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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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und blockierte die Fahrertür.
    Die Vorstellung hatte begonnen. Darby trat vom Fenster zurück.
    «Danke, Tim.»
    «Du gehst schon?»
    Sie nickte. «Ich habe noch etwas zu erledigen.»
    «Augenblick noch … Also, ich habe mir überlegt …» Er schluckte, dann wischte er sich mit der Hand über den Mund. «Ich dachte, vielleicht könnten wir mal ein Bier zusammen trinken. Oder so.»
    Darby lächelte. «Tim, ich bin geschmeichelt. Wenn ich in deinem Alter wäre, würde ich das Angebot sofort annehmen.»
    Die Hoffnung wich aus seinem Blick, sein blasses Gesicht wurde vor Verlegenheit rot. «Ich wollte dich nicht um … na ja … ein Date bitten. Ich dachte, wir könnten einfach nur ein bisschen zusammen abhängen.»
    «Abhängen», sagte Darby. «Aber klar doch. Kein Problem.»
    Tim, ganz Gentleman, brachte sie zur Wohnungstür und hielt sie sogar für sie auf.
    «Ich ruf dich nächste Woche an, Tim», sagte Darby so laut, dass Gregg es gerade noch hörte. «Dann besprechen wir, wann und wo.»
    Mit einer kurzen Umarmung und einem Küsschen auf die Wange verabschiedete sie sich von Tim.

25. Kapitel
    Darby stand auf der Eingangstreppe ihres Gebäudes. Das rhythmische blauweiße Blitzen von den Dächern der beiden Streifenwagen beleuchtete die Straßenecke. Sie konnte den Geländewagen jetzt besser sehen. Es handelte sich tatsächlich um einen Chevy Tahoe. Die Beifahrertür stand offen, das Innenlicht brannte, aber das Fahrzeug war leer.
    Draußen standen zwei Männer in Anzügen.
Feds,
dachte Darby. Einer war weiß und um die vierzig. Er hatte rotblondes Haar und eine große Nase. Mit den Händen auf dem Kopf stand er am Straßenrand und diskutierte mit dem Streifenpolizisten, der seine Neunmillimeter auf ihn gerichtet hielt. Es ging ziemlich laut zu. Trotzdem konnte Darby nicht verstehen, was gesagt wurde. Die Worte wurden vom Wind weggetragen und von den Geräuschen des regen Verkehrs auf der Cambridge Street übertönt.
    Der zweite Mann war Italiener oder Grieche, ein Tony-Soprano-Typ, der sein schütter werdendes schwarzes Haar über eine kahle Stelle nach hinten gekämmt hatte. Er war größer als sein Partner, etwa um die eins achtzig, und korpulent. Vornübergebeugt, die Hände links und rechts auf die Motorhaube gestützt, stand er da. Dabei spannte sich der Stoff seines Jacketts über der Wölbung seines Bauches. Er wurde grade nach Waffen abgetastet. Von dem, was in seiner nächsten Umgebung geschah, nahm er keinerlei Notiz. Sein Blick lag auf ihrem Gebäude. Und auf ihr.
    Darby kannte weder ihn noch den Rotblonden. Sie war sich sicher, die beiden noch nie zuvor gesehen zu haben. Aber sie erkannte den Streifenpolizisten, der mit einer Taschenlampe unter die Wagensitze leuchtete: Jimmy Murphy, eines der letzten Relikte aus einer Ära, in der die Iren den größten Teil der Bostoner Streifenpolizisten gestellt hatten. Er war untersetzt und hatte Hängebacken. Ein feines Netz geplatzter Äderchen, das von lebenslangem Kampftrinken zeugte, zog sich über seine Nase und seine Wangen. Darby stieg die Treppe hinab und beschloss, Jimmy später am Abend oder am nächsten Tag anzurufen. Vielleicht erfuhr sie die Namen der beiden Feds und konnte ihnen einen Besuch abstatten.
    Fat Tony starrte sie weiterhin an. Sie erwiderte seinen Blick mit unbewegter Miene. Als sie die Straße überquerte und auf die Gasse zwischen dem College und dem ältesten Backsteinstadthaus des Straßenzuges zusteuerte, sah sie, wie Tony Soprano der Wagentür zustrebte. Der Streifenpolizist, der dabei war, ihn zu durchsuchen, reagierte sofort und drückte ihn heftig auf die Motorhaube nieder. Wieder Geschrei. Ein anderer Cop hielt seine Neunmillimeter näher an den Kopf des Dicken. Bevor Darby in die Gasse abbog, sah sie noch den besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht.
    Darby ging bis zur Hanover Street und dann durch eine weitere Gasse bis zur Joy Street. Die Einbahnstraßen waren dunkel und still. Die Autos parkten hier dicht an dicht. Nur noch wenige Leute waren unterwegs. Sie befanden sich auf dem Heimweg oder gingen in die Bars und Restaurants, die die Cambridge Street säumten. Auf dem Weg zu der Stelle, an der man am leichtesten ein Taxi bekam – an der Ecke Cambridge und Charles Street auf der anderen Seite von Beacon Hill –, dachte Darby über die besorgte Miene des Fetten nach.
    Der Mann war aufgeflogen. Seine Vorgesetzten würden ihm den Arsch aufreißen. Man würde ihn degradieren, vielleicht sogar an irgendeinen obskuren

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