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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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obersten Regalbrett ins Auge fiel. Nach kurzem Zögern stopfte sie sie ebenfalls in den Koffer.
    Ein rascher Gang ins Badezimmer, wo sie ein paar Toilettenartikel zusammenraffte, dann schleifte sie den Koffer die gewundene Treppe hinab. Von ihren Nachbarn war nichts zu sehen. Möglicherweise hatten die Feds das Gebäude aus Sicherheitsgründen evakuiert.
    Zurück zum Wagen, der nach einer halben Stunde erneut anhielt.
    Draußen stand ein Mann in einer Art Militäruniform – helle Kommandeursmütze, dunkle, marineblaue Hose und ein dazu passender Übermantel mit Goldstreifen an den Ärmeln und über der Brusttasche. Wenige Schritte von einer golden schimmernden Doppeltür entfernt wartete er unter einem Heizpilz. Er hieß sie im Four Seasons willkommen.
    Dabei lächelte der Uniformierte verbindlich. Entweder hatte er die Headsets der Secret-Service-Leute nicht gesehen, oder er war einfach daran gewöhnt. In dem Hotel stiegen oft ausländische Würdenträger und millionenschwere Gäste aus Nahost ab, die stets von Bodyguards umgeben waren.
    Keats hielt sich nicht lange mit dem Einchecken auf. Er begleitete sie in eine vornehme, in Erdfarben gehaltene Lobby. Dort lagen Teppiche in Braun und Creme, die Wand war mit honigfarbenem Holz getäfelt. Sessel und Sofas hatte man um runde, säulenartige Steintische gruppiert, auf denen mit frischen Schnittblumen gefüllte Vasen standen. Darby konnte sich vorstellen, warum opulente Hochzeiten gerade hier gefeiert wurden. Und sie wusste, dass Geschäftsleute in dieser Lobby Besprechungen abhielten, wenn sie ihre Mitarbeiter und Kunden beeindrucken wollten. Der Raum strahlte eine einzigartige Atmosphäre von Macht und Eleganz aus.
    Sie fuhren mit dem Fahrstuhl zum obersten Stockwerk. Darby folgte Keats und dem Agenten, der für Coop abgestellt worden war, durch einen stillen, mit einem Teppichboden ausgelegten Korridor. Einen Augenblick später setzte Keats ihren Koffer in einer kleinen Nische etwas abseits der anderen Zimmer ab. Darby las das Bronzeschild an der Wand neben der Tür: GARDEN SUITE .
    «Ich stehe hier draußen», sagte Keats. «Wir schlagen vor, dass Sie auf dem Zimmer zu Abend essen. Wir holen Sie um elf Uhr ab. Sie haben also Zeit, etwas zu schlafen, sich zu entspannen – was auch immer.»
    Coop nahm ihren Koffer. Darby blieb noch einen Augenblick im Korridor stehen.
    Sie rieb sich den Nacken. «Falls Sie aus irgendeinem Grund hereinkommen und uns holen müssen, tun Sie mir bitte den Gefallen und … ehm … Sie wissen …»
    «Anklopfen?»
    «Ja, anklopfen.»
    «Selbstverständlich. Ein Gentleman wie ich klopft immer zuerst an.»
    «Sehr freundlich.»
    Keats lächelte schmallippig. «Genießen Sie Ihren Aufenthalt.»

62. Kapitel
    Darby hatte das Gefühl, in eine andere Zeit versetzt worden zu sein – ins obere Stockwerk einer der historischen Villen, die sie von Newport, Rhode Island, kannte. Die riesenhafte Suite war mit Sofas, Sesseln und schweren Vorhängen im viktorianischen Stil ausgestattet. Das einzige Zugeständnis an die Moderne war das weiche Licht, das die cremefarben und beige gestreiften Wände wie im Kerzenschein schimmern ließ. Die warme Luft roch nach Lavendel – nach frischem, nicht nach künstlichen Aromen. Der Duft kam von dem üppigen Strauß auf dem Tisch, einem Arrangement aus Lavendel und roten und weißen Rosen.
    Darby sah sich in der unfassbar großzügig geschnittenen Suite um. Selbst eine vollständig ausgestattete Küche stand den Gästen zur Verfügung. Fehlte nur noch ein Butler oder ein Dienstmädchen wie aus einem Jane-Austen-Roman, die ins Zimmer geschritten kamen und bestellten, die Herrin sei nun bereit, sie zu empfangen.
    Darby zog den Koffer hinter sich her in das Hauptschlafzimmer, das beinahe so groß war wie ihre gesamte Wohnung. Hohe Decken und zwei Lampen auf Nachtkästen aus Kirschbaumholz umrahmten das überbreite Doppelbett. Daneben stand Coop und sah die Kleiderpakete durch, die auf der dicken weißen Samtdecke lagen.
    Darby parkte ihren Koffer am Fußende des Bettes und griff nach einer Packung Hanes-Slips.
    «Weißer Feinripp. Sehe ich aus wie ein Zehnjähriger?»
    «Lass uns eine Abmachung treffen.» Darby zog die Lederjacke aus. «Kein Wort über den Fall.»
    «Liebend gerne. Ich kann eine Pause vertragen.»
    «Willst du schlafen?»
    Er schüttelte den Kopf und betrachtete ein Paket mit einem blauen Smokinghemd. «Ich bin zu aufgekratzt. Eigentlich will ich nur richtig lange und richtig heiß

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