Zerstörte Seelen
trauriger Mann, der sich nichts sehnlicher wünschte, als nach Hause zu gehen, die Tür abzuschließen, den Telefonstecker zu ziehen und sich im Bett zu verkriechen.
«Lassen Sie uns eines klarstellen», sagte sie. «Ich habe nicht darum gebeten, in diese Sache hineingezogen zu werden. Der Kommandeur des SWAT -Teams von New Hampshire hat
mich
angerufen. Ich bin in dieses Haus gegangen und habe mit Charlie Rizzo geredet – und der Geiselnehmer war Charlie Rizzo, da bin ich mir sicher. Ich habe mein Leben riskiert, und Sie und Ihre Leute haben mich noch in diesem gottverdammten Quarantäneraum festgehalten, als längst feststand, dass ich keinerlei Gesundheitsgefahr für irgendjemanden darstelle.»
«Das haben wir zu Ihrem Schutz getan.»
«Quatsch. Sie brauchten Zeit, um oben im Norden die Spuren zu verwischen.»
Casey verschränkte die Arme. «Was glauben Sie – wie hätte die Öffentlichkeit wohl reagiert, wenn bekannt geworden wäre, dass Nervengas eingesetzt wurde?»
«Wie auf jeden Terroranschlag.»
«Genau. Wir hätten Zustände gehabt wie nach 9/11. Jeder Nachrichtensender, jede Zeitung des Landes hätte Reporter nach New Hampshire geschickt und rund um die Uhr von einem Terroranschlag mit Giftgas auf amerikanischem Boden berichtet. Sie waren selbst Ermittlerin. Sie wissen, wie schwer es ist, einen Fall zu bearbeiten, wenn die Medienleute wie Zecken an einem hängen. Also setzte ich die Geschichte von dem Drogenlabor in die Welt. Das klang plausibel. So etwas passiert ständig.»
«Und die Anwohner? Mussten die auch gefälschte Dokumente unterschreiben? Wurden die auch mit dem Patriot Act unter Druck gesetzt?»
«Der Einsatz von Saringas ist ein terroristischer Tatbestand. Deshalb ging der Fall an uns. Wir mussten ihn übernehmen. Nur so konnten wir dafür sorgen, dass Ihr Name nicht in der Presse auftaucht.»
Schwachsinn
, dachte sie. Es steckte noch viel mehr dahinter.
«Mir ging es von Anfang an nur um Ihre Sicherheit.»
«Aber irgendwie ist es diesen schrägen Vögeln trotzdem gelungen, mich zu finden.»
«Ja.»
Mein Telefon
. Sie hatte ihr Diensthandy im Schoß der Kreatur am Baum liegenlassen. Alle ihre Kontaktdaten waren darin gespeichert. Und noch mehr.
Sie müssen es gefunden haben, als sie ihn losgeschnitten haben.
«Wann haben Sie die Wanzen in meinem Apartment angebracht?»
Casey wirkte aufrichtig überrascht. «Sie haben in Ihrer Wohnung Wanzen gefunden?»
«Bislang nur eine», sagte Darby. «In meiner Küche. Schlampig gemacht. Sie war leicht zu entdecken.»
«Das waren nicht wir. Aber ich würde mir das gerne ansehen. Wenn Sie erlauben.»
«Warum benutzen Sie mich als Köder?»
«Das tue ich nicht.»
«Weshalb entlassen Sie mich dann aus der Quarantäne, ohne mich zu informieren, dass diese Leute eine Gefahr darstellen? Dass sie hinter mir her sind?»
«Wir haben Ihren Namen aus der Sache rausgehalten. Wir dachten, die würden sie nicht finden. Die Aufzeichnungen aus der mobilen Einsatzzentrale haben wir beschlagnahmt.»
«Und der Angeschossene in dem Krankenwagen?»
«Verschwunden», sagte Casey. «Sie haben die Rettungssanitäter erschossen. Ich habe Sie vorsichtshalber observieren lassen.»
« FBI -Agenten oder Secret Service?»
«Beides.»
«Wann wollten Sie mir das sagen?»
Schweigen.
«Wie lange?», fragte Darby.
«Wie lange was?»
«Wie lange sollte ich beschattet werden?»
«So lange wie nötig.»
«Weil Sie diese Leute kennen und wissen, wozu sie fähig sind.»
«Sagen wir, ich habe … gewisse Erfahrungen.»
Darby wartete auf weitere Einzelheiten. Casey schwieg.
«Ich will alles wissen. Jedes Detail», sagte Darby. «Und zwar jetzt.»
«Wenn ich Ihnen alles sage, gehen Sie dann in ein Safe House?»
«Nein.»
«Aber nur so können wir für Ihre Sicherheit garantieren.»
«Besten Dank. Von den Fähigkeiten Ihrer Leute konnte ich mich bereits überzeugen.»
«Sie wollen mich nicht verstehen.» Casey verbarg seinen Ärger nicht. Er sprang von der Tischkante und starrte auf Darby hinab. «Ich versuche, Sie zu schützen. Ich mache die ganze Zeit nichts anderes, und Sie treten mir ins Gesicht.»
«Sie hätten mich nicht anlügen sollen.»
Sein Ausdruck wurde ein wenig weicher. «Diese Gruppe war … sie sind gefährlich.» Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: «Sehr gefährlich. Das kann ich gar nicht deutlich genug sagen. Sie müssen mit den Agenten in ein Safe House gehen. Bitte.»
Casey hatte nicht mit dem überzogenen Pathos schlechter
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