Zerrissen - Thriller
schnappte sich seine drei Jungs und fuhr wie ein Irre r auf die Autobahn. Dort kam es dann zu dem Unfall, der zum Tod der drei Kinder geführt hatte. Es gab keine andere Möglichkeit, Isabella musste Valerie Adler aufsuchen. Doch zuerst musste sie morgen früh bei der Polizei vorbeischauen. Sie wollte unbedingt wissen, ob Charlotte aufgetaucht war. Noch einmal wählte sie Charlottes Nummer, doch wie erwartet war das Handy aus.
*
Auch die Polizei gab ihr keine weiteren Auskünfte. Sie waren ohnehin nicht besonders begeistert, dass sie sich in die Sache einmischte. Sie war wieder in ihrem Element. Sie spürte endlich wieder, dass sie lebte. Die letzten Jahre waren in ihrer kleinen Wohnung waren wie weggeblasen. Aber warum? Isabella wusste es selbst nicht. Sie hätte schon viel früher wieder zur Polizei zurückkehren können, aber dazu war sie zu stolz gewesen. Sie hätte die mitleidigen Blicke nicht ertragen. Seit sie aus der Therapie entlassen war, gönnte sie sich wirklich sehr wenig Alkohol. Sie trank zwar ein wenig, aber nicht viel. Zu sehr war sie mit der Geschichte von Charlotte beschäftigt. Sie fühlte sich besser, auch wenn sie sich das nicht eingestehen wollte. Wer würde schon zugeben, dass einem d as Leid des anderen half! Isabellas Gedanken kr eisten um Charlotte, aber sie ko nnte ihr sowieso nicht helfen. Sie hatte den Beamten erzählt, dass sie zum Haus von Raoul fahren wo llte, also war es deren Aufgabe , sie zu finden. Das entsprach den Tatsachen, aber trotzdem hatte Isabella ein schlechtes Gewissen. Das einzige Sinnvolle , was sie allerdings hätte tun könn en , war Beweise für die Unschuld von Charlotte und für die Schuld von Raoul zu suchen , und das würde sie schaffen.
Komm schon , geh ran. Isabella versucht e, Dirk zu erreichen. Beim sechsten Klingeln wollte sie beinahe wieder auflegen, als sie seine Stimme hörte.
„Ja…“ stöhnte er außer Atem ins Telefon.
„Was ist mit dir los? Läufst du einen Marathon?“
„Haha, sehr witzig. Was gibt’s?“
„Ich brauche die Adresse von Raouls Frau.“
„Wieso das denn? Wolltest du diese Geschichte nicht der Polizei überlassen.“
„Dirk, sei ein Freund.“
„Ich komme aber mit. Ich lasse dich nicht alleine fahren.“
„Ich bin Polizistin, ich kann schon auf mich aufpassen.“
„Ex-Polizistin. Entweder ich komme mit oder du musst die Adresse ohne mich herausfinden.“
„Meinst du, das schaffe ich nicht?“
„Ist nicht so leicht, wie du denkst.“
„Ok ay , wo soll ich dich ab holen?“
Genervt warf Isabella das Handy auf den Beifahrersitz. Irgendwie war es ihr sogar ganz lieb, dass er mitkam.
*
Wieder vergingen mehrere Tage , in denen ich vergeblich versuchte , in die Freiheit zu gelangen. Ich legte mich direkt an d ie Tür , damit ich jedes Geräusch hören konnte, doch es blieb still. Es war niemand hier. Was blieb , war die Ungewissheit und Stille, die Einsamkeit und das schlechte Gewissen. Ich wusste es die ganze Zeit, ich wusste, dass Raoul der Täter war. Die Polizei hatte mir nicht geglaubt, hat te zu wenig nachgeforscht. Aber auch Ian hatte mich im Stich gelassen und so vielleicht sogar das Leben von Niklas aufs Spiel gesetzt. Plötzlich kam mir mein Paul wieder in den Sinn, mein kleiner Paul. Ich hatt e ihn im Stich gelassen, als er mich am meisten brauchte. Er hat seinen kleinen Bruder verloren und seine Mutter war im Gefängnis! Tränen rannen mir über die Wangen und auf einen Schlag kam mein Lebensmut wieder zurück. Ich musste herausfinden , wo Niklas war, musste mich befreien und würde für Paul wieder eine Mutter sein. In dem Moment wurde die Türe geöffnet.
„Hast du dich wieder beruhigt?“ Raoul sah mich prüfend an. In der Hand h ielt er ein Tablett mit Essen und einem Getränk. Ich hat te Hunger, aber ich wollte trotzdem nichts essen .
„Ja, ich will mich bei dir entschuldigen. Ich weiß, dass du nur das Beste für mich willst.“
„Na endlich, so mag ich dich.“
Er lächelte und wir setzten uns an den Tisch und aßen gemeinsam.
*
Frederik ging die alten Ermittlungsakten durch, die ihm sein Abteilungsleiter aufgebrummt hatte. Wie üblich durfte er nur die langweilige Arbeit machen. Jeder im Team wusste, dass sich C harlotte Stuart abgesetzt hatte. E s war sinnlos, die alte Geschichte wieder aufzuwärmen. Seit über drei Wochen war sie nun schon wie vom Erdboden verschluckt und es gab keine Spur von ihr. Seine Kollegen hatten Raoul Richter vorgeladen und
Weitere Kostenlose Bücher