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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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tut.»
    «Und was ist das, Thomas?»
    «Ihr foltert und tötet Menschen.»
    «Wir bereiten Sünder auf einen guten Tod vor, Thomas. Sie sind aus demselben Grund hier wie du. Du bist hier, um zu büßen. Und um Verzeihung zu bitten.»
    «Nein.»
    «Dann musst du noch viel nachdenken.»
    «Ihr werdet mich töten.»
    «Wir wollen dich
retten
, Thomas. Ist dein Seelenheil dir wichtig?»
    Er schluckte, beschloss, ihr Spiel mitzuspielen. Ihnen alles zu sagen, was sie hören wollten, und einen Weg aus diesem Horrorkabinett zu finden.
    «Ja.» Er leckte sich die Lippen. «Ja, das ist es.»
    «Bist du bereit zu beichten?»
    «Ja.»
    Sie scharten sich um ihn, die schwarzen Gewänder und unter Kapuzen verborgenen Gesichter, und er beichtete ihnen alles.
    «Danke, Thomas.»
    Ein sanfter Kuss auf die Stirn. Echte Lippen. Der Archon hatte die Maske abgenommen.
    Unwillkürlich kniff er das Auge zu. Er wollte das Gesicht nicht sehen und zitterte am ganzen Leib.
    «Dir ist vergeben.»
    Wieder schoss ein Stromstoß durch seinen Körper. Danach war er fast ohnmächtig und spürte kaum, wie man seinen Mund öffnete und ihm einen durchsichtigen, mit Vaseline bestrichenen Schlauch in den Rachen schob.

40. Kapitel
    Darby stand, die eisigen Hände tief in den Taschen ihrer Jeans vergraben, im Wohnzimmer von John Smith. Ihr Haar war noch immer voller Glasscherben, Blut klebte an ihren Kleidern. Sein kupferartiger Geruch mischte sich mit dem beißenden Gestank von Kordit. Ihr Gesicht, ihre Hände und Gelenke pochten. Sie hatte ein paar Schnitte abbekommen, aber sie waren nicht besonders tief. Der Sanitäter hatte die Scherben mit einer Pinzette entfernt, die Wunden in ihrem Gesicht gesäubert und dann eine antibakterielle Lösung aufgetragen, ihr aber keinen Verband angelegt. Darby betrachtete ihr Spiegelbild in einem der hohen Fenster, das nicht von Gewehrschüssen zersplittert worden war. Ein feines rotes Netz aus Schnitten und Kratzern überzog ihre rechte Gesichtshälfte.
    Der Adrenalinschub war längst verebbt und einem vertrauten und doch seltsamen Gefühl der Leere gewichen – einer Art Taubheit, so als hätte man ihr ein Narkosemittel gespritzt. Immer wieder sah sie wie in Zeitlupe vor sich, was geschehen war.
    Smith saß rechts von ihr, war dabei aufzustehen, und dann, nur einen Sekundenbruchteil später, explodierte sein zerfurchtes Gesicht. Hautfetzen und Blut wurden in ihr Gesicht geschleudert, und sie dachte:
Austrittswunde
. Sie hatte keinen Schuss gehört. Sofort drängten sich die Begriffe
Schalldämpfer
und
Scharfschütze
in ihr Bewusstsein. Dass Smiths Gesicht durch den Austritt des Geschosses fast völlig weggerissen worden war, bedeutete, man hatte ihm aus nicht allzu weiter Entfernung in den Hinterkopf geschossen. Man war ihr also doch hierher gefolgt.
    Darby war sofort aufgesprungen und hatte versucht, zur Glastür zu kommen. Nur das Innere des Hauses versprach eine gewisse Sicherheit. Sie hörte eine ängstliche Stimme aus dem Garten rufen: «Smitty? Smitty, alles in Ordnung?» Smiths Frau Mavis. Darby schrie
Vorsicht, Schüsse!
in den Wind, rief der Frau zu, sie müsse sofort ins Haus.
    Das zweite Projektil traf eines der Fenster. Darby stand mitten in einem Inferno aus Glassplittern. Es gelang ihr, die Schiebetür zu öffnen und sich ins Haus zu werfen, bevor der nächste Schuss die Tür zerspringen ließ. Das Geschoss grub sich in die gegenüberliegende Wand. Darby hatte bereits das Telefon in der Hand, wählte die 911, sagte der Leitstelle, dass geschossen wurde, und verlangte Polizeieinsatzkräfte und einen Krankenwagen. Sie nannte die Adresse, ließ das Telefon fallen und griff nach ihrer Waffe. Smith lag auf dem Bauch. Die zerrissenen Halsarterien versprühten einen feinen Blutnebel, während jeder weitere Herzschlag Blut aus der klaffenden Wunde auf den Boden des Balkons pumpte. Der sterbende Körper hörte nicht auf zu zucken. Darby wandte sich ab. Ziellos stolperte sie durch ein Labyrinth aus Räumen, suchte eine Treppe, die hinunter in den Garten führte …
    «Miss McCormick?»
    Die Stimme gehörte dem schwarzen Streifenpolizisten, der vor einem der zerbrochenen Fenster Wache hielt. A. DAVIS stand auf seinem Namensschild. Er und sein weißer Kollege waren zuerst eingetroffen. Die Polizisten hatten sie sofort ins Wohnzimmer verbannt. Davis war bei ihr geblieben, während sein Partner über Funk die Mordkommission und Verstärkung angefordert hatte. Bei der Suche nach dem Schützen hatte sie nicht helfen

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