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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Bestattungsinstituten verwendet wurden. Sie stank nach dem widerwärtigen Zeug, das man bei der Behandlung von Toten einsetzte.
    Aber sie war nicht tot, im Gegenteil – sie fühlte sich sehr lebendig. Trotzdem sperrte man sie hier in dieser Quarantänekammer ein, die gut in einen Science-Fiction-Film gepasst hätte: Wände, Boden und Decke waren aus blauem Kunststoff wie in einer Gummizelle; es gab ein Edelstahlwaschbecken, eine Toilette und eine Dusche. Alles, was den Raum verließ – ihre Krankenhauskittel, Zeitschriften, Essensreste, Papierteller, Becher und das Plastikbesteck –, wurde eingewickelt und sorgfältig in signalrote Gefahrguttüten verpackt.
    Das Schwindelgefühl hatte sich nun weitgehend gelegt. Darby rutschte vom Bett und ging barfuß über den gummierten Boden. Sie hörte den inzwischen vertrauten leisen Jaulton der beiden Überwachungskameras, mit dem sie ihren Bewegungen folgten. Sogar nachts oder wenn sie die Toilette benutzte, zeichneten die Kameras alles auf.
    Darby ging zu einer Konsole und hob dort den Telefonhörer ab.
    «Ja bitte, Miss McCormick?», sagte eine männliche Stimme. Darby erkannte sie nicht.
    «Wie viel Uhr ist es?»
    «Fast Mittag. Haben Sie Hunger? Ich kann Ihnen …»
    «Ich möchte mit Sergeant Major Glick sprechen.»
    «Tut mir leid, aber der ist im Moment nicht verfügbar.»
    «Mir wurde gesagt, er würde heute wiederkommen.»
    «Er war hier. Ganz früh. Aber Sie haben geschlafen.»
    «Warum hat er mich nicht geweckt?»
    «Anweisung vom Arzt.»
    «Ich will ihn sprechen. Sofort.»
    «Sergeant Major Glick ist gerade mit einer Angelegenheit …» «… außer Haus beschäftigt und daher leider nicht in seinem Büro zu erreichen», beendete Darby den Satz für ihn. Sie kannte das Mantra, das jeder hier aufsagte, bereits auswendig. «Aber er hat ein Handy, richtig?»
    «Ich … na ja, ich denke schon.»
    «Verbinden Sie mich mit ihm.»
    «Ich kann Ihren Anruf nicht weiterleiten. Das geht mit dieser Anlage nicht.»
    «Dann bringen Sie mir ein Mobiltelefon.»
    «Wir haben hier drin keinen Handyempfang.»
    «Installieren Sie eine Festnetzverbindung.»
    «Ich fürchte, dafür ist Ihr Zimmer nicht ausgelegt. Das Telefon, das Sie im Moment benutzen, ist nur mit der Konsole des Sicherheitssystems verbunden.»
    «Schön. Dann bringen Sie mich zu einem anderen Apparat.»
    «Tut mir leid, aber solange wir nicht wissen, ob Sie infiziert sind, kann ich das nicht machen.»
    Darby spürte, wie sich tief in ihrem Kopf eine Feder spannte – etwa an der Stelle, wo ihr Rückgrat auf den Hirnstamm traf. Sie schloss die Hand so fest um den Hörer, als wollte sie ihn zerquetschen.
    «Wir beide wissen doch ganz genau, dass mir überhaupt nichts fehlt.»
    «Die Auswertung der Tests braucht ihre Zeit, Miss McCormick. Wir müssen erst exakt ermitteln, welchen Giftstoffen Sie ausgesetzt waren. In der Zwischenzeit müssen wir Sie überwachen …»
    «Wer ist der stellvertretende Kommandeur?»
    «Der Stellvertreter? Ich verstehe nicht, was …»
    «Diese Einrichtung untersteht der Army. So ist es doch, oder?»
    Keine Antwort.
    «Ich will mit jemandem reden, der hier etwas zu sagen hat», sagte Darby. «Sofort.»
    «Ich werde Ihre Bitte weiterleiten. Aber, wie Sie bereits wissen, dürfen wir nicht mit Ihnen über den Vorfall in New Hampshire sprechen. Vielleicht sollten Sie sich an das FBI wenden. Ich kann dort für Sie anrufen.»
    Darby hatte bereits mit zwei Agenten gesprochen, die das Bostoner Büro zu ihr geschickt hatte, zwei irische Jungs namens Connolly und Kelly. Sie hatten in dem weiß gefliesten Raum hinter der Plexiglasbarriere gestanden und sich während ihrer Befragung über die Sprechanlage Notizen gemacht. Die beiden hatten behauptet, nichts über die Ermittlungen oben im Norden im Granitstaat zu wissen, und versprochen, jemanden zu herzuschicken, der ihre Fragen beantworten konnte.
    Das war vor vier Tagen gewesen. Vielleicht auch vor fünf – es war schwierig, sich ein Gefühl für die Zeit zu erhalten.
    Darby legte den Hörer ans andere Ohr. «Wie heißen Sie?»
    «Howard.»
    «Und was machen Sie hier so, Howie?»
    «Ich?» Er lachte verlegen. «Ich bin nur ein kleiner Medizintechniker.»
    «Okay, Howie. Ich möchte, dass Sie eine Botschaft weiterleiten. Die nächste Person, die diesen Raum betritt, wird meine Krankenakte und die Ergebnisse sämtlicher Blutproben mitbringen. Sie wird mir diese Unterlagen aushändigen, sich dann hinsetzen und meine Fragen

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