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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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ohne Sicht in den Garten hinauszurennen. Der Heckenschütze hatte alle Vorteile auf seiner Seite gehabt. Er hatte ein Versteck zwischen den Bäumen und ein Zielfernrohr. Er hätte sie erschießen können. Dann würden die Kriminaltechniker jetzt auch ihre Leiche fotografieren.
    «Wie geht’s den Hunden?», fragte sie.
    «Gut. Wir haben sie in die Garage gesperrt.»
    «Mrs. Smith sprach ständig von einer gewissen Paula.»
    «Das haben Sie mir bereits gesagt.»
    Irgendetwas an Lu irritierte Darby. Vielleicht war es die Kleidung. Sein Outfit wirkte bizarr und klischeehaft, wie aus einem alten amerikanischen Polizeifilm abgeschaut: Er trug einen Filzhut und einen gegürteten London-Fog- Regenmantel über einem billigen marineblauen Anzug.
    Darby war neugierig, wie Lu sich nun verhalten würde. Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten: Er konnte ganz cool bleiben oder auf Konfrontationskurs gehen.
    «Irgendwelche Hinweise auf den Schützen?»
    «Wir befragen gerade die Nachbarn.» Er seufzte und schüttelte frustriert den Kopf. «Anscheinend hat niemand jemanden gesehen, der mit einem Gewehr in der Hand zwischen den Bäumen verschwand.»
    Darby starrte ihn an. Glaubte der Mann tatsächlich, ein Heckenschütze würde mit einem fertig zusammengesetzten Gewehr durch die Gegend spazieren? Wusste er nicht, dass Scharfschützen ihre Waffen zerlegten und in einer handlichen Tasche transportierten, die sich leicht unter der Kleidung verbergen ließ?
    «Was ist mit Patronenhülsen?», fragte sie. «Haben Sie welche gefunden?»
    «Nur Ihre. Sie lagen überall im Garten verstreut.»
    «Ich habe Ihnen beschrieben, was passiert ist. Dreimal», stellte Darby ruhig und sachlich fest. «Welchen Teil haben Sie nicht verstanden?»
    «Sie haben mir nicht verraten,
wer
auf Sie geschossen hat.»
    «Weil ich es nicht weiß. Wie gesagt, ich habe den Schützen nicht gesehen.»
    «Sie behaupteten, die Person hätte ein Gewehr mit Zielfernrohr und Schalldämpfer benutzt.»
    «Korrekt.»
    «Um das zu wissen, müssten Sie es gesehen haben.»
    «Ich erkläre es Ihnen noch einmal», sagte Darby. «Ich habe die Schüsse nicht gehört. Das bedeutet, es wurde ein Schalldämpfer benutzt. Um bei diesem Wind jemanden in den Kopf zu treffen oder in den Oberschenkel wie Smiths Ehefrau, braucht man ein Zielfernrohr. Außerdem kann man nur mit einem durchschlagkräftigen Gewehr und der entsprechenden Munition jemandem den Kopf von den Schultern pusten. Mündungsfeuer war keines zu sehen, also hat der Täter einen Mündungsfeuerdämpfer verwendet – bei Scharfschützengewehren ist das nichts Ungewöhnliches. Alle diese Tatsachen deuten auf einen geübten Schützen als Täter hin. Dass ich ihn gesehen habe, habe ich nie behauptet.»
    «Sie haben auch nicht erwähnt, dass Sie wegen einer Ermittlung hier sind.»
    «Weil es nicht so ist. Ich wollte mich mit Smith über die alten Zeiten unterhalten. Wir haben früher zusammengearbeitet.»
    «Das habe ich gehört.»
    Darby wartete. Sie fixierte Lu.
    «Ich habe ein paar Leute in Boston angerufen und mit einem Mann namens Leland Pratt gesprochen. Er sagte mir, Sie würden nicht mehr in der Crime Scene Unit arbeiten. Und im Labor übrigens auch nicht. Er bat mich, Ihnen etwas mitzuteilen.»
    «Haben Sie Papier und Bleistift parat? Das klingt wichtig.»
    «Nicht nötig. Die Nachricht ist kurz. Er sagte, Sie sollten sich nicht die Mühe machen, Ihre Sachen vom Labor abzuholen. Man wird sie Ihnen zuschicken.»
    Ein schmallippiges Lächeln, dann fügte Lu hinzu, «Mr. Pratt meinte, Sie würden sich unbefugt in eine laufende Ermittlung einmischen. Wollen Sie mir sagen, worum es dabei geht?»
    Darby dachte an das alte Ben-Franklin-Epigramm:
Drei können ein Geheimnis bewahren, wenn zwei tot sind.
Die Einzigen, die den Grund für ihren Besuch gekannt hatten, waren John Smith und möglicherweise seine Frau gewesen.
    «Wie schon erwähnt – ich wollte nur einen alten Bekannten besuchen.»
    Lu steckte sich ein Minzbonbon zwischen die schmalen Lippen. «Ein Kollege wird Sie in die Stadt begleiten. Ich unterhalte mich später mit Ihnen – wenn Sie bereit sind, die Wahrheit zu sagen.»
    «Worüber denn?»
    «Über die Nachforschungen, die Sie betreiben, und die Leute, die Ihnen hierher gefolgt sind und versucht haben, Sie zu töten.»
    Lu winkte jemandem, der hinter ihr stand. Ein untersetzter weißer Streifenpolizist, der dringend ein Hemd brauchte, in dem auch seine ausufernde Taille Platz fand, kam mit Handschellen auf

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