Zerstörte Seelen
Ihre Augen mit Salinelösung aus», sagte die nervöse Frau.
Ein Strahl aus einer Salineflasche folgte.
Dann erhielt Darby den Befehl, die Augen wieder zu schließen. Sie tat es, und nun rieben harte Borsten so kraftvoll über ihre Haut, dass sie glaubte, mit Rasierklingen traktiert zu werden. Eine Stimme befahl ihr streng, still stehen zu bleiben. Darby biss die Zähne zusammen.
«Halten Sie Augen und Mund geschlossen», sagte die Frau, als die Prozedur endlich vorüber war. «Wir bringen Sie jetzt zur Seite des Hauses und spritzen Sie mit dem Schlauch ab»
«Bin ich infiziert?»
«Ich weiß es nicht.»
15. Kapitel
Zwei Vans und ein Fahrzeug mit Transportanhänger, allesamt schnittig und schwarz, kamen aus voller Fahrt zum Stehen. Die biomedizinischen Einsatzfahrzeuge der BU waren endlich angekommen. Darby saß mit angezogenen Beinen im Gras. Ihr Haar war nass, und sie zitterte am ganzen Leib trotz der Handtücher und Decken, die sie um sich geschlungen hatte – eine freundliche Gabe des alten Hausbesitzerpaares. Die beiden hatten angeboten, Darby ins Haus zu lassen, doch das Gefahrenstoffbekämpfungsteam ließ es nicht zu. Der alte Mann hatte sich fast zu Tode geängstigt und war kaum noch in der Lage zu sprechen. Mühsam hatte er erklärt, in den Regalen in der Garage lägen alte Handtücher und Decken, sie dürften sich gerne bedienen.
Aus den Fahrzeugen stiegen weitere Einsatzkräfte. Eine Person kam auf Darby zu.
«Miss McCormick, bitte folgen Sie mir.»
Die Handtücher glitten zu Boden. Darby wickelte sich in eine Decke, dann trottete sie mit nackten Füßen hinter dem Mann her. Sie zuckte zusammen: Das Atmen tat weh. Vielleicht lag das an ihren gebrochenen Rippen, vielleicht aber auch am Gift. Oder an beidem.
Der Mann half ihr in den Anhänger. Bevor die Tür sich hinter ihr schloss, sah Darby noch die verstörten Gesichter des alten Mannes, seiner Frau und eines Kleinkindes. Sie nahm an, dass der Junge in dem Strampelanzug und mit dem Stofftier im Arm ein Enkel des Paares war, das von zwei Männern die Treppe an der Haustür hinabgeleitet wurde. Die Einsatzkräfte trugen Schutzmasken und dicke Handschuhe. Per Megaphon wurden die Hausbewohner angewiesen, zu einem der Vans zu gehen und sich dekontaminieren zu lassen.
Der beheizte Anhänger war mit medizinischer Ausrüstung vollgestopft. Außerdem warteten darin drei komplett in Schutzkleidung gehüllte Personen. Eine war bewaffnet – ein Polizist, nahm Darby an, vielleicht aber auch jemand von der Army. Vor seiner Brust hing eine MP5-Maschinenpistole. Seine behandschuhte Hand lag auf dem Kolben, und der Mann ließ Darby nicht aus den Augen.
Spritzen und Ampullen schimmerten im Licht starker Lampen. Eine der unbewaffneten Personen machte einen unsicheren Schritt nach vorn und sagte: «Sie haben Probleme mit dem Atmen.»
Darby nickte. «Ich glaube, ich habe ein paar gebrochene Rippen. Gewehrschuss.»
Der Mann half ihr, sich auf eine Pritsche zu legen. Dann begann er, sie mit seinen behandschuhten Fingern und kalten Instrumenten abzutasten. Als er ihren Brustkorb berührte, hätte Darby fast vor Schmerz aufgeschrien.
Nachdem er fertig war, reichte er ihr einen Krankenhauskittel und sagte, sie solle sich anziehen. Sie tat es mit vorsichtigen, bedächtigen Bewegungen. Als sie fertig war, stand er mit einer Nadel in der Hand wieder vor ihr. Auf ihre Fragen ging er nicht ein. Wortlos zapfte er ihr Blut ab und füllte damit mehrere Glasröhrchen. Sie hörte nach dem sechsten auf zu zählen.
Als Nächstes spürte sie einen kalten, alkoholgetränkten Tupfer am Arm und den Stich einer weiteren Nadel.
«Was ist das?»
«Etwas gegen die Schmerzen», sagte er. «Hier entlang.»
Darby folgte dem Mann zu einer von drei in eine Wand eingelassenen Türen. Er tippte einen Code in ein Nummernpad ein, dann zischte eine Druckschleusentür. Sie führte zu einer Kammer aus rostfreiem Stahl, die kaum größer war als ein Kleiderschrank. Ein Quarantäneraum mit eigener Toilette.
Darby blieb stehen. Enge Räume machten sie beklommen.
Der Arzt, der hinter ihr stand, sprach nun zum ersten Mal von sich aus mit ihr. «Es ist nur vorübergehend, bis wir wissen, ob Sie infiziert sind oder nicht.»
«Wie lange?»
«Die Auswertung der Blutproben braucht einige Zeit. Es geht schneller, wenn wir irgendwann eingrenzen können, was hier eigentlich passiert ist. Bis dahin müssen wir Sie unter Quarantäne stellen. Das dürfte ein paar Stunden dauern, dann können wir Sie
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