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Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)

Titel: Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teri Terry
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Dr. Lysanders
Warum im Raum. Noch einmal gehe ich unser Gespräch von gestern durch. Beim Reiten habe ich ihr meine Geheimnisse anvertraut. Soweit ich sie kenne. Herausgepickt hat sie sich die Frage, warum ich geslatet wurde.
    Ist es das gleiche Warum, das sie mir gestern noch hinterhergerufen hat?
    Ich ziehe an Erinnerungsfäden, versuche, ihnen zu folgen, aber wie bei verhedderter Wolle endet alles im Fadensalat. Die Lorder haben mich geslatet, weil ich geschnappt wurde, ganz einfach. An den Moment kann ich mich nicht mehr entsinnen. Entweder durch die OP ausgelöscht oder so weit aus dem Gedächtnis verbannt, dass ich keinen Zugriff mehr habe. Aber das spielt auch keine Rolle. So oder so weiß ich nicht, was passiert ist.
    Doch vielleicht hat Dr. Lysander die Frage auch gar nicht so wörtlich gemeint, sondern eher wie ich überhaupt in die Hände der Lorder geraten bin.
    Das hat natürlich mit Nico zu tun. Wenn ich nicht zu Free UK gehört hätte, wäre ich nie geslatet worden. Aber dieses Risiko gehen wir alle ein; und egal wie die Umstände damals waren, jetzt habe ich mich für diese Sache entschieden und dafür, den Deal mit Coulson zu ignorieren und die Lorder zu bekämpfen.
    Dennoch schmerzt Dr. Lysanders Frage wie ein fauler Zahn, von dem man genau weiß, dass er gezogen werden muss, dennoch kann man sich nicht dazu überwinden, zum Zahnarzt zu gehen.
    Und schlimmer noch. Selbst in Gefangenschaft und unter größten Gefahren, in die Dr. Lysander nur meinetwegen geraten war, hat sie noch versucht, mir zu helfen!
    Unten erwartet mich eine Überraschung. Mum und Dad sitzen gemeinsam am Frühstückstisch.
    »Du bist aber heute früh dran«, sagt Mum.
    »Ja, ich bin total früh aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen.«
    Ich schenke mir Tee ein und setze mich. Später kommt Amy in die Küche geschlendert, quietscht vor Freude, als sie Dad sieht, und drückt ihn. Bei ihnen ist es wie zwischen Lucy und ihrem Vater und es versetzt mir einen Stich. Amy hat in der Familie, die ihr zugeteilt wurde, ein richtiges Zuhause gefunden. Besonders zu Dad hat sie ein inniges Verhältnis. Mir gegenüber verhält er sich immer etwas sonderbar; manchmal ist er unglaublich nett und dann wieder kalt und bedrohlich.
    Irgendwie macht mir die Sache mit Dad und Amy zu schaffen. Mum werkelt in der Küche herum, vermeidet tunlichst Dads Blicke. Dad reagiert auf Amys Erzählungen zwar erwartungsgemäß, aber seine Augen sind auf mich gerichtet. Er beobachtet, bewertet. Beinahe wirkt er neugierig, aber er hält sich zurück.
    Plötzlich kommt mir eine Idee. Womöglich habe ich alles in den falschen Hals bekommen.
    Oben klopfe ich an Amys Tür, sie sucht gerade ihre Schulsachen zusammen und stopft sie in die Tasche.
    »Weißt du noch, als du meine Zeichnungen gefunden hast? Die vom Krankenhaus. Hast du zufällig Dad davon erzählt?«
    Schuldbewusst sieht sie mich an. »Tut mir leid, er hatte gerade angerufen und da habe ich es ihm gesagt. Er meinte, ich solle auf dich aufpassen, damit du keinen Ärger bekommst. Hat er dir deshalb die Hölle heißgemacht?«
    »Nein, nein, schon gut.« Nicht, dass sie ihm gleich wieder brühwarm Bericht erstattet. »Und Mum? Hast du mit ihr auch über die Zeichnungen gesprochen?«
    Amy legt die Stirn in Falten. »Nein, ich glaube nicht. Wieso?«
    »Ach, nichts. Mach dir keine Gedanken.«
    Zurück in meinem Zimmer bürste ich mir die Haare und starre in den Spiegel, ohne etwas zu sehen.
    Ich habe mich getäuscht. Die ganze Zeit über dachte ich, Dad könnte es nicht gewesen sein, weil er unterwegs war. Dass Amy alles am Telefon ausplaudert, damit hatte ich nicht gerechnet.
    Also hat Dad die Lorder informiert. Seinetwegen wurden Cam und ich von ihnen aufgegriffen.
    Arme Mum. Am liebsten würde ich jetzt nach unten rennen und sie in den Arm nehmen, ihr sagen, wie leid es mir tut, dass ich mich vor ihr abgeschottet habe. Aber dafür ist es zu spät. Die Fronten sind jetzt klar. Durch meine Schuld ist Dr. Lysander eine Gefangene, ihr Wachmann tot. Ich kann mich Mum nicht anvertrauen, nicht mehr. Ich habe mich für Free UK entschieden und es gibt kein Zurück.
    Wenn ich schon bei Mum so danebengelegen habe, wo könnte ich noch irren?
    Warum wurde ich geslatet?
    »Amy, Kyla«, ruft Mum von unten. »Jazz ist da.«
    Am Ortsausgang staut sich der Verkehr. Langsam kriechen wir voran, bis wir zur Ursache des Staus vorgedrungen sind. Ein Krankenwagen steht dort, eine Handvoll Lorder. Es geht nur noch einspurig

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