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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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musste mich ununterbrochen übergeben, selbst nachdem ich ein Gegengift bekommen hatte. Wer diese süßen Tierchen auf den Mann losgelassen hat, wollte ihm unvorstellbare Schmerzen zufügen. Das Opfer sollte leiden.»
    Darby knipste die forensische Lampe an und begann, im Gesicht der Leiche nach verwertbaren Spuren zu suchen. Die Augen waren weggefressen. Tief im Inneren einer leeren Höhle entdeckte sie in dem verwesenden und teilweise gefrorenen Fleisch eine Spinne, deren Körper die Größe eines Bleistiftradiergummis hatte.
    Sie zog sie mit der Pinzette heraus. Die strampelnden Spinnenbeine suchten in der Luft nach Halt. Coop stand mit einem Glasbehälter bereit. Darby ließ die Spinne hineinfallen, verschloss den Behälter und reichte ihn Perkins.
    «Das ist eine Schwarze Witwe. In den Augenhöhlen, Ohren und Nasenlöchern könnten noch mehr davon sein. Wie Sie sehen, sind sie winzig und verstecken sich gern. Falls Sie noch eine finden, sollten Sie sich vorsehen. Seien Sie überhaupt vorsichtig mit allen Spinnen. Dr. Ellis hat die Leiche in eine Art Kühlraum gebracht. Und Spinnen mögen keine Kälte. Das macht sie angriffslustig.»
    «Entschuldigen Sie.» Dr. Ellis meldete sich zu Wort. «Ich möchte nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass ich erhebliche Einwände gegen eine Untersuchung zum jetzigen Zeitpunkt habe, weil uns kein passendes Gegengift zur Verfügung steht. Mr. Casey hat mir versichert, dass die Ampullen beschafft, hierhergeflogen und per Kurier an uns ausgeliefert werden. Alles auf Kosten des Steuerzahlers. Sollte also jemand von Ihnen gebissen werden, liegt die Haftung bei der Bundesregierung. Ist das korrekt, Mr. Casey?»
    «Ja.»
    «Sind Sie sicher? Habe ich etwas Wichtiges ausgelassen?»
    «Die Beweismittel, die wir sicherstellen, werden in verschlossenen Behältern von einem Kurier in unser Labor gebracht.»
    Darby dachte an den Mann, der mit einem Rollkoffer draußen wartete.
    «Sonst noch was?» Ellis war beharrlich.
    «Ja. Danke, dass Sie uns behilflich sind.»
    Caseys Stimme hatte wieder diesen seltsamen, distanzierten Ton, so als reagiere sein Körper mechanisch, während sein Geist sich an einem ganz anderen Ort befand.
    Zu Darby sagte er: «Sehen Sie die Stichwunden an den Seiten und auf dem Rücken?»
    «Ja.» Tiefrot und mit blutigen Schlieren.
    «Sie bedecken den gesamten Rücken des Opfers, die Beine und das Gesäß.»
    «Irgendeine Idee?»
    «Nein», sagte Casey. «Aber die Wunden sehen alle gleich aus und … sie weisen ein bestimmtes Muster auf. So als hätte man ihn gezwungen, sich auf ein Nagelbrett zu setzen.»
    «Was ist mit den Schwellungen vorn am Torso?»
    «Peitschenstriemen», sagte Casey. «Die meisten Wunden sind ziemlich frisch; sie wurden ihm vor nicht allzu langer Zeit zugefügt. Die Abdrücke an den Handgelenken und Knöcheln könnten von Lederfesseln stammen. Was immer man mit ihm gemacht hat – er war dabei festgebunden.»
    Mit der Pinzette durchsuchte Darby das Kopfhaar des Mannes. In der anderen Hand hielt sie die forensische Lampe. Sie leuchtete die Kopfhaut ab, hielt Ausschau nach Spuren und natürlich nach Spinnen. Sofort fand sie eine Reihe kleiner Schwellungen.
    «Spinnenbisse», sagte Perkins.
    Darby suchte weiter. Sie hätte gern gewusst, ob die Spinnen auf das Opfer gesetzt und dazu gebracht worden waren, es sofort zu beißen, oder ob man sie einfach mit ihm in den Schrank gesperrt hatte. Beide Vorstellungen waren beklemmend.
    Perkins packte sie plötzlich am Oberarm. Die Kraft, mit der er seine Finger in ihren Bizeps grub, überraschte sie.
    «Nicht bewegen.»
    Darby gehorchte. Aus dem Augenwinkel sah sie zu, wie Perkins die Hand unter ihrem rechten Unterarm hervorzog. Er hielt eine schwarze Spinne von der Größe eines Streichholzbriefchens zwischen den Fingern. Sie zappelte und zeigte ihre überdimensionalen Beißwerkzeuge.
    «Eine Australische Einsiedlerspinne.» Perkins steckte sie in ein Probenglas. «Sehr flink und sehr giftig.»
    Darby blinzelte den Schweiß aus ihren Augen und musste einen Augenblick lang um Fassung ringen. Sie sah Coop an, der auf der anderen Seite des Tisches stand. «Wir brauchen Nahaufnahmen von den Wunden auf der Kopfhaut.»
    Nickend griff er nach der Kamera. Darby zeigte auf die erste Wunde – sie lag einige Finger breit oberhalb des Haaransatzes –, dann machte sie ihm Platz. Er würde ein, zwei Minuten brauchen, bis er das Bild im Kasten hatte. Sie nutzte die Zeit, um nach weiteren versprengten

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