und ich döste wieder weg. Als ich das zweite Mal erwachte , überkam mich eine wahnsinnige Angst, eine Panik, die ich das letzte Mal verspürt hatte, als ich Niklas nicht mehr fand. Ich bekam fast keine Luft, musste mich selbst beruhigen. Ich hämmerte mehrmals mit meinem Kopf g egen den Boden, bis der Schmerz die Angst überdeckte . Wo war das gottverdammte Arschloch? Was hat te er mit mir vor?
„Wo bist du? Zeig dich endlich! “
Ich schrie so laut ich konnte, doch es hörte mich keiner . Ich war irgendwo eingeschlossen, vielleicht sogar unter der Erde. Ich wusste nicht , wie groß mein Verlies war, geschweige denn, wo ich mich befand. Ich hörte nichts, alles um mich herum war still. Als wäre ich bereits tot . Immer
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