Zerstörte Seelen
Anagramm einer weiteren lateinischen Phrase ist, die so viel bedeutet wie: ‹Hinfort! Ich hüte Gottes Geheimnisse.› Ich weiß nicht, ob Sie sich für sämtliche Details interessieren. Ich möchte Sie nicht mit Informationen zuschütten.»
«Ich würde Ihnen gern ein Symbol schicken, das ich entdeckt habe. Vielleicht können Sie mir sagen, ob es eine Verbindung zwischen diesem Zeichen und dem Spruch gibt. Könnten Sie es sich ansehen?»
«Selbstverständlich.» Der Mann klang regelrecht beglückt.
«Haben Sie ein Faxgerät?»
Er gab ihr die Nummer. Darby schrieb sie auf einen Zettel und nahm ihn mit in Ellis’ Büro. Dort zeichnete sie das Symbol auf ein Blatt Papier und faxte es zusammen mit der Bitte, sich sofort zu melden, wenn ihm etwas dazu einfiele, an den Harvard-Professor.
Als sie in den Autopsieraum zurückkam, war das ID -Team bereits da. Sie kannte die beiden Männer hinter den Gesichtsschilden nicht. Coop zeigte ihnen die Tätowierung, dann trat er beiseite, damit sie Platz für ihre Arbeit hatten.
Darby folgte ihm in eine Ecke. Ihre trockenen Augen brannten, ihr Kopf füllte sich an wie aus Watte. Sie brauchte dringend Schlaf. Doch der Gedanke an die Fotos von Sarah Casey und an den abgetrennten Finger des Mädchens half ihr, die Müdigkeit zu verdrängen.
«Wo ist Casey?», fragte sie.
«Er ist mit der Fingerabdruckkarte raus.»
«Wohin ist er gegangen?»
«In Ellis’ Büro, denke ich.»
«Ich habe ihn dort nicht gesehen.»
«Der Mann mit dem Rollkoffer hat einen Fingerabdrucktransmitter. Er ist ein Kurier. Die Biene, die du gefunden hast, hat Casey ihm auch gegeben.»
«Wann war das? Vor zwei Stunden?»
«Meinst du, der Finger stammt von Caseys Tochter?»
«Ich glaube schon.»
«Ich habe mir die Wunde genau angesehen. Ich würde sagen, der Finger wurde mit einem Bolzenschneider oder etwas Ähnlichem abgetrennt.»
«Was ist mit dem USB -Stick?»
«Den hat er auch mitgenommen.»
«Ohne ihn
vorher
auf Fingerabdrücke untersuchen zu lassen?»
«Casey sagte, das würde jemand anderes übernehmen.» Coop hob entschuldigend die Hände. «Hey, schau mich nicht so an. Er ist hier der Boss.»
Das hatte Darby nicht vergessen. Sie würde mit Sergey über den Ex-Profiler sprechen müssen. Jack Casey war eine Naturgewalt, ein Alphatier, eine Legende. Ihr war aufgefallen, mit welcher Ehrfurcht Sergey und die anderen ihn behandelten. Vielleicht aus purem Respekt, vielleicht aufgrund seiner Vergangenheit als Profiler oder wegen all dem, was das FBI ihm schuldete. Aber diesmal war er persönlich so schwer betroffen, dass er unmöglich länger das Kommando führen konnte.
Darby hatte ein vages ungutes Gefühl, das sie noch nicht benennen konnte. Sie musste an durchfaulende Bodendielen in einem verfallenen Haus denken. An etwas, das eine potentielle Gefahr darstellte. Die anderen spürten es auch. Darby hatte bemerkt, dass alle stets einen gewissen Abstand zu Casey hielten.
Das ID -Team war fertig mit den Fotos. Die beiden Männer wollten nun ins Labor zurück, um Ausdrucke zu machen. Darby bat sie, ihr Kopien zu schicken. Als sie weg waren, rief sie Sergey an, erzählte ihm von dem Symbol und den Fotos, die das ID -Team gemacht hatte. Was sie in der Speiseröhre des Opfers gefunden hatte, musste sie ihm nicht berichten, das wusste er bereits von Casey. Sergey sagte, er käme ins Labor, und legte abrupt auf.
Coop half ihr, die Leiche umzudrehen. Sie arbeiteten weiter, kämpften gegen die Erschöpfung an und redeten miteinander, damit ihnen nichts entging. Zur Sicherheit baten sie anschließend Ellis, sich ihre Aufzeichnungen anzusehen.
Mit einem Blick auf die Uhr streifte Darby die Handschuhe ab. Zwanzig vor acht.
Sie nahm ihren Koffer und wollte gehen, damit Ellis Platz für die Autopsie hatte. Doch Perkins bestand darauf, ihre Kleider noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Spinnen, vor allem kleinere, sagte er, konnten sich an allen möglichen Stellen verkriechen. Darby streckte die Arme aus, während Perkins jede Falte und jeden Winkel inspizierte. Dann wiederholte er die Prozedur bei Coop.
Als Darby in den Umkleideraum ging, um die Schutzkleidung abzulegen, stand Keats noch immer an der Tür. Sie nahm den Gesichtsschild ab.
«Wo ist Casey?»
«Gegangen», sagte Keats.
«Wohin?»
«Keine Sorge. Er ist in Sicherheit.» Keats nickte in Richtung der Umkleidekabine. «Sie sollten sich umziehen. Wir bringen Sie und Mr. Cooper in ein Hotel. Sie sehen aus, als könnten Sie eine Dusche
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