Zerrissenes Herz (German Edition)
aufstiegen.
Es wurde immer weiter geschossen. Über den Lärm des Motors hinweg konnte er es nicht hören, aber er sah die Männer, die den Weg zum Kai hinunterliefen; einige von ihnen hatten Gewehre mit großer Reichweite dabei. Mist.
Julian bediente das Steuer mit den Knien und entsicherte mit den Händen die halbautomatische Waffe des Piloten. Dann öffnete er das Seitenfenster und schoss eine Salve in die Fässer. Anfangs sah es so aus, als hätte das gar nichts gebracht. Doch dann gab es einen Blitz, gefolgt von einer Explosion, die sich erst in Zeitlupe ausbreitete, um dann in einem Feuerball aufzugehen.
Die Wucht der Explosion rollte über das Wasser wie ein Tsunami. Julian raste ihr vorweg und betete, dass die Geschwindigkeit jetzt reichen würde.
„Komm schon“, sagte er durch zusammengebissene Zähne. „Komm, komm, komm …“
Das Flugzeug wurde schneller und erhob sich über die aufgewühlte Wasseroberfläche. Endlich gewann er an Höhe und kam gerade so über die Baumwipfel. Die Explosion hatte wüste Turbulenzen ausgelöst, die das kleine Flugzeug jetzt heftig hin und her schaukelten. Julian hielt dagegen und stieg so schnell, wie er nur konnte.
Unter ihm erstreckte sich der dichte Urwald scheinbar endlos bis zum Meer. Er überprüfte den Benzinstand und schaltete das GPS an, das ihm sagen würde, wo zum Teufel er hier eigentlich war. Mit einem Blick nach unten rechts erkannte er, welche Zerstörung er angerichtet hatte. Der Lastkahn hatte Feuer gefangen. Ein feiner Staubpilz erhob sich aus den Trümmern. Dabei musste es sich um Kokain handeln.
24. KAPITEL
D as Apple Tree Inn, ausgezeichnet als das „romantischste Restaurant in den Catskills“, hatte für Daisy und Logan an ihrem Hochzeitstag keinen Tisch frei.
„Der nächste Tisch wird in einer Dreiviertelstunde bis Stunde frei“, sagte die Dame am Empfang.
Logan schaute Daisy an. „Hast du nicht reserviert?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte, du hättest dich darum gekümmert.“ Ein wenig peinlich berührt wandte sie sich an die Empfangsdame. „Ich schätze, das ist ein klassischer Fall von Fehlkommunikation.“
Köstliche Gerüche schwebten aus dem eleganten, holzgetäfelten Speisesaal zu ihr herüber. Sanfte Musik, leises Gelächter und gemurmelte Unterhaltungen vermischten sich in der Luft. Fünfundvierzig Minuten sind doch gar nicht so lang zum Warten, dachte sie. Ihr übliches Abendessen bestand aus Chicken Nuggets, Makkaroni mit Käse und ein paar Früchten, sodass sie sich wirklich auf diesen Abend gefreut hatte.
„Sie können gerne an der Bar warten“, schlug die Dame vor. „Heute haben wir einen besonderen Single Malt im Angebot …“
„Oder wir machen einen Spaziergang am Fluss“, schlug Daisy schnell vor.
„Nein danke“, sagte Logan und ging bereits zur Tür. „Ich bin kurz vorm Verhungern. Wir kommen ein andermal wieder.“
Leicht genervt folgte Daisy ihm. „Wie lautet dein Plan B?“
„Ich habe keinen. Du etwa?“
„Nein. Wir könnten zum Camp Kioga rauffahren“, schlug sie vor. „Da gibt es immer einen Platz für uns.“ Nachdem Olivia das Camp vor einigen Jahren übernommen hatte, war der Speisesaal im Hauptgebäude zu einem Mekka für Feinschmecker geworden.
„Lieber nicht. Es ist schon so spät.“
Seit wann, dachte sie, ist halb neun spät?
„Ich trage mein neues Kleid.“ Daisy drehte sich einmal um die eigene Achse, um das Seidenkleid zu zeigen, das sie sich extra fürden heutigen Abend gekauft hatte. „Und meine Tanzschuhe.“
Er zog sie an sich und ließ sie dann rückwärts in seinen Arm fallen wie ein Tangotänzer. „Und du bist verdammt heiß“, erklärte Logan. „Die hübscheste Frau, die ein Mann nur haben kann.“
„Meinst du?“
„Ich weiß es.“ Er ging in Richtung Auto. „Neben dir bekomme ich noch Komplexe, weil ich immer fetter werde.“
„Du bist nicht fett.“
Er tätschelte sich die unbestreitbar füllige Leibesmitte. „Das ist der Fluch der O’Donnells. Sieh dir meinen Vater an.“
Logans Vater war zwar etwas korpulent, aber für sein Alter immer noch ein gut aussehender Mann.
„Ich schaue lieber dich an“, entgegnete sie. „Ich finde dich nämlich auch ziemlich heiß. Schon immer.“
Er lachte unterdrückt und lenkte den Wagen vom Parkplatz. „Schon immer?“
„Seit wir uns in Mrs Laughlins Vorschule getroffen haben.“ Sie ließ sich in den Sitz sinken. „Wow. Wir kennen uns echt schon seit immer.“
„Immer ist eine lange Zeit“,
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