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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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bewaffneten Wachleuten am Eingang. Doch das biomedizinische Labor der BU war so konzipiert worden, dass es sich in die umliegenden Bauten des South End einfügte. Der Backsteinbau stand an der Ecke der Albany Street und war nur eines unter vielen einfallslosen, nichtssagenden Gebäuden zwischen den Industriekomplexen, in denen Druckmaschinen standen oder Kanzleien untergebracht waren. Nur zwei Dinge fielen auf: Kein Schild, kein Schriftzug, die darauf hinwiesen, was sich in dem Gebäude befand, und keine Fenster im Erdgeschoss und im ersten Stock. Dafür jede Menge Fenster von der zweiten bis zur sechsten Etage, einige davon erleuchtet. Am Straßenrand vor dem Gebäude parkte nirgends ein Fahrzeug. Was allerdings kaum verwunderte, schließlich war es zwanzig vor fünf. Am Himmel durchbrach der milchig weiße Lichtschein der beginnenden Morgendämmerung das Dunkel. Fast überall entlang der Albany Street gab es freie Parkplätze. Darby fuhr direkt vor das Gebäude, klappte das Visier ihres Helms hoch und entdeckte die Parkverbotsschilder. Wer hier sein Fahrzeug abstellte, riskierte eine Festnahme. Um der Drohung Nachdruck zu verleihen, waren über der Eingangstür zwei deutlich sichtbare Überwachungskameras angebracht. Eine schwenkte über die Straße vor dem Gebäude, die andere war auf die Ecke gerichtet.
    Darby vermutete, dass die nähere Umgebung mit weiteren Kameras überwacht wurde. Bedachte man, was sich in dem Gebäude befand, so konnte man davon ausgehen, dass die Kameras manuell bedient wurden. Es würde einen Überwachungsraum geben, von dem aus entweder Sicherheitsleute oder Militärangehörige die Straßen Tag und Nacht im Blick behielten.
    Darby bog rechts ab und fuhr um die Ecke. Auf dieser Seite bestand das Gebäude komplett aus Backstein. Keine Fenster, keine Türen. Auch hier sah sie mehrere Überwachungskameras. Eine schwenkte an ihr vorbei, doch anstatt die Drehung fortzusetzen, bewegte sich das Objektiv wieder zu ihr zurück. Darby fuhr zum Ende der Straße, bog ein weiteres Mal rechts ab, hielt dann an und warf einen Blick auf die Rückseite des Gebäudes. Sie sah eine große Stahltür, den Eingang eines Parkhauses.
    An der nächsten Ecke bog Darby erneut rechts ab und stellte fest, dass diese Seite des Gebäudes genauso aussah wie die anderen: ein Bollwerk aus Backstein.
    Ein Weißer mittleren Alters stand an der Ecke der Hauptstraße auf dem Gehsteig. Freundlich lächelnd winkte er sie zu sich.
    Ein Wachmann
, dachte sie. Sie hielt am Straßenrand und stellte sofort fest, dass sie keinen kleinen Angestellten irgendeiner namenlosen Sicherheitsfirma vor sich hatte. Dieser Mann verdiente gutes Geld und kleidete sich entsprechend. Er trug einen schlichten, eleganten dunklen Anzug zu einem hellblauen Hemd mit Haifischkragen und auberginenfarbener Krawatte. Sein Haar war ordentlich frisiert und silbergrau. Er sah aus wie ein Nachrichtensprecher zur besten Sendezeit.
    Darby stellte den Motor ab.
    «Guten Morgen, Miss McCormick.» Ein weicher Südstatenakzent.
Texas
, dachte sie. «Ich bin Neal Keats, der Leiter der Sicherheitsabteilung.»
    Er hielt Darby die Hand zum Gruß hin.
    Darby ignorierte die Geste. Er zog die Hand zurück. «Folgen Sie mir bitte. Ihr Motorrad können Sie hier stehen lassen.»
    «Ich möchte nicht, dass es abgeschleppt wird.»
    «Das passiert nur, wenn wir den Abschleppdienst rufen. Außerdem werden Sie nicht lange weg sein. Es dauert nur einen Moment.»
    «Was dauert nur einen Moment?»
    «Sie sind hier, weil sie Antworten auf Ihre Fragen suchen, richtig?»
    «Dann ist Sergeant Major Glick also endlich zu sprechen?»
    «Ich fürchte, er ist noch immer anderweitig beschäftigt, genau wie Mr. Fitzgerald. Aber es gibt jemanden, der sich gerne mit Ihnen unterhalten möchte.»
    Er lächelte. Perfekte weiße Jacketkronen. Darby beeindruckte sein öliges Politikerlächeln genauso wenig wie seine einschmeichelnde Stimme und sein überlegenes Gehabe.
    «Sollen wir hineingehen?»
    «Ja.» Darby setzte ebenfalls ein Lächeln auf. «Das sollten wir.»
    Neal Keats, ganz der Südstaatengentleman, hielt die Eingangstür für sie auf. Die zweite Tür öffnete sie selbst und betrat den faden Empfangsbereich mit kahlen weißen Wänden und einem hellbraunen Linoleumboden. Gedämpft strahlende Halogendeckenleuchten hingen über dem unbesetzten Empfangstisch aus heller Eiche. Er war in Form eines Podiums konstruiert und ähnelte der Empfangstheke in der Eingangshalle der Bostoner

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