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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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dagegen, tat, was sie am besten konnte und was fast nie seine Wirkung verfehlte: Sie beschäftigte sich.
    In einer frischen Jeans, Socken und einem schwarzen T-Shirt, an den Füßen die abgewetzten Lieblingsstiefel, die ihr etwas von dem Gefühl dafür zurückgaben, wer und was sie war, ging Darby zurück ins Schlafzimmer.
    Coop stand nun am Fenster. Er hatte seine Hose wieder angezogen und schloss gerade den Gürtel – um sie nicht noch einmal in Versuchung zu führen, nahm sie an. Sein Tanktop lag immer noch auf dem Boden.
    «Es tut mir leid, Darby.»
    «Das sagtest du bereits.» Sie zog sich das Schulterholster über die Arme. «Es zwei-, drei- oder hundertmal zu sagen macht die Sache nicht besser.»
    Sie war überrascht – überrascht und erleichtert –, wie ruhig sie klang.
    «Wie heißt denn die Glückliche?»
    Coop schwieg. Es war ihr egal. Sie suchte nach ihrer Jacke.
    Und plötzlich wusste sie, was sie an der Szene auf John Smiths Balkon an jenem Abend irritiert hatte. Coop stand auf der anderen Seite des Bettes und ein wenig rechts von ihr. Genauso wie Smith nicht direkt vor ihr gestanden hatte, sondern seitlich versetzt. Der Schütze hätte ein freies Schussfeld gehabt. Er hätte sie treffen können, hatte stattdessen aber Smith erschossen. Warum hatte John Smith, ein pensionierter Detective, sterben müssen?
    «Amanda», sagte Coop.
    «Wie bitte?»
    «Ihr Name ist Amanda.»
    «Mehr nicht? Nur ein Wort? So wie Bono?»
    «Amanda Jones. Sie hat in London eine PR -Agentur.»
    «Gratuliere.»
    «Hör mal, ich hätte es dir sagen sollen, bevor …»
    «Ich mich zum Affen gemacht habe.»
    «Das hast du nicht. Glaubst du, ich wollte nicht …»
    «Vögeln?»
    «So hätte ich es nicht ausgedrückt.»
    «Ich bin beeindruckt von so viel Selbstbeherrschung. Wirklich. Normalerweise hören deine Opfer die schlechte Nachricht erst, nachdem du sie gefickt hast.»
    «Reizend.»
    «Hey. Ich wiederhole nur, was du mir erzählt hast.»
    «Was gerade … Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen. Ich hätte etwas sagen müssen.» Er sprach jede Silbe so deutlich aus, als wäre sie ein autistisches Kind, das Mühe hatte, die Nuancen menschlicher Emotionen zu verstehen. «Ich habe nicht früher reagiert, weil du mir nicht gleichgültig bist, Darby. Du bist eine gute Freundin, und ich gebe zu, dass ich mich oft gefragt habe, wie es wäre mit uns beiden. Nicht nur im Bett, sondern auf lange Sicht.»
    Sie wollte es nicht hören. Sie ging zur Tür.
    Coop hastete hinter dem Bett hervor und verstellte ihr den Weg.
    «Du bist eine der schönsten Frauen, die ich je kennengelernt habe, und – machen wir uns nichts vor – sicher die einzigartigste. Aber aus irgendeinem Grund hat es nie gepasst. Ich bin nach London gegangen, und du hast dich entschieden hierzubleiben.»
    «Ich habe mich entschieden», sagte sie tonlos.
    «Ja. Du hättest jederzeit nach London kommen können und …»
    «Ich war hier ein klein wenig beschäftigt, Coop. Mit meinen eigenen Problemen.»
    «Und was ist mit den vielen Telefongesprächen?»
    «Was soll damit sein?»
    «Du hast nicht einmal gesagt, ja nicht einmal angedeutet, dass aus dem, was zwischen uns war, mehr werden könnte.»
    «Das gilt auch für dich. Und wenn ich mich recht erinnere, warst du derjenige, der mich geküsst hat. Als wir später, kurz vor deinem Abflug, noch einmal telefonierten, sagte ich dir, was ich empfand.»
    «Nein. Das hast du nicht getan. Du sagtest: ‹Coop, bevor du gehst, will ich dir nur sagen …› Mehr nicht.»
    «Vergiss nicht, was du geantwortet hast. ‹Ich weiß. Ich empfinde dasselbe wie du, auch wenn ich keine Ahnung habe, was uns das bringt.› Und als ich antwortete: ‹Es bringt uns sehr viel›, bist du zu deinem Flugzeug gerannt und geflüchtet …»
    «Darby, bis jetzt hast du mir nie offen gesagt, was du fühlst.»
    Sie starrte ihn entgeistert an.
    «Warum zum Teufel hast du so lange gewartet? Wenn du …»
    «Ich glaube es einfach nicht.» Sie spürte, wie sie wütend wurde.
Ganz ruhig
. «Du versuchst nun tatsächlich, mir die Schuld zuzuschieben?»
    «Ich schiebe dir nicht die Schuld zu. Verdammt. Ich habe nur nie etwas gesagt, weil ich das, was wir hatten, nicht gefährden wollte. Ich liebe dich zu sehr, um …»
    «Es reicht.» Darby schob ihn beiseite und ging ins Wohnzimmer. «Langsam komme ich mir vor wie in einem Kitschroman.»
    «Wohin gehst du?»
    «Zur Arbeit.»
    Sie entdeckte ihre Lederjacke über einer Stuhllehne.

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