Zersetzt - Thriller (German Edition)
das Handy in seine Jackentasche zurück.
»Nicht in den Keller. Fast in jedem Krimi sitzen die Bösen oder Entführten da unten, lass uns lieber im Bootshaus nachschauen.« Im Erdgeschoss angelangt, sah Julia durch die verglaste Terrassenfront in den Garten.
»Da war etwas.«
»Ja klar. Was ist denn los, warum willst du um keinen Preis in den Keller?«
»Ach, ich hatte einen Albtraum und … das ist jetzt egal.« Felix ging schnurstracks ins Untergeschoss, und Julia folgte zögerlich.
In diesem alten Gewölbe roch es modrig. Die Backsteine waren nicht verputzt und aus einigen Zwischenräumen bröckelte der trockene Mörtel. Hinter der ersten Tür befand sich der Heizungsraum, in dem eine moderne Pellet-Heizanlage stand. Im zweiten war ein Vorratslager. Auf den deckenhohen Regalen standen Dosen, Kartons mit Lebensmitteln und Einmachgläser mit den exquisitesten Delikatessen. Julia musste unter dem nächsten Bogen in gebückter Haltung durchgehen und spürte etwas auf ihrem Kopf.
»Bah, was ist das?«
»Die sind nützlich…«, sagte Felix, nahm die dicke, behaarte Spinne aus Julias Haaren und setzte sie behutsam in einer anderen Ecke ab.
»Hier ist nichts m-m-mehr. Ich glaube s-s-sowieso nicht dran, dass er die Kleine ausgerechnet in das Anwesen gebracht hat. Das wäre ziemlich dumm.«
»Wir haben aber keinen anderen Anhaltspunkt. Lass uns an den See gehen.«
Sie bewegten sich zwar schnell, doch immer mit Bedacht auf Deckung, in Richtung Bootshaus. Es war über einen kleinen Steg erreichbar und grenzte zur anderen Seite an das Wäldchen. Die doppelten Holzfensterläden und die Türen waren verschlossen. Felix sah durch einen Spalt im Holz und legte sein Ohr gegen die Paneele.
»Das ist s-s-sehr dunkel, aber ich glaube, da ist niemand drin.«
»Es sieht eher aus wie ein Ferienhaus.« Felix suchte auf den freien Querbalken über der Eingangstür nach einem Schlüssel. Julia hob die mit Edelgeranien bepflanzten Blumenkübel hoch.
»Nichts, wo könnte denn…« Felix ging ans Ende des Stegs und kletterte um die Hauswand herum. Julia lehnte sich an den Handlauf, der den Steg einfasste und blickte aufs Wasser. Die Sonne verschwand am Horizont und die letzten Strahlen verursachten ein Glitzern auf der spiegelnden Oberfläche. Wo könnte er das Mädchen hingebracht haben? Was geht in einem Irren vor, der ein Kind entführt und das Chaos in der U-Bahn anrichtet? Julia drehte sich um. Wie groß dieses Grundstück und der Wald wohl sind?
Im gleichen Augenblick, als Felix wieder bei Julia angekommen war, fühlte sie einen Haken unter dem Geländer.
»Da ist der Schlüssel«, sagte sie und befreite die Schnur von der offenen Öse.
»Na prima, und ich m-m-mach hier die tollsten Verrenkungen.« Felix öffnete die Tür und knipste das Licht an. Die Lampe war mit drei Glühbirnen ausgestattet, von denen eine funktionierte und so wurde nur ein Teil des großen Raumes beleuchtet.
»Diesmal hab ich keine Taschenlampe dabei, ich versuche mal, die Fensterläden zu öffnen.« Julia drehte den Griff, drückte und zog, doch die Fenster waren verschlossen.
»Das hier auch«, bemerkte Felix. Julia entdeckte auf einem kleinen Holzregal über der Eckbank eine Öllampe. Sie schob die Glasabdeckung nach oben, stellte die Länge des Dochts ein und kontrollierte den Ölstand.
»Müsste klappen«, stellte sie fest und suchte nach ihrem Feuerzeug in der Handtasche.
»Dass deine Raucherei auch m-m-mal was Gutes hat.«
»Ja, wenn ich das blöde Ding … warum sind diese Taschen auch immer so …« Julias Handtasche fiel vom Tisch, und als sie auf dem Fußboden aufschlug, verteilten sich ihre Utensilien weitläufig. Beide gingen auf die Knie und begannen die verstreuten Gegenstände auf dem dunklen Holz einzusammeln.
Ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Felix hechtete an die Tür.
»Zu.« Er rüttelte und zerrte an der Klinke.
»Das ist ein Bootshaus, wo ist die Tür zum See?« Julia hatte das Feuerzeug gefunden, ließ alle anderen Dinge aus ihrer Handtasche liegen und zündete die Öllampe an. An den großen Raum grenzten drei weitere Türen.
»Hier«, rief sie und übergab Felix die Lichtquelle. Julia zog ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Hauptkommissar Lenz.
»Komm m-m-mal schnell hier rein.« Wieder war nur die Mailbox des Kommissars zu erreichen. Sie legte ihr Mobiltelefon auf den Tisch und rannte zu Felix in den benachbarten, kleineren Raum.
»Was ist denn das?« Sie starrte auf die Wand
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