Zerrissenes Herz (German Edition)
West-Point-Kadett, waren nie zusammen gewesen, und dennoch hatte Sonnet es geschafft, zu einer gesunden, fröhlichen Erwachsenen heranzuwachsen und sich ein bewundernswertes und erfolgreiches Leben aufzubauen.
„Sei dir einfach darüber im Klaren, dass Charlie und du das schon schaffen werdet“, sagte Sonnet.
„Manchmal glaube ich das wirklich. Und dann wieder frage ich mich, was zum Teufel ich eigentlich mit meinem Leben mache.“
„Die gute Nachricht ist: Im Moment musst du über gar nichts davon nachdenken. Richte dich erst einmal in deinem neuen Zuhause ein, atme tief durch und nimm dir die Zeit, die du brauchst.“
„Hör einer an, die weise Frau spricht.“ Zach kam mit einem Handkarren, auf den Umzugskartons gestapelt waren, ins Haus.
„Hast du einen besseren Rat?“, fragte Sonnet. „Denn wenn ja, verzeihen wir dir, dass du gelauscht hast.“
„Ich habe nicht gelauscht“, widersprach er. „Ich habe der Unterhaltung ganz offen zugehört.“
„Wo ist da der Unterschied zum Lauschen?“
Ihre Streiterei zauberte ein Lächeln auf Daisys Gesicht. Sie wusste – und hatte schon immer gewusst –, was dahintersteckte.
„Wo ist Charlie?“, wollte Zach wissen.
„Bei seinem Dad. Ich hole ihn morgen ab.“
„Wie läuft das so?“
„Bis Charlie fünf war, bin ich alleinerziehende Mutter gewesen. Jetzt ist es nicht viel anders, außer dass Charlie älter ist und mehr Fragen stellt.“
Sie weigerte sich, darüber nachzudenken, wie sich diese erneute Veränderung in ihrem Leben auf Charlie auswirken mochte. Es war zu leicht, sich darin zu verlieren, und das Kind hatte ein untrügliches Gespür für ihre Stimmungen.
Der Familientherapeut, den sie jetzt regelmäßig aufsuchten, hatte Daisy geraten, sich zu entspannen, ehrlich zu sein und sich und Logan zu vergeben.
Gemeinsam mit Sonnet und Zach räumte sie alle Sachen aus dem Wagen und ins neue Haus. Blake schien zufrieden damit zu sein, alle Ecken ausgiebig zu erkunden und zu beschnüffeln. Ab und zu hielt Daisy inne, um über den See zu schauen, dessen Oberfläche von einer steifen Brise aufgewühlt wurde. Von Westen her zog eine dicke Wolkendecke auf. Doch selbst bei diesem Wetter hatte der Ausblick etwas Beruhigendes. Der Willow Lake war für sie schon immer etwas ganz Besonderes gewesen. Seine Größe, die Bäume am Ufer, das besondere Licht, das seine Oberfläche reflektierte, entführten sie an einen Ort der Klarheit und Einfachheit.
Wenn Daisy Glück hatte, sogar für mehrere Minuten.
Ein leichtes Surren und das Prusten eines Motors kündigten die Ankunft des Briefträgers an. Blake bellte einmal, hörte aber sofort auf, als Daisy ihr befahl, auf der Veranda zu bleiben, während sie den Weg zum Briefkasten zurücklegte und einen Stapel Briefe und Kataloge abholte. Es war das Übliche – Prospekte, die sie nicht brauchte; Werbung von Kreditkartenfirmen, die wollten, dass sie Geld ausgab, das sie nicht hatte; eine Dankeskarte von einer glücklichen Braut: „Danke, dass Sie das Glück eingefangen haben, das Matt und ich für den Rest unseres Lebens genießen werden.“
Ich hoffe es, dachte Daisy.
„Ich schätze, jetzt ist es offiziell, dass ich hier wohne“, sagte sie,als sie ins Haus zurückkehrte. „Ich habe meine erste Stromrechnung erhalten. Und …“ Sie brach ab und biss sich auf die Unterlippe. Da, zwischen einem Couponheftchen und der Stromrechnung, steckte ein schlichter weißer Umschlag vom Amtsgericht. Ihr Magen zog sich zusammen, doch ihre Hand zitterte nicht, als sie den Brief öffnete.
Die Scheidung war durch.
Sie starrte eine ganze Weile auf das Schreiben. Das verdammte Ding war so … nüchtern; offene Worte in Schwarz auf Weiß. Hätten sie nicht ein Anschreiben dazulegen können? Na ja, das wäre auch irgendwie komisch gewesen. Was sollte darin stehen?
„Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können …“
„Glückwunsch! Sie sind nun eine freie Frau!“
Vielleicht hätten sie, um das Porto wieder hereinzubekommen, einen kleinen Anzeigenplatz integrieren können, so wie auf den Kreditkartenabrechnungen. „Mit dem Bilko Teleskopstaubwedel müssen Sie sich nie wieder nach Spinnweben strecken.“
Oder Verhaltenstipps, wie die Stromversorger es machten: „Zehn Wege, nicht den Verstand zu verlieren“ oder „Was tun, wenn Leute dumme Fragen stellen?“
Zumindest hätten sie es netter gestalten können, dachte sie und faltete das Papier wieder zusammen, um es in eine leere Kaffeedose auf dem Küchentresen zu
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