Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
Vom Netzwerk:
Achtbeinern zu suchen.
    Auf dem Tisch und hinter dem Kopf des Toten fand sie keine. Sie sah noch einmal mit einer helleren Lampe in den Ohren der Leiche nach. Nichts. Genauso verhielt es sich mit den Nasenhöhlen. Nur ein Wald von feinen schwarzen Nasenhaaren.
    Nun der Mund. Glücklicherweise stand er offen, die Leichenstarre hatte ihn in dieser Position gehalten. Für eine genauere Untersuchung der Mundhöhle musste Darby den Kiefer dennoch brechen.
    Der Rachen und die weichen, pinkfarbenen Innenseiten der Wangen wiesen zahlreiche Abschürfungen und Quetschungen auf. Mit der Pinzette suchte Darby unter der Zunge nach verirrten Spinnen. Dann schob sie das Instrument tief in den Rachen und stieß dort auf etwas Hartes.
    «Was ist das?», fragte Coop.
    «Keine Ahnung. Ich brauche eine Zange.»
    Ellis sagte: «Eigentlich sollte ich …»
    «Nun geben Sie mir schon die verdammte Zange, Sam.»
    Sie brauchte eine stärkere Lampe. Darby zog eine der Autopsieleuchten an einem Schwenkarm zu sich herab, schaltete sie an und drehte sie so, dass das intensive helle Licht auf das Gesicht des Toten fiel. Es dauerte einen Augenblick, bis sie die Lampe so eingestellt hatte, dass die gesamte Mundhöhle ausgeleuchtet war. Es steckte ganz eindeutig etwas in der Kehle der Leiche.
    Ellis knallte die Zange in ihre wartende Hand. Sie sollte wissen, was er davon hielt, zum Laborassistenten degradiert zu werden. Aus dem Augenwinkel registrierte Darby Coops Grinsen. Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihre Arbeit.
    Das Objekt zu fassen war recht einfach. Die Zange fand sofort einen guten Halt. Als viel schwieriger erwies es sich, das fragliche Ding herauszuziehen. Es steckte tief in der Speiseröhre des Opfers. Erst nach einigen Minuten vorsichtigen, geradezu chirurgischen Manövrierens gelang es Darby, den Gegenstand ans gleißend helle Licht zu befördern – einen USB -Stick, an dem mit einem roten Gummihaarband ein abgetrennter kleiner Finger befestigt war.

59. Kapitel
    Es war der Finger einer Frau. Der rote Lack an seinem langen Nagel war teilweise abgeplatzt.
    Auf den Bildern an der Schranktür hatte Sarah Casey denselben roten Nagellack und ein Haarband dieser Art getragen. Das Blut auf ihrem T-Shirt stammte von dem abgetrennten Finger, und sie hatte nicht vor Angst geschrien, sondern vor Schmerz.
    Darby legte den Finger und den USB -Stick auf die Schale, die Coop bereithielt.
    «Ich will den Fingerabdruck haben.» Caseys Stimme zitterte.
    «Ich mache das», sagte Coop.
    Casey verließ den Tisch, und Darby sagte zu Coop: «Sobald du den Abdruck hast, legst du den Finger auf Eis. Einer von den FBI - oder Secret-Service-Leuten soll ihn rüber ins Mass General zu Dr. Izzo bringen.»
    «Ist das der, der Dale Browns Finger wieder angenäht hat?»
    «Genau. Den hatten wir auch auf Eis gelegt.»
    Coop sputete sich. Darby sah Ellis an. «Ich brauche zwei Wangenabstrichstäbchen. Die mit den kleinen Bürsten.»
    «Sie sind da, wo sie immer sind.» Ellis zeigte quer durch den Raum.
    «Ich weiß. Sie müssen sie mir anreichen.»
    Mit einem weiteren theatralischen Seufzer holte Ellis die Päckchen. Er riss eines davon auf und gab ihr den langen Plastikstiel mit der kleinen weißen Bürste am Ende. Darby kratzte damit an der gefrorenen Haut der Innenwange des Toten, dann steckte sie das Stäbchen in den Plastikzylinder, den Ellis bereithielt.
    Der erste Abstrich würde für einen PCR - DNA -Abgleich verwendet werden. Den zweiten konnte man für den Fall aufbewahren, dass weitere DNA -Analysen benötigt wurden.
    Als Nächstes brauchte Darby die Sets, mit denen sie die Spuren unter den Fingernägeln des Toten sichern konnte. Ellis assistierte ohne weiteres Murren. Er zeigte sich sogar hilfsbereit, nahm Coops Klemmbrett und machte Notizen.
    Darby schaltete die helle Autopsielampe aus und griff zu der forensischen Lampe mit dem grünen Filter. Sie suchte den Mund des Opfers nach weiteren Spuren ab und fand eine kleine Faser. Der Größe und Form nach konnte es sich um eine Teppichfaser handeln. Darby ließ sie in einen der Pergaminumschläge fallen, den Ellis für sie öffnete.
    Aber sie fand noch mehr. Ein blondes Haar, leider ohne die mit DNA vollgepackte Wurzel. Dann ein kleines schwarzes Etwas, das hinter dem rechten hinteren Backenzahn steckte. Vorsichtig zog sie es mit der Pinzette heraus.
    Ellis beugte sich über die Leiche. «Ist das eine Hummel?»
    «Eine Art Biene, würde ich sagen», antwortete Darby. «Aber keine

Weitere Kostenlose Bücher