Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
Realität anzufreunden. Daisy quälte sich mit der sehr realen Möglichkeit, dass Julian auf seinen Reisen jemanden treffen könnte, eine Frau, die ungebunden war und ihm bis ans Ende der Welt folgen könnte. Einen ganz kurzen Moment träumte sie davon, diese Frau zu sein – frei, ohne Verpflichtungen, die sie davon abhielten, ebenfalls ein abenteuerliches Leben zu führen. Dann dachte sie an Charlie und bekam sofort ein schlechtes Gewissen. Ein Leben ohne Charlie konnte sie sich nicht vorstellen.
    Irgendwie schaffte sie es, sich ein paar Stunden Schlaf zu stehlen. Am Morgen versammelten sich dann alle zum gemeinsamen Frühstück. Daisy saß neben Julian, sah zu, wie er sich methodisch durch das Buffet arbeitete – Rührei, Pfannkuchen, Müsli, Früchte – wie ein Verhungernder.
    „Du hattest schon immer einen gesunden Appetit, mein Junge“, sagte Tante Mimi liebevoll.
    „Erinnerst du dich noch an unser Kuchenwettessen?“, fragte Remy.
    „Sicher“, erwiderte Julian. „Ich habe gewonnen.“
    „Ja, aber du hattest die ganze Nacht über Bauchweh.“ Remy beugte sich vor, um Daisys Blick aufzufangen. „Ich und Jules sind im Nationalpark campen gewesen. Wie heißt der Park noch, Mama?“
    „Ich erinnere mich nicht“, meinte Tante Mimi. „Es war irgendwo am Lake Ponchartrain.“
    „Ja.“ Remy lächelte. „Wir waren da mit den Pfadfindern und hatten das Wettessen. Wir haben auch Sachen gelernt.“ Er reichte Julian eine Streichholzpackung aus Plastik. „Erinnerst du dich? Die hab ich für dich gemacht.“
    „Danke, Remy.“ Julian öffnete die Schachtel. „Universalanzünder, eine Tablette zur Wasserreinigung … Alles, was ich brauche, um in der Wildnis zu überleben.“ Er nahm einen dünnen Draht heraus. „Ich erinnere mich nicht mehr, wofür das war.“
    Remy strahlte. Offensichtlich freute er sich darüber, dass er sich noch erinnerte. „Du reibst es dir übers Haar, legst es dann auf Wasser und es zeigt immer Norden an.“ Stirnrunzelnd sah er Julian an. „Hast du dafür überhaupt genug Haare, Jules?“
    Julian lachte laut auf. „Ich schätze, das überprüfen wir lieber gleich.“ Mithilfe seines Wasserglases führte er den selbst gemachten Kompass vor. Das dünne Drähtchen schwang sanft in Remys Richtung. „Sieh dir das an“, sagte Julian. „Du bist mein wahrer Norden, Remy.“
    „Sogar in Kolumbien?“, fragte Remy.
    Julian lächelte immer noch, aber Daisy spürte seine Anspannung. „Südlich des Äquators funktioniert ein Kompass anders. Aber er funktioniert. Danke, Remy.“
    Seine Verwandten aus New Orleans und seine Mutter hatten noch eine lange Rückreise vor sich. Daisy würde mit Connor, Olivia und der kleinen Zoe zurück nach Avalon fahren.
    Bald schon würde sie wieder bei Charlie und in dem Leben sein, das sie sich aufgebaut hatte. Ein paar Mal ertappte sie sichbei dem Wunsch … Doch sie riss sich jedes Mal zusammen. Lass ihn gehen, dachte sie, lass ihn gehen.
    Nach dem Frühstück ging sie in ihr Zimmer, um ihre gepackte Tasche zu holen. Vor dem Spiegel hielt Daisy kurz inne, um Frisur und Make-up zu überprüfen. Aus irgendeinem Grund war es ihr wichtig, dass sie gut aussah, wenn sie ihm Auf Wiedersehen sagte.
    Wenig später war sie überrascht, als sie Julian ganz allein in der Lobby antraf.
    Er trug Zivilkleidung; locker sitzende Cargoshorts und ein rosafarbenes Polohemd. Daisy entging nicht, dass jede vorbeigehende Frau ihn anschaute, doch er schien sich dessen nicht bewusst zu sein. Er hatte keine Ahnung, wie umwerfend er aussah: fit wie nie, perfekte Haltung, selbst wenn er entspannt war. Von der Sekunde an, in der er Daisy sah, hielt er den Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, lasergleich auf sie gerichtet.
    Für sie beide hatte sich so viel geändert, aber eines blieb immer gleich – die Gefühle, die sie zueinander hinzogen. An diesem Morgen schienen sie besonders stark zu sein. Daisy merkte, dass sie nicht die Einzige war, die das spürte.
    „Guten Morgen“, sagte er leise, was irgendwie unglaublich sexy klang. „Ich dachte, du würdest gar nicht mehr kommen.“
    So habe ich mir unser Gespräch nicht vorgestellt, dachte sie. Sie wollte mit ihm reden, ihm sagen, dass sie entgegengesetzte Richtungen einschlugen und gemeinsam einen Weg finden mussten, damit umzugehen.
    „Wo sind die anderen alle?“, fragte sie und versuchte, sich zusammenzureißen.
    „Sie sind schon zum Flughafen gefahren. Ich soll dich schön von ihnen grüßen.“
    „Und Connor und

Weitere Kostenlose Bücher