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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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und sie war wieder allein. Sie berührte die Flüssigkeit auf ihrem Bauch, hielt sie sich an die Nase und roch daran. Blut.
     
    Einige Zeit später öffnete die Tür sich erneut. Diesmal kamen sie zu mehreren.
    Darby stand an der Wand, lauschte auf ihre leisen Schritte. Sie spürte, wie sie sich näherten, hörte ihren Atem.
    Einer trat zu ihr; er drückte den Rand von etwas Hartem an ihre Lippen. Sie riss den Kopf weg und hörte Wasser platschen.
    «Trink», sagte eine tiefe, dumpfe Stimme.
    «Nein.»
    «Du musst bei Kräften bleiben. Du brauchst klare Sinne für die Entscheidungen, die du bald treffen wirst.»
    Trotzig presste sie die Lippen aufeinander.
    «Wir können dich zwingen.»
    Etwas sagen? Nein. Noch nicht. Abwarten.
    Reglos, den Mund fest geschlossen, stand sie da.
Wenn ich sie nur sehen könnte, wüsste, wie viele es sind …
    Etwas wurde vor ihr auf den Boden gestellt, dann zogen sie sich zurück.
    «Du wirst lernen zu tun, was wir sagen», sagte eine andere Stimme. Dann schloss sich die Tür.
    Nein
, sagte sie sich.
Das werde ich nicht.
     
    Sie tastete nach dem, was auf dem Boden stand. Es war eine dickwandige hölzerne Schale mit kaltem Wasser. Vorsichtig prüfte sie die Innenseite des Gefäßes mit den Fingerspitzen, spürte nur die glatte Fläche.
    Darby hob die Schale an die Nase. Sie roch nichts Verdächtiges. Trotzdem war das Wasser vielleicht vergiftet. Es konnte alles Mögliche enthalten. Drogen. LSD vielleicht.
    Oder es ist wirklich nur Wasser
, dachte sie.
    Ihre Zunge und ihr Gaumen waren vom Durst geschwollen. Darby riss die Schale hoch, schlug sie mit beiden Händen gegen den Boden und hörte, wie sie zerbrach. Wieder und immer wieder knallte sie das Holz gegen den harten Untergrund. Sie brauchte nur ein einziges Stück mit einem spitzen Ende.
    Als sie es gefunden hatte, wartete sie damit an der Tür. Sicher hatten sie den Lärm gehört und würden wissen wollen, was geschehen war.
    Bitte nur einer
, dachte sie.
Nur einer.
    Niemand kam.
    Sie wartete, doch sie blieb allein.
    Darby setzte sich auf den Boden und führte das spitze Ende des Holzstücks in das Schloss der eisernen Spange um ihr linkes Handgelenk ein. Diese Schlösser waren vermutlich sehr alt und hatten nur einen einfachen Federmechanismus. Sie bohrte mit der Spitze im Schlüsselloch, bis sie abbrach. Dann sammelte sie weitere Holzstücke ein, feilte ihre Enden an den Steinen spitz, steckte eines davon ins Schlüsselloch, atmete tief durch und versuchte es noch einmal.

80. Kapitel
    Darby wurde durch Kettenrasseln geweckt. Es kam von ihren eigenen Ketten: Sie bewegten sich.
    Die Arme wurden ihr über den Kopf gerissen, die Metallspangen gruben sich schmerzhaft in ihre Handgelenke. Immer höher wurden ihre Hände gezogen, und auch die Ketten an ihren Füßen strafften sich. Sie glitten durch kleine Öffnungen im Fußboden.
    Darby griff in die Ketten über ihrem Kopf und riss mit aller Kraft daran. Ihre Finger, die vom stundenlangen Schleifen der Holzstücke wund waren, fingen an zu bluten. Das Blut machte die Metallglieder schlüpfrig, sie rutschte ab. Erbarmungslos zerrten die Ketten an ihr, und sie hatte seit Tagen nichts gegessen und getrunken. Bald ging ihr die Kraft aus.
    Aber ihr Wille war stark. Ihr Kampfgeist. Sie musste ihre Energie für den Augenblick aufsparen, in dem sich eine Chance zur Flucht bot. Noch war er nicht gekommen.
    Darbys Füße hingen über dem Boden, ihre Arme waren gestreckt.
    Sie schloss die Augen und atmete langsam und tief, um ihren jagenden Puls zu beruhigen. Die Zeit verging, die Muskeln in ihren Schultern und ihrem Rücken spannten sich und verkrampften, doch sie atmete in ruhigem Rhythmus weiter, behielt einen klaren Kopf. Schmerz entstand im Gehirn. Man konnte ihn beherrschen. Man konnte ihn steuern.
    Die Tür ging auf. Sie hielt die Augen geschlossen.
    Diesmal waren die Schritte hörbar und hielten direkt vor ihr an. Ein Streichholz zischte auf.
    «Was hast du mit der Schale gemacht?», fragte eine dumpfe Stimme. «Wir wissen, dass du sie zerbrochen hast.»
    Sie schwieg.
    Die Schritte entfernten sich, hielten an, kamen zurück.
    «Du hast die Teile in deine Toilette gesteckt. Brillant.» Leises Gelächter. «Mach die Augen auf.»
    Sie reagierte nicht.
    «Mach die Augen auf.» Er stand nun neben ihr. «Ich sage das nicht noch einmal.»
    Darby sah keinen Grund zu gehorchen. Ein weiteres Streichholz flammte auf.
    Sie schluckte Luft. Die Angst ließ ihren Körper erstarren.
    Ein pfeifendes

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