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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Vielleicht fragte er sich auch, ob Darby nicht allein war. Ob man ihn in eine Falle locken wollte.
    Er schaltete die taktische Lampe aus, drehte sich zu dem wartenden Van, blieb noch einmal stehen und warf einen Blick zurück über die Schulter. Er starrte zu Darby herüber, als wolle er doch noch einmal umkehren.
    Nein. Der Mann hatte beschlossen, in den Wagen zu steigen. Sie sah ihn durch den Wald rennen, dann die Straße überqueren und in den Van springen. Die Tür knallte hinter ihm zu. Das Geräusch quietschender Reifen, deren Gummi sich in den Asphalt krallte, hallte durch die Nacht. Der Van brauste davon, das Motorenbrummen wurde leiser und erstarb.
    Darby lag mit klopfendem Herzen da. Es schlug hart gegen ihre schmerzenden Rippen, und sie atmete den Gestank von Ruß, Asche und verkohltem Holz ein.
Was in Gottes Namen habe ich da gerade gesehen?
    Ghuls, dachte sie. Ungeheuer. Kreaturen, die unter der Erde lebten und nur nachts hervorkrochen. Monster, die sie fangen wollten. Der Wind hatte sie im letzten Augenblick gerettet. Der Wind, der nun in den Ästen rauschte, hatte etwas Zerbrechliches von einer Wand oder einem Tisch im Nachbarhaus gerissen. Es war auf dem Fußboden zerschellt und hatte die Ungeheuer verjagt.
    Waren sie wirklich weg? Oder lagen sie noch irgendwo auf der Lauer? Beobachteten sie, wohin sie als Nächstes fuhr? Würden sie einen weiteren Versuch unternehmen, sich ihr zu nähern?
    Darby warf einen Blick auf die Uhr. Ein paar Minuten nach Mitternacht. Geisterstunde. Wie passend.
    Sie beschloss, noch eine Weile zu warten, ob die Kreaturen zurückkamen. Aber was sollte sie als Nächstes tun?
    In ihre Wohnung konnte sie nicht zurück. Die war verwanzt, und vermutlich beobachtete zumindest ein Komplize der Wesen, die sie gerade gesehen hatte, ihr Gebäude und wartete darauf, dass sie zurückkam. Genau wie das FBI . Darby war sich nahezu sicher, dass die Männer, die am Ende der Straße geparkt hatten, zu den Feds gehörten. Sie brauchte einen Ort, wo sie schlafen konnte, und es gab nur eine Möglichkeit: ein Hotel.
    Problem: Beim Einchecken musste man sich ausweisen und brauchte eine Kreditkarte. Darby wollte nicht, dass diese Informationen in einem Computer landeten. Wer Zugang zu den entsprechenden Datenübermittlungssystemen hatte, konnte feststellen, wo sie die Kreditkarte einsetzte. Sie musste einen Ort finden, wo sie unter einem falschen Namen absteigen konnte.
    Der Gedanke an Coop kam fast wie von selbst. Einer seiner Freunde verwaltete ein Timeshare-Gebäude am Bostoner McKinley Square, das Custom House. Sean Sowieso. War zusammen mit Coop in Charleston aufgewachsen, und zwar in einer Zeit, in der irische Gangster und zwielichtige Cops die kleine Stadt terrorisiert hatten. Die Freunde hatten aufeinander aufgepasst, und Darby war sicher, dass Sean auch ihr helfen würde, wenn sie ihn darum bat. Vielleicht konnte sie bei ihm unter falschem Namen ein Zimmer mieten.
    Außerdem brauchte sie jemanden, der ihr half, mehr über die Bedeutung des lateinischen Spruchs herauszufinden, der auf den Nacken dieser Kreaturen tätowiert war. Harvard hatte eine Divinity School, eine Fakultät voller Gelehrter, die sich mit Latein und Theologie beschäftigten. Darby warf einen Blick auf die Uhr. Viertel vor eins. In vier Stunden wurde es wieder hell.
    Sie beschloss aufzubrechen.
    Sie warf die Leintücher und die Bettdecke beiseite, klopfte ihre Jacke ab, sprang von der Mulde und lief mit dem taktischen Gürtel in der Hand zu ihrem Motorrad zurück. Den Gürtel warf sie über den Sitz, dann wühlte sie in der kleinen Gepäckbox.
    Beweisbeutel hatte sie zwar keine dabei, aber sie besaß ein improvisiertes Erste-Hilfe-Set mit einer kleinen Pflasterdose. Die trug sie zum Krater.
    Dort ließ sie den Lichtstrahl ihrer Taschenlampe langsam über die Trümmer wandern.
    Da. Eine frische Blutspur an einer Wand. Das Ding hatte sich offenbar den Kopf aufgeschlagen.
    Vorsichtig kletterte Darby hinab. Mit einem Gazestück nahm sie eine Probe und verstaute sie in der Dose.
    Mit ihrer Beute stieg sie wieder aus dem Krater. Nun musste sie nur noch den mit Gaffer-Tape befestigten Peilsender entfernen, der noch immer an ihrem Motorrad haftete. Dann konnte sie los.

33. Kapitel
    Angesichts der Tatsache, dass sie zu einer Einrichtung unterwegs war, in der mit lebensgefährlichen Bakterien und Viren hantiert wurde, erwartete Darby ein großes, weiträumig abgeriegeltes Areal mit Sicherheitskontrollen, vielleicht sogar mit

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