Zerstörte Seelen
sich alles Mögliche einfallen lassen, um Randy zu bestrafen. Randy konnte sie also vergessen. So wie alle hier. Womit ihr nur noch … Darby griff zum Telefon.
27. Kapitel
Darby wählte die Nummer und hörte den ungewohnten doppelten Wählton eines Apparates jenseits des Atlantiks. Nach vier Doppelklingeltönen meldete sich Coops Anrufbeantworter.
«Coop, ich bin’s. Du musst mir einen Gefallen tun. Einen ziemlich großen sogar. Ich schicke dir mit FedEx ein paar Unterlagen. Sichere bitte die Fingerabdrücke darauf, und – das ist wichtig – du musst sie irgendwie mit den IAFIS -Daten abgleichen. Ich kann das von hier aus nicht machen. Lange Geschichte. Aber ich hoffe, du kannst mir helfen. Als wir das letzte Mal telefoniert haben, meintest du, die Feds hätten euch Zugang zu den biometrischen IAFIS -Daten gegeben, damit ihr das System testen könnt. Keine Ahnung, aber vielleicht kannst du das, was ich dir schicke, für einen Testlauf verwenden. Ich erkläre dir alles, wenn du anrufst. Mein Handy ist weg, also versuch es bei mir zu Hause.»
Sie überlegte, ob sie
Ich vermisse dich
hinzufügen sollte, sagte aber stattdessen: «Erinnerst du dich an Charlie Rizzo? Den Jungen, der vor über einem Jahrzehnt aus Brookline verschwunden ist? Ich habe ihn gesehen, Coop. Er war die ganze Zeit am Leben. Ich muss herausfinden, was dahintersteckt. Was mit ihm passiert ist.»
Darby legte auf und klickte mit der Maus auf das Icon für das Datum und die Zeit. Die Uhr und der Kalender öffneten sich: Heute war der Achtzehnte. In New Hampshire war sie am Abend des Neunten gewesen. Man hatte sie
neun
Tage lang auf der Quarantänestation festgehalten. Neun Tage ohne irgendwelche Symptome, und trotzdem hatte man sie eingesperrt und sie rund um die Uhr mit Medikamenten vollgepumpt.
Warum?
Sie klickte das Browser-Icon an. Erleichtert stellte sie fest, dass sie Zugang zum Netz hatte. Wenigstens hatten sie den nicht auch noch blockiert.
Darby tippte «Mark Rizzo» und «New Hampshire» in die Google-Suchzeile ein und bekam jede Menge Links. Sie begann mit dem ersten, neuesten, der sie zu der Website des Portsmouther
Herald
in New Hampshire führte. Der Artikel war nur wenige Absätze lang. Sie überflog ihn, ging dann zurück zu den Suchergebnissen und klickte den Link zum
Boston Globe
an. Darby las den
Globe
-Artikel und noch zwei weitere, dann hatte sie genug. Sämtliche Zeitungen verbreiteten denselben Mist über Mark Rizzo und dessen Familie, die angeblich bei der Explosion eines illegalen Drogenlabors ums Leben gekommen waren.
Deborah Collier, Special Agent von den Bostoner Feds und Pressesprecherin der Polizei von Durham und Portsmouth, hatte den Reportern erklärt, Mark Rizzo – ein Buchhalter, dem kürzlich von einer ortsansässigen Firma gekündigt worden sei – habe sich dem einträglichen Geschäft der Methamphetaminherstellung zugewandt. Ermittler des FBI und der ATF , der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen, die sich auch um Drogendelikte kümmerte, berichteten über Spuren der hochgradig süchtig machenden Straßendroge an einigen Trümmerteilen, die nach der Explosion gefunden worden waren. Special Agent Collier hatte außerdem bekanntgegeben, dass Leichenteile einer fünften Person am Explosionsort geborgen und mit Hilfe einer DNA -Analyse klar einem gewissen Alex Scala zugeordnet worden seien – einem dem FBI bekannten 43-jährigen Meth-Abhängigen und Kleindealer. Seine letzte bekannte Wohnadresse hatte sich in Dorchester, Massachusetts, befunden.
Bei der Explosion waren sieben SWAT -Leute und fünf Polizeibeamte aus New Hampshire ums Leben gekommen, deren Namen nicht bekanntgegeben wurden. Als Auslöser für die Explosion wurde Phosphin vermutet, ein extrem giftiges Gas, das bei der Methamphetaminherstellung entstehen konnte. Mehrere namentlich nicht genannte Anwohner waren stationär behandelt und inzwischen wieder entlassen worden.
Keine Zeitung schrieb etwas über den 911-Notruf durch einen Mann, der sich Charlie Rizzo nannte. (Obwohl in dem Artikel des
Boston Globe
die Entführung des Jungen im Jahr 1984, als die Familie noch in Brookline, Massachusetts, gewohnt hatte, kurz erwähnt wurde.) Auch über das nicht identifizierte Opfer, das Charlie angeschossen und in die Sträucher geworfen hatte, stand nichts in den Zeitungen – genauso wenig wie über den verschwundenen Krankenwagen. Am interessantesten fand Darby aber die Tatsache, dass über die Beteiligung der Army an dem Fall
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