Zerrissenes Herz (German Edition)
zugebracht, es zu renovieren. Sie erinnerte sich noch an den Tag, an dem er vom Dach gefallen war. Bei der Erinnerung zuckte sie aus Angst um ihn immer zusammen. Menschen waren so zerbrechlich. Er hatte den Sturz jedoch überlebt, und jetzt war das Haus ihr Heim.
Sie hatte ihren Anteil daran geleistet, hatte jeden Raum gestaltet und den Garten in ein Blumenparadies verwandelt. Und ja, der weiße Lattenzaun war ein Klischee, aber er sah an der vorderen Grundstücksgrenze einfach perfekt aus. Bald würden die Blätter der Ahornbäume in bunten Farben leuchten. Wenn der Wind ein wenig auffrischte, konnte Daisy den Herbst schon fast riechen.
Während sie ihre Sachen aus dem Auto zusammensuchte, fuhren ihre Nachbarn Bart und Sally Jericho vor ihrem Haus vor und winkten. Sie blieben jedoch nicht für einen Plausch stehen. Daisy hatte große Hoffnungen gehegt, dass sie Freunde werden könnten, aber nachdem Bart die Szene miterlebt hatte, die Logan im Country Club geliefert hatte, herrschte eine gewisse Kälte zwischen ihnen, die vorher nicht da gewesen war.
Sie schulterte ihre große Strohtasche und ihre Kamera undging ins Haus. Es war zu still. In der Luft hing ein Geruch, den sie nicht einordnen konnte. Aus irgendeinem Grund deprimierte die Atmosphäre sie. Es deprimierte sie, die Wände und Fußleisten und Möbel zu sehen, in die sie so viel Arbeit gesteckt hatte in dem Bemühen, die Freude in ihrem Leben mit Logan wiederzufinden. Aber zu arbeiten war kein Ersatz für wahres Glück.
Um die Stille zu vertreiben, schaltete Daisy das Radio ein. Das Zuschlagen einer Autotür verriet ihr, dass Logan da war. Er kam rein, seine Aufmerksamkeit vollkommen auf das Display seines iPhones gerichtet.
„Hey“, sagte sie.
„Hey.“
„Wie hat dir die Feier heute gefallen?“
„Ganz nett. Es war schön, mal wieder mit deiner Familie zu quatschen. Charlie schien sich sehr wohlzufühlen.“
„Ja.“ Sie zögerte. „Es ist noch ziemlich früh. Wollen wir gucken, was im Palace läuft?“
„Nein danke. Ich muss noch ein paar Sachen am Computer machen und wollte dann mal früh ins Bett gehen.“
„Okay. Logan …“
„Daisy …“
Sie hatten gleichzeitig gesprochen und sich damit gegenseitig unterbrochen. „Du zuerst“, sagte sie. Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an, als würde sie sich für einen Schlag wappnen.
„Es tut mir unglaublich leid, dass ich es letzte Woche vermasselt habe“, sagte er. „Und heute auch. Meine Laune ist gerade nicht die beste.“
„Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich bin froh, dass du wieder zu den Treffen gehst. Und ich schulde dir auch noch eine Entschuldigung. Ich habe aufgehört, mich daran zu erinnern, wie schwer es dir fällt, trocken zu bleiben, weil es bei dir so einfach aussah. Ich bin einfach aus dem Haus und zur Arbeit gegangen, ohne … Ich wünschte …“
„Daisy, wir müssen miteinander reden.“
Mit diesen Worten hatte noch kein unbeschwertes Gespräch angefangen. Wir müssen reden.
Während des anschließend eintretenden Schweigens war sie versucht, sich wie früher zu verhalten: ein Lächeln aufsetzen und ihnen beiden versichern, dass alles gut war, einfach toll. Sie hatte immer versucht, ihn nicht traurig zu machen oder zu verletzen, weil sie ihm keinen Grund zum Trinken hatte liefern wollen. Doch jetzt wusste sie, dass das nicht ihre Aufgabe war. Nur er selbst sorgte dafür, dass er trocken blieb.
Sie spürte, dass sie kurz davor standen, das offenste und ehrlichste Gespräch zu führen, das sie je gehabt hatten. Ein kalter Klumpen schien sich in ihrem Magen zu bilden. „Sag mir, was du denkst“, bat sie ihn.
Er nahm eine Dose Cola aus dem Kühlschrank und bot sie ihr an. Daisy schüttelte den Kopf, also öffnete er die Dose und trank selbst einen großen Schluck. „Ich denke, es ist an der Zeit, den Tatsachen ins Auge zu sehen.“
„Tatsachen … über uns?“ Ihre Stimme zitterte leicht.
Er stellte die Dose beiseite. „Keiner von uns macht etwas falsch. Wir sind keine schlechten Menschen.“
„Hat das irgendjemand behauptet?“
„Nein. Hör einfach zu, okay? Wir haben einen Fehler gemacht. Ich habe einen Fehler gemacht.“
„Mit uns, meinst du.“ Ihr war ein wenig schwindelig, und sie verspürte eine leichte Übelkeit.
Er nickte. „Die ganze Zeit, seit Jahren schon, dachte ich, du wärst die Liebe meines Lebens. Aber es war dein Leben, das ich geliebt habe.“
Daisy dämmerte, was er meinte, und ein Gefühl der Niederlage stieg in
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