Zerrissenes Herz (German Edition)
dem Tisch stand, und bestrich es dick mit Butter. „Und?“
„Und ich würde ihn auch gerne treffen.“
„Wann?“ Logan biss ein Stück ab.
„Heute Abend. In der nächsten Stunde oder so.“ Jedes Mal, wenn sie an das Wunder dachte, das geschehen war, schien ihr beinah das Herz aus der Brust zu fliegen.
Logan kaute, schluckte und schwieg dann einen Augenblick lang. Daisy zwang sich, zu warten. Mit jeder Faser ihres Seins wollte sie zur Tür rennen und zu Olivias Haus rasen. Doch das würde sie nicht tun. Sie war nicht die Einzige, die von dieser Situation betroffen war. Es stand so viel auf dem Spiel. Es gab so viele Wege, wie dieses wundersame Ereignis zu Trauer und Schmerzen führen konnte.
„Wir werden alle gehen“, sagte Logan. Sein Stuhl kratzte über den Fußboden, als er ihn vom Tisch zurückschob.
Nein. Die Weigerung stieg sofort in Daisy auf, doch sie unterdrückte sie. Sie sehnte sich verzweifelt nach einer ganz privaten Wiedervereinigung mit Julian, doch das bedeutete nicht, dass ihr die auch zustand. Ihr Status war jetzt anders als beim letzten Mal. Sie war nicht mehr Julians Verlobte. Sie war die Frau eines anderen Mannes. Julian zu Hause willkommen zu heißen würde eine so ganz andere Erfahrung sein, als sie es sich vor so langer Zeit beim Abschied vorgestellt hatte.
„Ich hole Charlie“, erwiderte sie.
„Hast du es ihm erzählt?“, fragte Logan.
Sie war überrascht, eine leichte Unsicherheit in seiner Stimme zu hören. Obwohl – natürlich war er unsicher. Wer wäre das unter diesen Umständen nicht?
„Ich werde es ihm jetzt so gut es geht erklären. Und … Logan?“
„Ja?“
„Nur damit du es weißt: Ich habe das, was ich in deinem Büro gesagt habe, auch so gemeint. Ich bin jetzt mit dir verheiratet.“
Sie sah, dass er die Schultern anspannte, und fragte sich, warum er gar nicht beruhigt wirkte. „Wir sind in zehn Minuten fertig“, versprach sie dann und eilte los, um Charlie zu holen.
Logan nahm sich ein weiteres Stück Brot aus dem Korb.
Daisy stellte im Wohnzimmer den Fernseher ab.
„Hey!“, protestierte Charlie.
„Selber hey. Es gibt eine Planänderung. Das war außerdem sowieso eine Wiederholung.“
„Aber das war meine Lieblingsfolge.“
„Ich weiß was, was dir noch besser gefällt. Komm mit nach oben, dann können wir darüber reden, während wir uns fertig machen.“
Er war neugierig genug, um ihr zu folgen.
Daisy hatte keine Ahnung, was sie anziehen sollte. Sie wollte nicht herausgeputzt aussehen oder so, als hätte sie sich zu viel Mühe gegeben. Andererseits sollte es aber auch nicht so wirken, als wäre es ihr völlig egal.
Denn natürlich war es ihr nicht egal. Ganz im Gegenteil. Jede Faser ihres Herzens sagte ihr, dass es nichts Wichtigeres für sie gab.
„Kannst du dich noch an Julian erinnern?“, fragte sie ihren Sohn.
„Ja. Als ich klein war, hab ich ihn immer Daddyjunge genannt. Du wolltest ihn heiraten, aber er ist bei der Air Force getötet worden.“
Daisy verstand einfach nicht, warum dieses Kind in der Schule solche Schwierigkeiten hatte. Er hatte ein Gedächtnis wie eine Computerfestplatte.
„Ja, wir alle haben geglaubt, dass es so war. Ich habe es geglaubt, und die Air Force und sein Bruder Connor auch.“
Sie ging die Sachen in ihrem Kleiderschrank durch. Vielleicht das blaue Top. Nein, das war ein Geschenk von Logan, der, was Frauenkleidung anging, einen erstaunlich guten Geschmack hatte.
Also dann das korallenfarbene Oberteil mit den weiten Ärmeln. Sie ging ins Badezimmer und zog es über, dann nahm sie ihren Make-up-Beutel aus einer Schublade. Charlie reihte auf der großen Kommode Familienbilder neu auf.
„Wir haben heute erfahren, dass das ein fürchterliches Missverständnis gewesen ist. Julian ist nicht getötet worden. Er hat überlebt und ist nun zu Hause in Avalon.“
Charlie blinzelte, schien aber nicht sonderlich schockiert zu sein. „Wo ist er?“
„Bei Olivia zu Hause. Wir sind eingeladen worden, ihn jetzt zu treffen. Ist das in Ordnung für dich?“
„Wird er sich an mich erinnern?“
„Natürlich. Als er dich das letzte Mal gesehen hat, warst du allerdings wesentlich kleiner.“ Sie setzte sich vor den Schminkspiegel und öffnete das Make-up-Täschchen. Nur ganz wenig, ermahnte sie sich. Sie legte ein wenig Puder und einen Hauch von Rouge auf, etwas Wimperntusche und ein wenig Lipgloss. Dann bürstete sie sich das Haar und stand auf.
„Du hast dich ja so schick gemacht“, sagte Charlie.
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