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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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rastlos hin und her, das linke, eine trübe weiße Kugel, lag reglos in der Höhle.
    Ghul
. Ein leichenfressendes Fabelwesen. Das war das erste Wort, das Darby durch den Kopf schoss. Ein Ghul im modernen Gewand: Das Wesen trug eine dunkle, weite Jogginghose und ein Sweatshirt mit nur halb geschlossenem Reißverschluss. Darby konnte seine vernarbte Brust sehen. Die Haut spannte sich straff über sich deutlich abzeichnende deformierte Knochen, so wie bei Charlie Rizzo. Die Atemwolken, die das Wesen keuchend ausstieß, lösten sich in der kalten Nachtluft auf.
    Der Ghul sprang nun in den Krater. Im selben Moment kamen unbestimmbare Geräusche aus dem Wald. Ein Blick zum nördlichen Waldrand zeigte Darby, dass das Trio immer noch dort stand, in die Nacht hinausstarrte und wartete.
    Sie haben dieses Ding geschickt. Es soll mich betäuben und wegschleifen.
    Wohin? An denselben Ort, an dem man Mark Rizzo festhielt?
    Gepolter, dann Schmerzgeheul aus dem teilweise zerstörten Keller.
    Zwei weitere Gestalten hatten sich auf den Kraterrand zubewegt.
    Wie der Ghul wühlten auch sie im verkohlten Dreck. Dieses klapperdürre Paar trug zerschlissene Kleidung und hatte rasierte Köpfe voller Narben. Beide hielten teleskopische Elektroschocker in den Händen. Einer kauerte tief am Boden und suchte mit den Augen den Waldrand und die Straße ab wie ein Jäger.
    Nein, er sucht nicht
, dachte Darby.
Er bewacht etwas
. Der andere stand stocksteif da und hatte ihr den Rücken zugewandt. Sie konnte die Tätowierung auf seinem Nacken erkennen:
Et in Arcadia ego
. Das Ding wandte sich um und sog schnüffelnd die Luft zwischen ihm und ihr ein.
    Darby umklammerte die MK23. Wenn dieses Wesen auf sie zukam, wenn es sie entdeckte, würde sie es mit einem Kopfschuss erledigen, sich dann um die anderen beiden im und am Krater kümmern und schließlich …
    Knacklaute, dann sah sie den Ghul aus dem Keller heraufwieseln. Das Gesicht dieser Kreatur war schwarz von Ruß und Schmutz. An der Seite des Kopfes klaffte ein blutroter Riss. Das Wesen blickte hinauf zu den versengten Ästen und öffnete den Mund.
    «Ka-kah! Ka-kah!»
    Stille. Die drei anderen standen wie erstarrt und warteten.
    Erledige sie
, dachte Darby.
Erledige sie jetzt sofort.
    Plötzlich stürmten die Ghuls wie von Panik erfasst ins Unterholz, brachen Zweige ab und streiften Äste, während sie dem nördlichen Waldrand zustrebten, wo die anderen drei Gestalten warteten.
    Darby hörte, wie in einiger Entfernung ein Wagen angelassen würde. Das Motorengeräusch klang, als würde bergauf gefahren. Es kam näher, dann bog ein Fahrzeug in die Straße ein – ein dunkler Van. Er stoppte abrupt, die Seitentüren glitten auf, dann huschten die deformierten Wesen hinein.
    Zwei der Beobachter vom Waldrand folgten ihnen, nicht aber der Hochgewachsene. Er blieb, wo er war, und Darby hatte das Gefühl, dass er sie anstarrte.

32. Kapitel
    Breitbeinig und mit großen Schritten kam er näher. Er drehte den Kopf zu ihrem Motorrad, dann richtete er den Blick wieder unverwandt auf sie.
    Er weiß, dass ich hier in dem Container stecke
.
    Der Mann fing an zu laufen.
Warum kommt er allein? Warum bringt er die anderen Freaks nicht mit?
    Er öffnete den Reißverschluss seines Sweatshirts und zog eine Pistole hervor.
    Darby schätzte die Distanz ab. Für einen sicheren Schuss war er noch zu weit entfernt. Zu viele Bäume im Weg. Sie musste warten, bis er näher kam. Noch ein paar Schritte, dann würde er die Lichtung erreichen. Wenn er nicht stehen blieb, würde sie ihn mit einem Schuss in den Oberschenkel stoppen müssen. Oder sie erwischte ihn oben an der rechten Brustseite, weit weg vom Herzen.
    Als Darby die MK zum Zielen anhob, bemerkte sie den hellen, gebündelten Lichtstrahl, der sich auf den Kraterrand zubewegte – ein taktisches Licht, eine unter dem Lauf einer 9 mm montierte Lampe.
    Ein Stück weit entfernt zersplitterte Glas.
    Darby blieb regungslos liegen. Nur ihr Blick ging in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war – irgendwo von ihrer linken Seite. Was befand sich dort? Das Nachbarhaus. Dort war in jener Nacht der Scharfschütze in Position gegangen. Es war das Haus, das von der Explosion schwer beschädigt worden war.
    Der Mann hatte das Klirren ebenfalls gehört. Er blieb stehen. Sein Blick suchte nach dem Ursprung des Geräusches. Vielleicht überlegte er, ob der Wind, der durch die Löcher in den Hauswänden wehte, etwas von einer Wand oder einem Tisch gefegt hatte.

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